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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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Behrman ihnen beschrieben hatte. Ein Lieferwagen kam ihnen entgegen, offenbar von einer Installationsfirma. Dahinter fuhr ein schwarzer Dodge mit verdunkelten Scheiben. „Ziemlich viel Verkehr hier“, sagte Jane, „findest du nicht?“
Die asphaltierte Strecke mündete nach einer Weile in einen löchrigen Feldweg. Links und rechts des Weges standen alte Bäume, deren Zwischenräume von Gestrüpp überwuchert waren.
„Walden Two“, sagte Troller.
„Walden who?“
„Thoreau. Der Urvater der amerikanischen Zurück-zur-NaturFreaks. Er hat in einer ähnlichen Umgebung ein spektakuläres Experiment versucht, das er in seinem berühmten Tagebuch mit dem Titel Walden Two beschrieben hat. Millionen Amerikaner träumen noch heute von so einem einfachen Leben. Und das, obwohl die Sache schon im vorletzten Jahrhundert stattfand.“
„Also ein Selbstversuch.“
„Ja. Thoreau hat ein Jahr lang auf einem kleinen Stück Land ohne Hilfe von außen gelebt und versucht, sich fast vollständig selbst zu versorgen. Er wollte beweisen, dass der Weg der Zivilisation nicht zwangsläufig ist, dass man sich der industriellen Lebensweise auch verweigern kann. Die wahre Freiheit bestand für ihn darin, im Einklang mit der Natur zu leben.“
„Klingt ziemlich anstrengend und unbequem“, sagte Jane.
„Behrman liebt das Experiment“, sagte Troller. Er erinnerte sich an sein Gespräch mit ihm auf dem Einstein-Forum und die anschließende Session. Auf seine Art war Behrmann auch ein merkwürdiger Kauz, aber ein origineller, der immer gut war für überraschende Ideen.
Am Ende des Wegs, der in eine Lichtung einbog, stand ein Blockhaus, das aus rohen Baumstämmen zusammengefügt war und zu dem eine Stromleitung hinführte.
„Von wegen Walden Two.“
Sie parkten den Cadillac vor dem Haus und stiegen aus. Das Blockhaus glich beinahe einer Festung. Die Fenster waren mit schweren schmiedeeisernen Gittern geschützt. Troller suchte nach einer Klingel, aber vergeblich.
Er klopfte erst behutsam, dann energischer gegen die schwere, mit Schnitzereien verzierte Eingangstür. Nichts rührte sich. Aus dem Inneren waren keine Geräusch vernehmbar.
„Er wird uns doch nicht versetzt haben, unser Naturfreund“, sagte Jane.
Troller schaute auf die Uhr. Es war kurz nach zehn. Sie hatten sich etwas verspätet. Achselzuckend warf er Jane einen Blick zu und drückte die aus einer Wurzel gefertigte Türklinke hinunter. Erstaunlicherweise war das Haus nicht abgeschlossen. „Gitter vor den Fenstern, als wäre es Fort Knox“, sagte Troller, „aber die Türe offen lassen. Komisch.“ Die Tür knarrte, als er sie öffnete.
Wieder sahen sich beide an. Troller spürte ein ungutes Kribbeln in der Magengrube. „Gehen wir rein?“
„Was sonst“, sagte Jane, die nicht besonders besorgt zu sein schien.
„Mr. Behrman?“, rief Troller.
Keine Antwort.
„Mr. Behrman, sind Sie da?“
Im Vorraum stand ein aus dunklem Holz geschnitzter Bär, der ein Schild in den Tatzen hielt: Come In!
Von diesem Vorraum gingen zwei Türen ab.
„Links oder rechts?“
„Links natürlich“, sagte Jane, ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen.
Troller klopfte an, wartete und drückte dann die Türklinke hinunter. Er öffnete die Tür nur einen Spalt und schaute hindurch. Der Raum war in ein schummriges Halbdunkel getaucht. Durch die kleinen Fenster kam nur wenig Licht, und die dunkel gebeizten Holzstämme, aus denen die Wände gefertigt waren, gaben dem Raum eine höhlenartige Atmosphäre. In der Mitte stand ein großer, nur roh behauener Tisch aus Redwood, um den acht Stühle gruppiert waren. Für Trollers Geschmack kam das alles ein wenig zu urtümlich daher. Er hatte diese Redwood-Schnitzereien noch nie gemocht. Und überhaupt: Was hatte das Abholzen dieser zweitausend Jahre alten Baumriesen und ihre Verarbeitung zu Möbeln mit einem natürlichen Leben zu tun?
Während Jane sich an ihm vorbei schob und den Raum betrat, ließ Troller noch weiter seinen Blick durch den Raum schweifen. Bilder von knisternden Holzscheiten und einer anheimelnden Hüttenromantik tauchten vor seinem inneren Auge auf, als er den Kamin sah. Irgendwo tickte eine Uhr. Es hätte Troller nicht gewundert, wenn es eine Schwarzwälder Kuckucksuhr gewesen wäre, aber er sah keine und das Ticken schien auch aus der hinteren Ecke des Raumes zu kommen, in der eine von einem schweren Vorhang abgeteilte Nische zu erkennen war.
„Mein Gott.“ Janes Stimme kam aus der Nische hinter dem Vorhang.
„Was ist?“ Troller

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