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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Inmitten eines Kiesfeldes befand sich ein betoniertes Gebiet, auf dem zwei große Gebäude entstanden. Die Enden der Armierungseisen starrten gen Himmel wie ein Wald von Schilf, das mit der Sense abgeschnitten worden war.
    Etwas weiter entfernt sah Lauri die Kühltürme der alten Reaktoren des Kernkraftwerks von Indian Point. Dahinter waren die Hunderte von Drachen des in der Flugverbotszone errichteten Windkraftwerks zu sehen, die abwechselnd auf- und abstiegen. Lauri wusste, dass die Drachen beim Aufsteigen die Strom produzierenden Turbinen antrieben. Danach würden sie sich zur Seite wenden und für den nächsten Aufstieg abwärtsgleiten. Der Wald aus den in unterschiedlichem Rhythmus aufsteigenden und sich senkenden Drachen und deren Befestigungskabeln hinderte gleichzeitig Flugzeuge daran, sich auf die Kühlbecken des Kraftwerks oder die Reaktorhallen herabzustürzen.
    Als Lauri den Kopf wandte, sah er die anderen Hügel, die Indian Point umgaben, und die dort aufgestellten Radargeräte und Artillerieeinheiten mit Raketenwerfern und Luftabwehrkanonen. Weit hinten im Osten glitzerte das Meer. Die das Kraftwerk bewachenden Kriegsschiffe – ein Raketenkreuzer, ein kleiner Flugzeugträger und drei Zerstörer – zeichneten sich als kleine schwarze Punkte gegen die blaue Wasserfläche ab.
    »Alles scheint im Wesentlichen in Ordnung zu sein«, hörte er neben sich die Stimme von General Kenneth Andrews. »Wir können sicherlich gehen.«
    Diese Baustelle gibt es nicht wirklich, dachte Lauri.
    »Wir können gar nicht wissen, ob alles in Ordnung ist«, widersprach er.
    Ich bilde mir das alles nur ein, sagte er sich, ich träume nur.
    »Wieso?«, fragte sein ehemaliger Chef, der Leiter der Spezialeinheit zur Bekämpfung von Atomterrorismus der Vereinigten Staaten. »Hier ist es doch ganz ruhig!«
    Es hat keinen Sinn zu streiten, wenn dies nur ein Traum ist, sagte sich Lauri. Es bringt nichts, wenn das alles nur in meinem Kopf passiert.
    »Red keinen Scheiß, Kenneth«, hörte er sich sagen. »Dies ist die Phase, in der es am leichtesten ist, das Kernkraftwerk zu sabotieren. Du brauchst nur abzuwarten, dass eine Kontrolle abgeschlossen ist, und dann tust du etwas. In zehn, fünfzehn Jahren versagt plötzlich ein Rohr, ein Ventil oder eine Schweißnaht, und niemand wird je erfahren, wie es zu dem Unfall kam.«
    »Du bist noch genau so paranoisch wie früher, Larry«, klagte Andrews.
    »Wir müssen paranoisch sein, Ken. Haben wir wenigstens die Hintergründe all dieser Arbeitnehmer durchleuchtet?«
    Andrews seufzte.
    »Wie sollten wir das tun können? Weißt du, wie viele Menschen hier arbeiten? Und sie kommen aus mindestens sechzig Ländern! Große Baustellen sind einfach so.«
    »Heutzutage prüfen wir doch, verdammt noch mal, sogar die Hintergründe jedes Reisenden von jedem einzelnen Flug, obwohl es lediglich um das Leben von hundert oder einigen Hundert Menschen geht«, protestierte Lauri.
    Kenneth Andrews hob die Hände zum Zeichen, dass er sich ergab. Dann begann er mit den Fingern zu schnippen und zu tanzen.
    »Cha-Cha-Cha, mein lieber Larry«, lachte Andrews. »Es ist nun mal so. Du hast dir doch wohl nicht eingebildet, dass die Welt irgendwie rational wäre? Ganz zu schweigen von den Regierungen!«
    »Hey, sieh dir mal den Lieferwagen dort an!«, rief Lauri. »Sind die Reifen nicht etwas zu platt? So als wäre er zu schwer beladen?«
    »Zementsäcke, mein lieber Larry, Zementsäcke.«
    Andrews entfernte sich tänzelnd.
    »Oder vielleicht sind die Ventile undicht. Nimm die Dinge nicht so ernst, das tut auch sonst niemand.«
    »Aber ...«
    »Weißt du, wie viele Tonnen Material auf diese Baustelle gebracht werden?«, kicherte Andrews. »An einem einzigen Tag? Wie willst du hundert Millionen Sack Zement kontrollieren? Ohne sie kaputt zu machen?«
    Andrews tänzelte mit erhobenen Händen und schnippenden Fingern den Hang hinunter.
    »Cha-Cha-Cha, olé!«, trällerte er. »Guadalajara! Acapulco! Das Leben ist kurz, und, genau genommen, ist es egal, wann es endet. »Cha-Cha-Cha! Puerto Rico! Copacabana! Genießen wir das Leben, solange wir noch da sind!«
    »Und die Kinder?«, beharrte Lauri gereizt. »Oder die, die noch nicht einmal geboren sind?«
    Andrews’ Miene wurde ärgerlich, und er verhedderte sich für einen Augenblick in seinen Tanzschritten.
    »Wenn jemand so verrückt war, sich in diesem Chaos Kinder anzuschaffen, dann ist er jetzt selber schuld«, urteilte Andrews. »Dafür kann ich keine Verantwortung

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