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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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übernehmen. Und dafür kann auch die republikanische Partei der Vereinigten Staaten keine Verantwortung übernehmen.«
    Sie kamen zu dem Parkplatz unterhalb des Hügels und setzten ihren Weg zum Haupteingang des inneren Elektrozauns fort. Auch die Soldaten, die das Tor bewachten, begannen sofort zusammen mit Kenneth Andrews Cha-Cha-Cha zu tanzen. Lauri wusste nicht, woher die Musik kam. Plötzlich entdeckte er den Unabomber, dessen Gesicht er von den Fotos, die er in den Zeitungen gesehen hatte, kannte. Der Unabomber winkte Lauri grüßend zu, während er zum Tor hereinspazierte, ohne von irgendjemandem daran gehindert zu werden. Verblüfft drehte Lauri sich um und sah ihm nach. Der Unabomber trug ein Metallrohr von mehreren Zoll Durchmesser unter dem Arm. Es war mit Kupferdraht und Elektrokabeln umwickelt. In der anderen Hand hielt der Unabomber eine Winkelschleifmaschine mit Akkuantrieb. Seltsam, dachte Lauri. Ist denn niemand außer mir am Kommen und Gehen des Unabombers interessiert? Ach ja, er ist ja schon tot. Vielleicht hält man ihn deshalb nicht mehr für gefährlich.
    Während Kenneth Andrews Cha-Cha-Cha tanzte, trat ein bärtiger, mit einem langen weißen Burnus bekleideter Mann durch das Tor. Das längliche, abgezehrte Gesicht des Mannes kam ihm vage bekannt vor. In der Hand trug der Mann einen großen Aktenkoffer aus Metall. Er schien schwer zu sein, denn der Mann neigte beim Gehen den Körper zur Seite. Er lächelte breit und winkte Kenneth und Lauri im Vorübergehen einen Gruß zu. Lauri starrte ihm nach.
    »Er geht Richtung Baustelle«, bemerkte Lauri.
    »Come on, Larry«, trompetete Andrews. »Don’t be a stupid, be a smartie, come on and join the nazi party. Ich mache natürlich nur Spaß, das verstehst du ja wohl.«
    »Aber dieser Aktenkoffer schien ziemlich schwer zu sein!«
    »Du machst dir viel zu viele Sorgen. Tanz und genieß das Leben! Bananas! Ananas! Cabanas! Genieß das Leben, solange du es noch hast!«
    Lauri blickte immer noch misstrauisch dem Mann hinterher, der auf die Baustelle zusteuerte. Da fiel ihm endlich ein, wo er dieses Gesicht gesehen hatte. Der Mann war doch Osama bin Laden, er war nur stark gealtert. Die Berge von Belutschistan und die Salzwüsten waren vielleicht nicht die angenehmste Umgebung für einen schwer nierenkranken Menschen. Ob es wohl ungefährlich ist, Osama bin Laden mit einer Kofferbombe in ein amerikanisches Kernkraftwerk zu lassen?, dachte Lauri verschwommen, folgte jedoch Andrews zum nächsten Zaun. Er war überrascht, als sie plötzlich vor dem vierten und äußersten Zaun standen. Wo sind die beiden mittleren Elektrozäune hingekommen?, wunderte sich Lauri.
    Am Tor des äußersten Zauns wurde heftig gefeiert. Die Soldaten tranken Bier aus der Flasche, rauchten Heroin und Marihuana und tanzten mit nackten Frauen. Auf der Erde lag eine dicke Schicht aus Tausenddollarscheinen, die mindestens bis zur halben Wade reichte, aber niemand schenkte dem irgendwelche Beachtung. Unter den Soldaten erkannte Lauri auch einige ehemalige Präsidenten der Vereinigten Staaten, zumindest Ronald Reagan, George Bush Junior und Bill Clinton. Beim Tor lagen die Leichen von zwei altmodisch gekleideten Männern. Beiden war zweimal in die Stirn geschossen worden. Lauri erschrak, als er die Opfer erkannte. Es waren Thomas Jefferson und George Washington. Wie war das möglich? Ach ja, dies ist ja nur ein Traum, musste Lauri sich wieder ins Gedächtnis rufen.
    Er folgte Kenneth Andrews durch das letzte Tor. Im Vorübergehen zog Andrews seinen Revolver und erschoss vier junge Soldaten. Dann blies er den Rauch aus der Mündung wie der Sheriff in einem Italowestern, schob den Revolver zurück ins Holster und lockerte sich die Finger. Wann hatte Andrews seine Glock verworfen und sich ein Peacemaker Colt zugelegt?
    »Diesen Jungs ist jetzt viel Böses erspart geblieben«, sagte Andrews.
    Er schien sehr zufrieden mit sich zu sein.
    »Und das Minus im Verteidigungsbudget verkleinert sich ein wenig. Cha-Cha-Cha! Ich hab mir übrigens noch eine wirksamere Sparmaßnahme ausgedacht, die darin besteht, an Veteranen und Kriegsinvaliden vergiftete Bonbons zu verteilen. Schon jetzt geht über die Hälfte des Budgets der einzelnen Waffengattungen für ihren Lebensunterhalt drauf. Über die Hälfte, stell dir das mal vor. Wenn das so weitergeht, können wir es uns bald nicht mehr leisten, jemanden umzubringen.«
    Neben dem Weg befand sich ein großer Findling, der Lauri bekannt vorkam. Er erinnerte

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