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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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heftiges Schlagen über. Troller krallte die Hände in die Armlehnen und stemmte seinen rechten Fuß gegen eine imaginäre Bremse. Er verstand nichts von Flugzeugen, aber er war sicher: Jeden Moment müsste die Cessna auseinander brechen.
Man sah Rubinowitz die nervöse Anspannung an, und doch wirkte er ruhig und entschlossen. Konzentriert korrigierte er mit dem Steuerknüppel die immer heftiger werdenden Ausschläge.
Lieber Gott, lass uns abheben, lass uns endlich abheben, dachte Troller. Er spürte, wie Janes Hände sich in seine Schultern verkrallten. Er schaute sich um. Sie hatte die Augen geschlossen. Vielleicht wollte sie nicht, dass er die Angst in ihren Augen sah. „Wir schaffen es“, sagte er und wunderte sich selbst über die Ruhe in seiner Stimme. „Wir schaffen es.“
In diesem Moment gab es einen gewaltigen Schlag, und zugleich hob die Maschine ab.
„Oh Gott“, sagte Rubinowitz und wischte sich mit dem Ärmel seiner Jacke über die Stirn. „Oh, mein Gott.“
Troller schaute aus dem Seitenfenster. Ein schwarzer Spalt klaffte im Boden. Die Erde hatte sich aufgetan. Eine Sekunde später, und sie wären nicht in die Lüfte aufgestiegen, sondern in die Tiefe gestürzt.
„Nein“, sagte Jane fassungslos, „seht doch nur!“
„Was denn?“
„Seht doch nur.“
Rubinowitz machte mit der Cessna einen Bogen über die Bay – und jetzt sah Troller es auch. Die Brücke, die Golden Gate Bridge! Das wunderbare Bauwerk, Symbol der heiteren, vielstimmigen, vielfarbigen Stadt, war eingestürzt. Die seitliche Aufhängung bildete nur noch ein Gestrüpp von sinnlos durcheinander gesteckten Verstrebungen, die an zerbrochenen Betonteilen hingen.
Und die Stadt selbst? San Francisco? Troller brauchte einige Sekunden, bis er begriff, was er da sah. San Francisco leuchtete. Aber es war ein böses, grausames Leuchten.
„Die Gasleitungen“, hörte er Jane sagen. „Wahrscheinlich sind die Gasleitungen explodiert.“

    Die Sonne war bereits aufgegangen, als sie sich der Gegend näherten, in der Blakes Farm liegen musste. Aus dem Sprechfunk hatten sie erfahren, dass ein Erdbeben der Stärke 8,7 San Francisco und die nähere Umgebung verwüstet hatte. Aber auch in der weiteren Umgebung hatte das Beben noch beträchtliche Schäden angerichtet. Seine Ausläufer waren bis nach Los Angeles im Süden und Seattle im Norden zu spüren gewesen.
    Hier dagegen, über der Mojave-Wüste schien die Welt noch in Ordnung, vorausgesetzt man hatte nichts gegen eine staubige Landschaft, die nur spärlich mit Kakteen bewachsen war und durch die die Buschhexen trudelten.
    Die kleine Cessna-Besatzung hatte auf dem Flug nur wenig gesprochen, jeder war seinen eigenen Gedanken nachgegangen. Nur einmal war Troller ruckartig lebendig geworden, als ihm eingefallen war, dass sie keinen Plan hatten, wie sie mit Blake umgehen sollten. Er würde ja wohl nicht allein auf seiner Farm sitzen und in irgendeinem Hinterzimmer bei Kerzenschein Gehirne zusammenbauen. Er brauchte ein modernes Labor mit einer Ausstattung, die zig Millionen, wenn nicht sogar Milliarden kostete, und so was ließ man nicht einfach so in der Wüste stehen, ohne es zu bewachen. Außerdem war er ein Mörder. Ganz sicher hatte er Bodyguards, die ihn schützten.
    „Wir stellen wir uns das eigentlich vor?“, hatte er gesagt. „Dass wir da so einfach reinspazieren und mit Blake über Gut und Böse reden?“
    „Ich hab da hinten ’ne Jagdflinte“, sagte Rubinowitz.
    Jane bückte sich, kramte die Flinte unter dem Sitz hervor und hob sie hoch.
„Ist doch lächerlich“, sagte Troller.
„Eben.“
Jane hatte noch ihren Damenrevolver, aber auch der war lächerlich angesichts der schwer bewaffneten und gut ausgebildeten Wachmannschaft, mit der sie rechnen mussten.
„Wir sollten die Polizei verständigen“, sagte Troller.
„Wie denn?“, sagte Jane. „Die nächste Polizeiwache anrufen, der wir dann erzählen, da baut jemand Gehirne zusammen, bitte kommt mit großem Aufgebot in die Wüste und haut uns da raus?“
„Lieutenant Ross“, sagte Troller.
„Wer ist das?“, fragte Rubinowitz.
Troller erzählte ihm von dem Gespräch am Flughafen La Guardia. Wie lange war das jetzt her? Das war, nachdem sie bei Jackson gewesen waren. Die Nachricht von Lanskys Tod, das Bild von seiner Leiche mit dem Kopf von Z 1227 waren an dem Tag durchs Fernsehen gegangen.
„Was hat das für einen Sinn, diesen Ross anzurufen“, sagte Jane. „Der sitzt doch in New York.“
„Irrtum. Er sitzt jetzt in

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