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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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L.A.“
„Klingt gut“, sagte Rubinowitz. „Rufen wir ihn an.“
Troller kramte die Visitenkarte von Ross hervor und wählte seine Mobilfunknummer. Nachdem es dreimal geklingelt hatte, meldete sich seine Mobilbox. Troller sprach ihm einen kurzen Bericht und einen Hilferuf auf die Box.
„Hatte Blake nicht gesagt, dass er hier Rinder züchtet?“, sagte Jane und zeigte auf die karge Hochebene unter ihnen.
„Es gibt hier künstliche Oasen“, sagte Rubinowitz. „In diesen Wüsten hat man nicht nur Atombomben getestet, sondern auch Programme der Rekultivierung erprobt.“
Doch als sie sich Blakes Farm näherten, nahm die Vegetation sogar noch ab. Alles war tot da unten. Rubinowitz drehte eine Runde über das riesige, eingezäunte Gelände. Es sah aus wie eine Mondlandschaft.
Unweit der Landepiste lag ein flacher Rundbau, der wie ein riesiges Silo aussah. Darum herum gruppierten sich Gebäude, die wie normale Farmgebäude aussahen. Die Zäune da unten sahen aus, als wären hier wirklich einmal Viehkoppeln gewesen. Aber wo war das Gras? Warum war der Boden völlig verdorrt und kein Stück Vieh zu sehen?
„Sieht völlig abgestorben aus“, sagte Jane.
„Und verlassen“, ergänzte Troller.
    „Seht ihr das Licht?“, sagte Rubinowitz.
    Im selben Moment hatten sie es auch gesehen. Ein eigenartiges, fluoreszierendes und zugleich flackerndes Leuchten schwebte über dem Anwesen. Man glaubte sogar, Figuren in dem Licht zu erkennen. Bilder.
    „Wie Traumbilder“, sagte Jane.
„Vielleicht so etwas wie eine Fata Morgana“, sagte Troller. „Nein“, sagte Rubinowitz. „Eine Fata Morgana ist ein stehendes Bild. Es scheint sich zwar zu bewegen wie ein Dia auf einem Vorhang, der vom Wind bewegt wird, aber es ist doch immer dasselbe. Das hier – das sind Bilderfluchten, holographische Eruptionen, bewegte Lichtgestalten, das ist, wie soll ich sagen, das ist wie . . .“
    „Wie der Traum eines großen Träumers“, sagte Jane. Sie schwiegen alle drei. Rubinowitz drehte noch eine Runde über den Farmgebäuden. Gebannt schauten sie sich das holographische Schauspiel an.
    „Wir gehen jetzt runter“, sagte Rubinowitz. Er drosselte den Motor und machte die Maschine zur Landung bereit.
Die Asphaltpiste war in einwandfreiem Zustand. Rubinowitz hatte die Maschine sanft aufgesetzt und kam problemlos zum Stehen.
Immer noch regte sich nichts auf dem Gelände – wenn man von dem Lichterspiel absah. Es hatte etwas Unheimliches, jetzt, wo sie noch näher herangekommen waren. Besonders nachts musste es wie ein gewaltiges Geisterspiel wirken. Was da in schnellem Nacheinander und Durcheinander aufblitzte und wieder erlosch, war wie ein Feuerwerk der dritten Art. Mal glaubte man ägyptische Pyramiden zu sehen, dann wieder die Twin Towers von New York, mal den Eiffelturm, dann wieder die Hagia Sofia. Zugleich aber auch Menschenmengen, die in Fußballstadien versammelt waren oder auf Schlachtfeldern kämpften, an Stränden in der Sonne lagen oder einfach in der Luft herumgewirbelt wurden. Man sah Wüsten, Meere, Inseln, Urwälder. Oder es waren Planeten zu sehen, Gestirne, die aber auch Atome sein konnten, ins Riesige vergrößerte kleinste Teilchen, Quarks vielleicht oder Strings. Man sah Tiere aufblitzen und wieder verschwinden, Löwen, Giraffen, Frösche, Schweine, aber auch Vögel oder Fische, oder Chimären wie Pegasus oder die Medusa mit dem Schlangenhaupt. Dann wieder Technisches wie Roboter, Fabriken, Maschinen, Raketen . . . Man sah, so Trollers Eindruck, oder man würde es sehen, wenn man ewig zuschaute, das gesamte Menschheitsrepertoire an Bildern! Das alles wirbelte in diesem Traumlicht so wild und zugleich so flüchtig durcheinander, dass man nicht wusste, ob man es wirklich sah oder nur halluzinierte.
„Gehen wir“, sagte Jane und steuerte geradewegs auf den Rundbau zu.
Immer noch war weit und breit niemand zu sehen. Ratlos standen sie vor dem Rundbau, der fensterlos war und hermetisch verschlossen wirkte. Ohne sich durch die Lichterscheinungen beirren zu lassen, gingen sie einmal um den Bau herum. Es gab nur eine einzige Tür, eine schwere Metalltür mit den Ausmaßen eines Garagentors, auf der ein in höflichem Ton gehaltenes Warnschild angebracht war. Unbefugten war das Betreten des Gebäudes verboten. Lebensgefahr! Überwachungskameras sicherten den Eingang. Links neben der Tür war ein kleines Kästchen angebracht, in das man eine Zahlenkombination eintippen konnte.
Die Tür hatte keine Klinke. Man konnte nicht mal an

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