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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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in sich zusammen.“
„Oh, mein Gott!“
„Aber keine Angst, es schnurrt nicht gleichmäßig zusammen. Das werden wir nicht zulassen. Es kollabiert mit höchst unterschiedlichen Geschwindigkeiten in verschiedenen Richtungen. Man nennt das Gravitationsscherung. Und genau daraus werden wir bis zum Ende aller Zeiten unsere Energie beziehen.“
„Ein bisschen heiß wird’s dann aber doch werden“, sagte Troller. „Ich meine, Sie haben uns ewiges Leben versprochen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in einem immer schneller kollabierenden Universum überleben könnte. Es würde wirklich verdammt heiß werden, und . . .“
„Was ist Leben?“, unterbrach ihn Turner und schaute ihn an wie einen Examenskandidaten.
„Wie bitte?“
„Was ist Leben?“, fragte er nun auch Jane.
„Na ja“, sagte Jane, wahrend sie sich eine Mentholzigarette entzündete. „Leben ist Atem, Blut, Fortpflanzung, eben dieses ganze bunte Getriebe voller Lust und Unlust, nicht?“
„Unsinn“, sagte Turner, „Leben ist durch natürliche Auslese bewahrte Information.“
„Ach ja?“ Jane sah nicht so aus, als wäre sie damit einverstanden.
„Das heißt“, sagte Troller, „auch Maschinen können leben?“
„Natürlich“, sagte Turner. „Sie codieren Informationen, und sie bewahren die Informationen durch natürliche Auslese. Also leben sie.“
„Aber“, protestierte Jane, „Menschen sind doch nicht dasselbe wie Maschinen! Sie fühlen, sie denken, sie ziehen Kinder auf, sie lieben, sie hören Musik, sie beten, sie machen sich Gedanken über den Sinn des Lebens!“
„Na und? Das können Computer auch, wenn wir sie entsprechend programmieren. Oder wenn sie sich selbst entsprechend programmieren, was sie in Zukunft tun werden. Es gibt keinen wesentlichen Unterschied zwischen der menschlichen Seele und einem Computerprogramm. Das Gehirn ist Hardware, die Seele ist Software. Auf den Computer bezogen: Die Software ist die Seele des Computers.“
„Genau dasselbe hat Lansky auch gesagt.“
„Kein Wunder“, sagte Turner, „ich hab’s ja von ihm. Er war, was die künstliche Intelligenz betrifft, das große Vorbild für uns alle. Er hat nur nicht gesehen, dass wir die Erde verlassen müssen, da war er einfach nicht weitsichtig genug. Ich wünschte wirklich, er hätte mit mir zusammengearbeitet, er war ein verdammt guter Kopf. Oh.“ Turner blickte betreten zu Boden.
Jetzt wäre eigentlich der Moment gekommen, ihn nach der Blake-Konferenz zu befragen, dachte Troller, aber Jane war offenbar anderer Ansicht.
„Heißt das“, fragte sie, „Sie wollen gar nicht, dass wir Menschen – ich meine wir Menschen aus Fleisch und Blut – den Weltraum besiedeln? Heißt das, wir geben den Löffel ab an die Maschinen – und die machen’s dann?“
Turner dachte einen Augenblick nach, nahm seinen Strohhut ab, fuhr sich mit der Hand durch die Haare, setzte den Hut wieder auf und sagte: „Unser Problem ist: Wir haben keine Zeit zu verlieren. Das ist es, was mir ernstlich Sorgen bereitet. Sehen Sie: Das Leben wird nur eine Chance haben, bis ans Ende aller Zeiten zu existieren, wenn es das gesamte Universum kolonisiert. Wenn es überall zugleich ist. Nur dann kann es die Gravitationsscherung so ausnutzen, dass bis zum Schluss genügend Energie vorhanden ist. Nur dann kann es Einfluss darauf nehmen, wie das Universum kollabiert. Nur dann kann es das Universum zwingen, in zwei Richtungen sehr schnell zu kollabieren, während es in der dritten Richtung die gleiche Größe beibehält. Das können und müssen unsere Nachkommen aber tun. Denn aus dem Wärmeunterschied – im schneller kollabierenden Bereich wird es heißer als im anderen – werden sie ihre Energie beziehen. Das ist es, weswegen wir keine Zeit mehr zu verlieren haben: Wir müssen, möglichst bevor das Universum seinen Umkehrpunkt erreicht hat, den gesamten Raum besetzt haben. Das ist zwar wegen des Hubbleschen Gesetzes kaum noch möglich, aber vielleicht schaffen wir es ja noch kurz danach.“
„Was ist das Hubblesche Gesetz?“
„Je weiter eine Galaxie von der Erde entfernt ist, desto schneller bewegt sie sich von uns weg. Da jagen Sie mal hinterher, das ist gar nicht so einfach. Aber wir müssen es schaffen, sonst . . .“ Er unterbrach sich und schaute wehmütig auf ein Foto, das eine kleine pummelige Frau mit zwei kleinen pummeligen Kindern zeigte.
„Sonst?“, fragte Jane.
„Sind wir verloren.“
„Oh Gott.“
„Tut mir Leid“, sagte Turner.
„Um auf die Frage Mensch

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