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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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Leben lassen, weil sie unters Auto gekommen oder von bewaffneten Bürgern erschossen worden waren, aber was waren schon ein paar hundert Ratten verglichen mit den Millionen und Abermillionen, die sich in der Kanalisation von New York tummelten? Das war nur ein Warnschuss, schrieb ein düster gestimmter Reporter. Sie haben uns gezeigt, wozu sie fähig sind. Sie haben ihre Waffen vorgeführt. Richtig benutzt haben sie die noch nicht.
Und kaum hatte er diese E-Mail abgeschickt, hatte Kowalski noch eine weitere folgen lassen. Im Armeehospital von San Diego war es zu einem Stromausfall gekommen, auch das Notstromaggregat war ausgefallen. Ameisen hatten die Leitungen durch geknabbert. „Was ist bei euch los mit den Viechern?“, schrieb Kowalski wieder. „Ihr solltet dem mal nachgehen.“
„Klar“, sagte Troller, als Jane ihm das vorgelesen hatte, „vielleicht sollten wir die Regierung der Vereinigten Staaten übernehmen. Als ob wir nichts Besseres zu tun hätten. Ameisen gibt’s hier übrigens auch ’ne ganze Menge.“
Er hatte die Viecher bisher wahrgenommen und doch nicht wahrgenommen, wie etwas, über das man nicht länger nachdenken musste, was eben einfach so war, wie es war. Aber es stimmte: Überall krabbelten die roten Dinger herum. Im Zimmer roch es, auch das fiel ihm jetzt erst richtig auf, ziemlich intensiv nach irgendeinem Desinfektionsmittel.
„Diese verdammten Schweine“, sagte Jane auf einmal und kratzte sich am Bein. „Schau dir das an.“
Sie hielt Troller den Bildschirm ihres Notebooks hin. Troller konnte nichts erkennen. Falscher Winkel. Er nahm das Notebook und stellte es vor sich hin.
Das war knapp. Das nächste Mal wird’s noch knapper. Sie sollten auf meinen Rat hören und nach Deutschland zurückkehren. Ihr Flug geht morgen um 15.30 Uhr via Houston – New York – Frankfurt. Tickets liegen am United-Airlines-Schalter für Sie bereit. Gute Reise! – Ein Freund
    Troller schaute auf den Absender: [email protected].
„Er macht sich über uns lustig.“
„Sie“, sagte Jane. „Die Organisation.“
„Aber es gibt auch was Gutes an dieser Nachricht.“
„Nämlich?“
„Erstens, sie sagen uns damit, dass wir auf der richtigen Spur sind, auch wenn wir noch nicht genau wissen, welche es ist. Und zweitens: Sie wollten uns nicht umbringen. Sie wollten uns nur warnen.“
„Und was, wenn wir in die falsche Richtung gehechtet wären?“
Daran hatte er noch gar nicht gedacht. „Wenn du mich nicht so liebevoll bei der Hand genommen hättest, wäre ich jetzt vielleicht ganz woanders.“
„You’re welcome“, sagte Jane. „Aber du hast Recht. Wenn sie uns umbringen wollten, dann hätten sie es schon getan.“
„Gut“, sagte Troller. „Dann haben wir ja bis morgen um 15.30 Uhr nichts mehr zu befürchten. Wir können also ungestört mit Turner sprechen.“
Es hatte keine Probleme mit der Verlegung des Termins gegeben. Ganz im Gegenteil: Turner hatte erfreut in die Verschiebung eingewilligt. Und auch Jane passte der Zeitgewinn, weil sie sich noch auf das Interview vorbereiten wollte. Troller kannte die Bücher von Turner und wusste, was sie erwartete.
„Und?“, sagte Jane. „Was erwartet uns?“
„Physik mit Fantasie“, sagte Troller. „Turners Theorie vom Omegapunkt dreht sich um ein Gehirn, aber nicht bloß um ein normales Übermenschenhirn, sondern um das letzte, das ultimative Gehirn.“
„Und das wäre?“
„Gottes Gehirn.“

TURNER
    „Auschwitz“, sagte Turner und schob den Strohhut in den Nacken. Troller war froh, dass er das Aufnahmegerät rechtzeitig gestartet hatte. „Verstehen Sie? Aber ja, Sie sind ja Deutsche.“
    „Ich bin Amerikanerin“, stellte Jane richtig. „Ich habe einen amerikanischen Vater, eine deutsche Mutter und einen verdammt amerikanischen Akzent.“
    Troller hatte die Augen nicht von ihr lassen können, als sie morgens aufkreuzte. Sie hatte sich schon wieder komplett verwandelt, diesmal in – ja, was? Jedenfalls trug sie einen knappen Minirock und ein T-Shirt mit einem Ausschnitt, den selbst Troller gewagt fand. Ihre Fußbekleidung, eine Mischung aus Turnschuhen und Pumps, wurde in den Staaten High-heeled Sneakers genannt, wie sie ihm erklärt hatte. Dabei wirkte sie durchaus nicht verkleidet. Ich bin so, hatte sie wieder gesagt, und Troller hatte ihr zu verstehen gegeben, dass sie von ihm aus anziehen konnte, was sie wollte, er fände sie in jeder Verkleidung sensationell. Das heißt, genau genommen hatte er sich nur hingesetzt und bewundernd den Kopf

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