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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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Ihre etwa?“, fragte Jackson verständnislos zurück. „Und haben Sie den Eindruck, dass die Menschheit, so wie sie ist, schon perfekt ist? Nein, wir sind unvollkommen, wir sind Stümper, sowohl im individuellen als auch im Weltmaßstab. Und ich denke, dass unsere Wissenschaft, die Molekularbiologie, einen gewaltigen Beitrag zur Verbesserung der menschlichen Grundausstattung liefern kann. Ich sagte Ihnen vorhin, der Mensch sei, zumindest im embryonalen Zustand, nichts als ein glorifizierter Affe. Irgendjemand, ich glaube sogar, es war Lansky, hat einmal gesagt, der Mensch sei bloß ein Upgrade des Schimpansen. Nun gut. Muss es uns dann nicht interessieren, wie ein Upgrade des Menschen aussehen würde?“
„Ich bringe euch den Übermenschen“, sagte Troller. „So ähnlich hat es Ihr Philosoph Friedrich Nietzsche gesagt, nicht wahr? Er war seiner Zeit wirklich weit voraus. Ein Seher, ein Prophet.“
    „Es gibt Leute bei uns in Deutschland, die darauf sehr sensibel reagieren“, sagte Troller. „Auf diesen ganzen Komplex von Eugenik bis Menschenzucht.“
„Ich weiß“, sagte Jackson, „Hitler hat die Juden umgebracht, Europa verwustet und den Verstand der Deutschen vernebelt. Mir ist das bei allen Gesprächen mit Ihren Landsleuten aufgefallen. Sie sind nicht mehr imstande, zwischen Eugenik und Euthanasie zu unterscheiden. Aber ich bitte Sie: Wir wollen ja niemanden umbringen, wir wollen nur das Erbgut verbessern. Genimprove – unser Name ist Programm. Und um es deutlich zu sagen: Was wir hier machen, ist von der Größenordnung und der Bedeutung her nur noch mit dem Manhattan-Projekt vergleichbar oder den Mondflügen. Mit dem Unterschied, dass wir es auf eigene Faust machen.“
„Den Vergleich mit dem Manhattan-Projekt haben wir schon einmal gehört“, sagte Jane. „Von Phineas Blake.“
„Ach, ja, der gute alte Blake. Er hat damals davon geredet, als er uns alle für sein verschrobenes Mindsphere II gewinnen wollte. Auch Turner hat damals übrigens ein neues Manhattan-Projekt gefordert, ich hab nur vergessen, wie er es nannte, Let’s Go Space oder so. Sie sind alle beide Spinner, mehr habe ich dazu nicht zu sagen.“
    „Nur noch eine Frage“, sagte Jane. „Stimmt es, dass Sie Turner damals angeboten haben, ihm weltraumtaugliche Kreaturen zu züchten? Menschen mit dünnen Beinchen, großen Lungen und riesigen Greifarmen?“
„Aber ja“, rief Jackson aus und lachte wieder, „das hatte ich schon fast vergessen. Ich weiß noch, dass Turner ganz begeistert war, er hat wirklich geglaubt, ich meinte es ernst, aber . . .“ Weiter kam er nicht. Ein Kreischen im Nebenraum schnitt ihm das Wort ab. Die Tür sprang auf, und herein stürzte die Sekretärin, verfolgt von einer wimmelnden Schar von Ratten und Mäusen, die im Nu den ganzen Raum besetzten, eine aberwitzige Invasion der Kreaturen, die eben noch in ihren Käfigen gefangen waren. Troller und Jane sprangen auf die Stühle, konnten aber nicht verhindern, dass sie von den Tieren attackiert wurden; sie versuchten, sie abzuschütteln, aber es waren einfach zu viele. Die Luft war erfüllt von jenem seltsamen Pfeifen, das sie schon in den Laboren gehört hatten, und vom hysterischen Kreischen der Sekretärin, die zitternd in der Mitte des Raumes stand, über und über bedeckt von bizarren Kreaturen, unter denen auch die verkleinerten Ratten und die grün fluoreszierenden Mäuse waren.
Jackson war ebenfalls aufgesprungen und stand da wie gelähmt. Troller sah, wie eine grüne Maus an der Jalousie hochkletterte und sich mit einem eleganten Sprung, bei dem sie alle Viere weit von sich streckte, auf Jacksons Schulter niederließ und ihn, als sei sie extra dafür dressiert worden, ins Ohr biss. Jackson, der das Tier offenbar gar nicht bemerkt hatte, sondern nur einen Schmerz im Ohrläppchen spürte, erwachte aus seiner Erstarrung, fuhr mit der linken Hand zum Kopf und hielt auf einmal das kleine, grüne Etwas in der Hand. Er schaute die Maus an, die Maus ihn. „Sie hat mich gebissen“, sagte er fassungslos, „sie hat mich gebissen.“
Währenddessen kletterten zwei kleine Ratten an ihm hoch. Als sie seine Schulter erreicht hatten, schleuderte er mit einem grässlichen Fluch die grüne Maus an die Wand und warf gleich darauf die Ratten hinterher. Jane begriff als Erste, dass sie gegen die aufgebrachten Tiere keine Chance hatten. „Nichts wie weg hier“, rief sie Troller zu und ergriff die Flucht. Troller folgte ihr. Sie hasteten durch den Vorraum, durch den

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