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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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unsere Sklaven zu sein?“
„Nein. Werden sie nicht. Wer werden ihnen gleiche Rechte einräumen müssen. Sie werden das verfassungsmäßige Recht haben, ihr Glück zu verfolgen, sie werden an den allgemeinen Wahlen teilnehmen, und wer einen Roboter gegen dessen Willen abschaltet, wird gehängt.“
„Gehängt?“, sagte Jane ungläubig.
„Oder er kommt auf den elektrischen Stuhl, ganz wie Sie wollen. Jedenfalls ist er ein Mörder und wird auch so behandelt werden.“
„Aber“, sagte Jane, „haben Sie denn keine Angst vor ihnen?“
„Warum sollte ich Angst vor ihnen haben“, sagte Lansky. „Wenn sie doch klüger sind. Vielleicht werden sie vieles besser machen als wir. Wahrscheinlich machen sie sogar alles besser.“
„Alles?“, fragte Jane, und Troller merkte, dass sie nun endlich auf den Punkt kommen wollte.
„Aber ja“, rief Lansky aus. „Sie werden unsere Zivilisation bewahren, wenn es mit uns zu Ende geht. Denn sehen Sie, diese Maschinen sind ja nichts anderes als wir selbst in einer neuen Form. Nur ohne diese Steinzeitinstinkte, die uns noch immer dazu bringen, lauter Dummheiten zu machen.“
„Sie waren einmal an einem Projekt beteiligt“, sagte Jane, „bei dem es darum ging, die unterschiedlichsten Wissenschaften zu mobilisieren, um das Überleben der Menschheit zu sichern. Erinnern Sie sich?“
Lansky blickte sie fragend an. „Ich war an unzähligen Projekten beteiligt“, sagte er. „Welches meinen Sie?“
„Die Konferenz von 1995.“
Lansky dachte einen Augenblick nach, schlug sich dann mit der Hand gegen die Stirn und verzog das Gesicht zu einer Grimasse: „Sie meinen die Blake-Konferenz? Das war doch kein Projekt, das war eine Lachnummer.“
„Wieso? Mit seiner Fragestellung war Blake doch seiner Zeit voraus“, sagte Troller.
„Aber mit seinem Ansatz völlig daneben.“ Lansky machte eine wegwerfende Handbewegung. „Der glaubte, nur weil er den Nobelpreis bekommen hatte, sei er dazu berufen, die Menschheit zu retten. Anstatt weiter seiner Arbeit nachzugehen, hatte er nichts Besseres zu tun, als lauter aufgeblasene Experten zusammenzurufen.“
„Immerhin waren Sie auch darunter“, sagte Troller.
„Wir alle wussten, dass es um viel Geld ging“, sagte Lansky. „Welcher Forscher lässt sich eine solche Chance schon entgehen.“
„Und warum haben Sie am Ende nicht mitgemacht?“
„Ich war noch nicht reif für die Insel“, sagte Lansky und lachte.
„Hat es Sie nicht gereizt, mit einer Anzahl von Top-Wissenschaftlern aus den verschiedensten Disziplinen zusammenzuarbeiten?“
„Top-Wissenschaftler?“ Lansky schnaufte verächtlich. Etwas schien ihm auf der Zunge zu liegen. Er zögerte einen Moment, trippelte von einem Bein aufs andere und nahm dann eine Art Kämpferpose ein. „Der Schlimmste von allen war Turner“, sagte er unvermittelt.
„Wieso?“, fragte Troller. Turner war der Astrophysiker aus New Orleans, der auch noch auf ihrer Liste stand. „Turner müsste doch ein idealer Partner für Sie sein. Schließlich will er den ganzen Weltraum besiedeln.“
„Er ist ein gefährlicher Spinner“, sagte Lansky. „Der glaubt wahrscheinlich immer noch, dass er der Einzige ist, der uns alle retten kann. Messiaswahn nennt man das, glaube ich. Nur dass der echte Messias nicht dauernd hinter den Frauen hergegafft hat.“
„Ach wirklich?“ Troller war vollkommen überrascht, dass Lansky, der bisher eher schüchtern und verklemmt gewirkt hatte, auf einmal solche Beobachtungen anstellte.
„Und ob! Ich meine, wenn jemand ein Womanizer ist, dann er“, sagte Lansky und lachte. „Ich habe ihn einmal im French Quarter besucht und mir bei der Gelegenheit auch ein bisschen Jazz angehört. Ich mag Jazz. Wir trafen uns abends in so einem Jazzlokal, redeten eine Weile miteinander, und jedes Mal, wenn eine neue Frau den Raum betrat, fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf. Und dann plötzlich stand er auf und sagte: Ich geh jetzt zu Sue oder Sheila oder wie sie nun hieß. Die Bourbon Street war ja gleich um die Ecke. Ich hab gedacht, lass ihn nur machen, bin sitzen geblieben und hab weiter Jazz gehört. Nach einer Stunde kam er zurück und redete genau da weiter, wo er vorher aufgehört hatte. Aber vielleicht hat er sich ja auch nur die Beine vertreten. Ich war damals fasziniert von seiner Vision, den Weltraum zu kolonisieren, nicht nur unser Sonnensystem oder unsere Galaxie, sondern den gesamten Raum – das ist schon kühn, das ist groß! Ich war auch nicht der Einzige, der sich davon hat

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