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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Verbündete der Vereinigten Staaten von Amerika, und Osama bin Laden der Goldesel der afghanischen Warlords geworden.
    »Kann sein, dass er keine Alternative hatte«, sagte Lauri laut zu Janet Kendall und Ulrich Ludlow.

17
    Katharine Henshaw saß an einer Ecke des Wohngebäudes und betrachtete die Sonne, die hinter den Sandsteinbergen unterging. Dabei trank sie in kleinen Schlucken Bier direkt aus der Dose. Janet Kendall trat zu ihr.
    »Rauchst du?«, erkundigte sich Janet.
    Katharine grinste und nahm eine Zigarette.
    »Du hast meine Gedanken gelesen«, sagte sie.
    Sie standen im Schatten und betrachteten die sinkende Sonne, während sie rauchten.
    »Eine Sache, die ich hier wirklich schön finde, ist gerade das Aufgehen und Untergehen der Sonne«, sagte Janet. »Das dauert manchmal endlos lange, und die Farben verändern sich die ganze Zeit. Rot, Gelb und Orange gleichzeitig. Unzählige verschiedene Farbtöne. Das ist oft ausgesprochen prachtvoll. Das soll daran liegen, dass es in der Luft so viel Feinstaub gibt, der das Sonnenlicht reflektiert.«
    Es wäre schön, wenn das Phänomen auf etwas Romantischeres zurückzuführen wäre als auf Luftverschmutzungen und Staub, dachte Katharine. Aber andererseits, so soll es mir auch recht sein.
    »Wie bist du übrigens hierher in die ägyptische Wüste gekommen?«, fragte Katharine.
    Janet wurde ernst, und auf ihrem Gesicht zeichneten sich Trauer und Bedrängnis ab.
    »Google mal meinen Namen, dann weißt du es. Der Fall ist ausführlich in der englischen Presse behandelt worden.«
    Katharine wunderte sich über die Bitterkeit in Janets Stimme.
    »Was ist passiert?«
    Janet biss sich auf die Lippe und sagte lange Zeit nichts.
    »Na, du würdest es auch selbst herausbekommen«, sagte sie dann. »In ungefähr einer Minute. Ich war Polizistin. In London. Kriminalpolizistin. Dann gerieten wir eines Tages in einen Schusswechsel mit einer ziemlich gewalttätigen Bande. Mein Kollege wurde schwer verletzt. Ich erwiderte das Feuer und schoss vorbei. Die Kugel traf einen unschuldigen Passanten in den Hinterkopf, in über zwei Kilometern Entfernung. Er starb, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.«
    »Das tut mir leid«, sagte Katharine schlicht.
    »Danach konnte ich nicht mehr im Dienst der Polizei bleiben. Ich wurde zwar von allen Beschuldigungen freigesprochen, aber ich selbst hatte keine Kraft mehr. Ich dachte, jeder, der mir auf der Straße entgegenkam, sähe mich vorwurfsvoll an. Ich musste weg aus London. Jemand hat mich Schrader empfohlen. Deshalb bin ich jetzt hier.«
    Janet schüttelte den Kopf, und auf ihrem Gesicht lag ein schüchterner und unsicherer Ausdruck.
    »Aber ich wollte nicht Sicherheitschefin werden. Ich bin Polizistin und nicht Soldatin. Ich tauge nicht zu so etwas.«
    Sie ließ die Zigarettenkippe in den Sand fallen und trat sie aus.
    »Und was machst du?«
    »Eigentlich bin ich so etwas wie in Rente«, antwortete Katharine ausweichend.
    »Beneidenswert! Aber wie ist das möglich?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Erzähl, ich habe Zeit«, ermunterte Janet sie.
    Katharines Miene verschloss sich.
    »Wenn es dir recht ist, möchte ich sie lieber nicht erzählen«, sagte sie freundlich, aber fest.
    »Okay, kein Problem«, fügte sich Janet. »Aber ich muss zugeben, dass du meine Neugier geweckt hast.«
    »Du musst einfach versuchen, damit zu leben«, lachte Katharine.
    Aber in Janets Gesicht erkannte sie die Kränkung, als hätte Katharine sie betrogen. Oh verdammt, jetzt habe ich wohl die Regel der Gegenseitigkeit verletzt, dachte Katharine. Sie war mir gegenüber offen, sodass ich es ihr gegenüber auch hätte sein müssen. Wir hätten unsere wunden Punkte, unsere Verletzlichkeiten austauschen sollen.
    Aber das kann ich jetzt nicht ändern. Denn die Dinge verkomplizieren sich nur unnötig, wenn ich jetzt erzähle, woher ich selbst komme.

18
    Im Traum erwachte Lauri. Diesmal verstand er sofort, dass der ihn umgebende Anblick nichts mit der Wirklichkeit zu tun hatte. Das heißt, natürlich war ein Teil von dem, was er sah, existent und in diesem Sinne real. Er war an dieser Stelle mit seiner alten Freundin und Arbeitskollegin Julia Noruz gewesen. Aber einige der Landschaftselemente waren deutlich fantastisch, ein Produkt seines Unterbewusstseins.
    Er stand auf einem hohen Hügel, oberhalb einer großen Baustelle. Auf der Baustelle waren Tausende von Menschen, klein wie Ameisen. Dazwischen krochen Lkws, Bagger und Planierraupen hin und her.

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