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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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Wissenschaft, Technik und Zivilisation gerichtet ist.“
    „Und warum nennen die sich FOU?“
„Abkürzung für Friends of the Unabomber . Sie wissen, wer der Unabomber war?“
    Doch, wusste er. Der Unabomber hatte siebzehn Jahre lang, von 1978 bis 1995, die USA terrorisiert. Aus Protest gegen die moderne Technik und das industrielle System hatte er sechzehn Bombenanschläge verübt, dabei drei Menschen getötet und neunundzwanzig verletzt. Gefasst wurde er erst, nachdem die Washington Post und die New York Times ein Manifest veröffentlicht hatten, in dem er die Menschen dazu aufrief, Fabriken zu zerstören, technische Fachbücher zu verbrennen und so dem industriellen System die Basis zu entziehen. Nicht nur der Unabomber, auch das FBI hatte die Zeitungen dazu gedrängt, das Manifest zu veröffentlichen. Es hoffte, auf diesem Wege Hinweise zur Überführung des Verbrechers zu bekommen. Und wirklich: Das Manifest erinnerte den New Yorker Sozialarbeiter David Kaczynski an gewisse Schriften seines älteren Bruders Theodore, die er im Haus ihrer Eltern gefunden hatte. Er ging zum FBI, zeigte seinen Bruder an, und kurz vor Ostern 1996 wurde Theodore Kaczynski, ein ehemaliger Mathematikprofessor der Universität von Berkeley, als Unabomber gefasst und überführt. Seinen Spitznamen hatte er übrigens von den Medien bekommen, weil seine Anschläge sich vor allem gegen Universitäten und Airlines gerichtet hatten.
    „Ich habe von ihm gehört“, sagte Troller. „Und jetzt, nehme ich mal an, haben sich diese FOU gemeldet?“
„Richtig. Mit einem Bekennerschreiben. Aber wir haben unsere Zweifel. Die hängen sich gern an was dran. So war es auch mit einem anderen, ähnlich gelagerten Fall.“
Troller wusste, was jetzt kam, sagte aber nichts. Nicht zu weit hinauslehnen.
„Haben Sie von dem Mord an John Eklund gehört?“
„Natürlich. Ich bin Wissenschaftsjournalist.“
„Auch das wollen die FOU gewesen sein.“
„Aber müsste dann nicht doch das FBI eingeschaltet werden?“
„Die Fibbies prüfen die Sache gerade. Mir ist egal, was dabei rauskommt. Das eine war in Florida, das andere in Massachusetts. Solange sie in Kalifornien die Köpfe dranlassen, lässt mich die Sache kalt. Ich fange nämlich in drei Tagen in L. A. an.“
So weit sind sie also schon, dachte Troller. Der Zusammenhang zwischen den Morden an Eklund und Lansky wurde jetzt offenbar auch von anderen gesehen, und nicht nur von den Friends of the Unabomber. Aber Jane und er waren noch immer die einzigen, die den Zusammenhang zur Blake-Konferenz kannten oder wenigstens ahnten. Und da musste der Schlüssel liegen, davon war er immer noch überzeugt. Er hatte inzwischen denselben Ehrgeiz wie Jane: Er wollte nicht nur wissen, wer Kranich und die anderen ermordet hatte, er wollte auch der erste sein, der es herausfand und an die Öffentlichkeit brachte. Zusammen mit Jane natürlich. Ihr investigativer Ehrgeiz war auf ihn übergesprungen. Es war zwar immer noch spannend, Leuten wie Blake, Lansky, Jackson oder Turner zu begegnen und sie zu interviewen, aber das Wichtigste war eben doch der Fall.
„Wie Sie sehen, kann ich Ihnen nicht weiterhelfen“, sagte Troller und stand auf.
„Moment mal“, sagte Ross. „Noch bin ich derjenige, der dieses Gespräch beendet. Oder nicht beendet. Sie haben gesagt, Sie sind gestern um 12.50 Uhr mit dem Amtrak von Boston nach New York gefahren. Haben Sie dafür Zeugen?“
„Jane Anderson.“
„Was Sie nicht sagen!“
„Wir waren um 17 Uhr im Hotel. Das können Sie nachprüfen.“
„Haben wir schon. Sie könnten mit dem Flugzeug gekommen sein.“
„Wir haben es uns vorher ausgerechnet. Wir wären mit dem Flugzeug kaum schneller gewesen. Fahrt zum Logan Airport, einchecken, warten, Flug nach La Guardia, Taxi nach Manhattan – es hätte fast genauso lange gedauert.“
„Lansky ist, gleich nachdem Sie sein Haus verlassen haben, ermordet worden“, sagte Ross. „Vorausgesetzt, Sie haben das Haus zu dem von Ihnen angegebenen Zeitpunkt verlassen.“
„Fragen Sie den Taxifahrer.“
„Unsere Kollegen in Boston bemühen sich noch darum, ihn zu finden.“
„Die Nummer des Taxis war sieben-neun-acht.“
„Woher wissen Sie das?“, fragte Ross verblüfft.
„Er hatte einen Aufkleber an der Frontscheibe, da stand es drauf.“
„Und wieso haben Sie sich das gemerkt?“
„Weiß ich nicht. Ich lese so eine Zahl und merke sie mir. Geschieht einfach so.“
„Wie sah er aus?“
„Wer?“
„Der Taxifahrer.“
„Schwarze Haare.

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