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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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gekommen.“
„Was ist er eigentlich? Botschafter?“
„Ist ’n heikles Thema. Er hat’s nämlich nie zum Botschafter gebracht. Noch nicht wenigstens. Meine Mutter und ich nennen ihn aber trotzdem immer >der Botschafter<.“
Der Laptop gab einen Piepton von sich. Eine neue E-Mail. Wahrscheinlich wieder von Kowalski. Jane öffnete sie und las sie durch. „Das ist einfach nicht zu glauben“, sagte sie und schob Troller den Laptop rüber.
Troller schaute auf den Bildschirm und spürte, wie sein Herz zu hämmern anfing. Ihm schwindelte. Seine Zunge war wie gelähmt. Man hatte Kranich mit einem Toxikum umgebracht, das noch vor wenigen Monaten nicht einmal nachweisbar gewesen wäre. Wahrscheinlich hatte es deswegen so lange gedauert, bis das Obduktionsergebnis feststand.
„Nun wissen wir wenigstens, dass es Mord war“, sagte Jane und legte für einen Augenblick ihre Hand auf Trollers Arm. „Es war Mord und sollte wie Herzversagen aussehen.“
Zum ersten Mal wurde Troller fast körperlich bewusst, dass Jane und er ebenfalls in Gefahr waren. Das hier war nicht bloß eine interessante und aufschlussreiche Wissenschaftsrecherche, wie er sich immer wieder einreden wollte. Sie stocherten hier in einem System von Verbrechen herum, ohne die Zusammenhänge auch nur im Ansatz zu durchschauen, aber wer immer auch dabei die Fäden zog, er war mächtig, skrupellos und allgegenwärtig.
Troller schaute sich vorsichtig um. Ihm fielen zwei Männer auf, die im hinteren Teil des Speisewagens saßen und sich angeregt unterhielten. Ein Weißer mit Bürstenfrisur und ein Japaner. Oder Koreaner. Er hatte sich bisher keine weiteren Gedanken über sie gemacht, aber plötzlich glaubte er, sie schon gesehen zu haben. Nach Kranichs Vortrag. Und nun saßen sie hier im Speisewagen, um Jane und ihn aus dem Weg zu räumen.
„Was ist los?“, fragte Jane. „Ist dir nicht gut?“
„Doch, doch. Ich denke nur, wir sollten ab jetzt etwas vorsichtiger sein.“ Er versuchte, möglichst beiläufig zu klingen. Jane brauchte nicht zu wissen, dass er auf einmal Angst hatte.
Die beiden Männer brachen jetzt in ein schallendes Gelächter aus. „That’s the way it is“, hörte Troller den Weißen ausrufen. „Right the way it is.“ Der Mann saß mit dem Rücken zu ihm, sodass Troller ihn nicht erkennen konnte, aber jetzt stand er auf, warf seine Serviette auf den Tisch und drehte sich um.
Er war es nicht. Er hatte zwar auch eine Bürstenfrisur, aber er war viel breiter als der Mann in Berlin, hatte eine Knollennase und vorstehende Augen. Nichts Clint-Eastwood-artiges.
Jetzt fängt’s mit der Paranoia an, dachte Troller. Auch der Koreaner konnte nicht derselbe sein. Diese schief stehenden Zähne, die er eben beim Lachen gezeigt hatte, wären ihm damals sicher aufgefallen, ein wahres Zahngestrüpp, und das in Amerika, dem Land der perfekten Gebisse. Vielleicht machte er sich ja ganz umsonst Sorgen. „Hältst du es eigentlich für möglich, dass wir schon beobachtet werden?“, fragte er.
„Natürlich“, sagte Jane.
„Und warum?“
„Weil die Organisation bestimmt nicht schläft.“
„Welche Organisation?“, fragte Troller verwirrt.
„Wenn ich das wüsste, wär ich schlauer. Aber auch wenn weder das Pentagon noch eine ausländische Macht hinter den Morden stehen, handelt es sich mit Sicherheit nicht um einen Einzeltäter. Es gibt keinen einsamen Irren, der in Fort Lauderdale ein Gehirn klaut, nach Berlin jettet, Kranich mit einem unbekannten Gift zur Strecke bringt und kurz darauf Jeffrey Freeman mitsamt seinem Auto ins Jenseits befördert. Bei Eklund waren es mindestens zwei Männer, bei Kranich vermutlich ebenfalls zwei, und bei Freeman weiß man’s nicht.“
„Wenn wir wenigstens irgendwo ein Motiv erkennen könnten.“
„Tja, wenn“, sagte Jane, „dann könnten wir wahrscheinlich morgen in die Karibik fahren und uns mit Caipirinhas voll laufen lassen.“
Was ich mit dir verdammt gern täte, dachte Troller.
„Hat sich eigentlich Kowalski schon mit dieser Organisationshypothese beschäftigt?“, fragte er.
„Ja. Er hat eine Liste aller Vereine, Firmen, Organisationen zusammengestellt, zu denen unsere Kandidaten gehören. Lansky, zum Beispiel, hat zusammen mit Adams eine Brain Inc. gegründet. Irgend so eine Firma, die unter anderem . . .“
„Haushaltsroboter produziert“, fuhr Troller dazwischen.
„Woher weißt du das denn?“
„Aktien. Ich hab ein paar davon. Waren eine Zeitlang der Renner, sind dann aber ziemlich abgestürzt.

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