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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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möglich wieder gehen zu dürfen. Die Wände waren grau, der Stuhl war hart und unbequem, der Tisch hatte eine hellgraue Kunststoffplatte. Trollers Hände lagen gefaltet darauf.
Lieutenant Ross leckte an seinem Kugelschreiber und schrieb ein paar Worte auf seinen Notizblock. „Lassen Sie uns einfach der Reihe nach vorgehen.“
„Okay“, sagte Troller. „Wo soll ich anfangen?“
„Wann sind Sie in die Staaten eingereist? Was war der Grund dafür? Wo sind Sie gewesen? Was haben Sie bisher gemacht?“
Troller erzählte es. Der Reihe nach. Dabei wunderte er sich, dass sie erst seit vier Tagen unterwegs waren. Es kam ihm länger vor. Sie waren in dieser Zeit von Berlin nach L. A., von L. A. nach Boston, von Boston nach New York gereist, hatten drei Interviews geführt, und währenddessen waren zwei Teilnehmer der Blake-Konferenz gestorben, Freeman und Lansky. Sollte er Lieutenant Ross von seinem Verdacht erzählen, dass dies alles mit der Konferenz von 1995 zu tun hatte? Nein, auf keinen Fall. Jane würde es auch nicht tun, so gut kannte er sie inzwischen. Die Polizei sah offenbar noch keinen Zusammenhang zwischen dem Mord an Eklund, Freemans Unfall und Lanskys bizarrem Tod, sonst wäre längst das FBI eingeschaltet worden. Ross und Frazier waren New Yorker Polizisten, der Mord an Lansky war für sie also ein Einzelfall.
„Wieso befasst sich eigentlich die New Yorker Polizei mit Lanskys Tod?“ fragte Troller. „Wieso nicht die von Massachusetts?“
„Amtshilfe“, sagte Ross. „Die helfen uns, wir helfen denen. Spart ’ne Menge Spesen. Worum ging es bei Ihrem Interview mit Lansky?“
„Um seine Theorie. Um künstliche Intelligenz. Um die Möglichkeit, den menschlichen Geist auf eine Festplatte zu bringen.“
„Klingt ziemlich verrückt.“
Troller konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Ein bisschen verrückt war er schon“, sagte er. „Oder besser: fantasievoll. Er hielt Dinge für möglich, die sonst nur in Science-Fiction-Romanen vorkommen. Aber viele Dinge, die früher nur in Science-Fiction-Romanen vorkamen, sind heute Realität. Man kann eben nie wissen.“
„Wahr, wahr“, sagte Ross und nickte. „Haben Sie ’ne Ahnung, warum man ihm diesen Kopf aufgesetzt haben könnte? Den Kopf von diesem Roboter?“
„Hängt davon ab, auf welche Weise sie Lansky den Kopf abgetrennt haben.“ Es hing überhaupt nicht davon ab. Warum sollte es. Aber egal. Gib du mir eine Information, dann gebe ich dir auch eine, und wenn ich sie mir aus den Fingern saugen muss.
„Es war jedenfalls eine saubere Arbeit“, sagte Ross mit einem Anflug von Anerkennung. „Kann sogar sein, dass der Kopf noch lebt. Das behauptet wenigstens der Polizeiarzt aus Cambridge, der einen berühmten Chirurgen zurate gezogen hat.“
„Professor White?“
„Sie kennen ihn?“
„Nur dem Namen nach.“
„Also“, sagte Ross. „Warum haben die Mörder Lansky diesen Roboterkopf aufgesetzt?“
„Haben Sie den Film Seven gesehen?“
„Ich geh nicht ins Kino. Was ist mit diesem Film?“
„Da gibt es einen Mörder, der für jedes seiner Opfer eine ganz bestimmte Todesart wählt. Hat was mit den sieben Todsünden zu tun. Der Maßlose wird gezwungen, sich zu Tode zu fressen. Der Träge wird ans Bett gefesselt und muss verhungern, die Hure wird zu Tode ge. . . – na, Sie wissen schon – und so weiter. Vielleicht wollte der Mörder im Falle Lansky ja auch sagen: Da hast du den Kopf, den du verdienst.“
„Sie meinen also, es handelt sich um einen Serienmord?“
Verdammt. Er hatte sich verplappert. Jetzt durfte er keinen weiteren Fehler mehr machen.
    „Wieso Serienmord?“
„Der in dem Film war doch offenbar ein Serienmörder.“
„Da haben Sie auch wieder recht. Hatte ich gar nicht dran gedacht. Ich dachte eher an irgendwelche Wissenschaftsfeinde oder so.“
„Fou“, sagte Ross.
Das war französisch und hieß verrückt. Aber das konnte er ja wohl nicht meinen. „Was heißt fou?“
„F – O – U“, buchstabierte Ross. „Schon mal was von denen gehört?“
„Soll das der Name irgendeiner Gruppe sein?“
„Ziemlich militante Gruppe sogar. Stören wissenschaftliche Konferenzen. Befreien Tiere aus Versuchslaboren. Verkleiden sich als Affen und marschieren mit aufgeklappten Schädeln durch die Straßen. Versprühen Farbe auf der Fifth Avenue, wenn Frauen mit Pelzen in ihre Nähe kommen. Protestieren gegen Weltraumfahrt, Atomkraftwerke, Airlines, Genetik, Computer, Internet und bekennen sich zu jedem Gewaltakt, der irgendwie gegen

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