Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
Ulrich.
    Seine Miene drückte starke Zweifel aus. Lauri musste laut lachen.
    »Es geht auch noch um ein bisschen was anderes.«
    »Du möchtest also, dass wir den Feinzement aus den hunderttausend kleinen Säcken nehmen und in vier großen Glaskästen aufbewahren?«, fasste Janet zusammen.
    »Kurz gesagt: Ja.«
    »Seltsam, aber wir können das machen, wenn das deiner Meinung nach der Mühe wert ist«, sagte Janet. »Du wirst uns ja wohl irgendwann darüber aufklären, was es mit deiner Bitte auf sich hat?«
    »Abgemacht«, versicherte Lauri. »Ich kann irgendwann mit euch alle Ideen durchgehen, die mir bisher gekommen sind.«
    Janet notierte sich Lauris Wünsche in einem Notizbuch.
    »War das alles?«, fragte sie dann.
    »Noch nicht ganz«, sagte Lauri. »Dazu noch Kameras. Viel mehr Kameras. Die ersten schon außerhalb des Zauns, an den strategischen Punkten. Kameras, die am Tage gut sehen. Außerdem solche, die in der Nacht gut sehen. Auch Infrarot. Im Kontrollraum müssen wir mehr Monitore haben. Wenn es hier einen Angriff gibt, muss der Kontrollraum als Zentrum der Kriegführung fungieren. Von dort hat man in alle Richtungen eine gute Sicht.«
    »Verdammt, bald werde ich mir noch wünschen, dass sie etwas versuchen«, knurrte Ulrich.
    »Wünsch dir so etwas nicht«, forderte Lauri ihn auf. »Wir werden diesen Krieg verlieren, wenn wir die ortsansässige Bevölkerung töten. Unabhängig davon, wie schuldig oder unschuldig sie sind.«

16
    In Afghanistan hatten Lauri und Alice zu der ersten, hundert Mann starken Einheit gehört, die in der Nacht mit Hubschraubern im Land abgesetzt worden war. Der Stoßtrupp sollte Osama bin Laden und Mullah Omar festnehmen oder töten. Aber sie waren fast sofort in einen Hinterhalt geraten.
    Eine dunkle, wolkige, mondlose Nacht, die gelandeten Kampfhubschrauber, der Eilmarsch über die nächtlichen Berge zu dem Dorf, in dem sich Osama bin Laden und Mullah Omar laut Geheimdienstangaben aufhalten sollten. Und dann, plötzlich, überall vor ihnen, aus drei Richtungen, aufflammende Mündungsfeuer, hinter Bäumen und Steinen, Dutzende und Aberdutzende Feuer speiende Waffen, die Luft voller Eisen.
    Sechzehn von ihnen wurden verwundet, sodass sie die Aktion abbrechen mussten. Die meisten hatten angefangen, Verwundete zurück zu den Hubschraubern zu schleppen. Das war in dem schwierigen, unebenen Gelände eine harte Arbeit gewesen. Ihre eigene Feuerkraft hatte sich praktisch schon in der ersten Minute des Kampfes um achtzig Prozent verringert.
    In der Luft die Schmerzenschreie, das Krachen der Waffen, das Einschlagen der Kugeln in die Bäume, die durch die Luft schwirrenden Holzsplitter, von denen einer ihm in die Wange drang und dort stecken blieb, neben ihm Alice, von ebenso unerschütterlicher Ruhe wie immer.
    Die Taliban behaupteten später, sie hätten zweiundzwanzig von ihnen getötet. Das stimmte natürlich nicht, denn alle Verwundeten hatten letztlich überlebt. Aber wenn sie nicht die Kevlar-Harnische gehabt hätten, wären mindestens zwanzig von ihnen umgekommen.
    Und dann waren sie in einen neuen Hinterhalt geraten und hatten festgestellt, dass ihr Rückzugsweg von einer mindestens zwei Kompanien starken Abteilung von Talibankämpfern abgeschnitten war.
    Kaum erkennbare Schatten in noch tieferer Dunkelheit. Immer wieder auf ihre Einheit abgegebene kurze Feuerstöße. In der Finsternis das flatternde und krachende Mündungsfeuer des M16-Sturmgewehrs, die durch die Luft pfeifenden Kugeln und die fliegenden Patronenhülsen, das Aufflammen des Abwehrfeuers. Ein neues Magazin und neue MG-Garben.
    Die Hölle. Flammen und Rauch. Schweiß, Angst und Blut. Etwas weiter entfernt, bei den Verwundeten, der Gestank von Erbrochenem und Kot.
    Wie lange hatte das gedauert? Lauri konnte sich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern.
    Beschuss und schattenhafte Gestalten zwischen den Bäumen, wieder aus einer neuen Richtung. Wir kommen hier niemals mehr weg, sie sind überall, dachte Lauri damals. Jeden Moment konnte ihre kleine Einheit sich in Panik auflösen.
    Alice hatte seinen Arm rasch, aber fest gedrückt. Sie hatte die Lichtverstärker und die Styx genommen, weil in deren Magazin mehr Geschosse passten und weil sie kein Mündungsfeuer entwickelte, und sie hatte in ihren Rucksack mindestens dreißig Reservemagazine gepackt. Dann war sie im Dunkel verschwunden. Lauri hörte ihre Schritte nicht, als sie im Wald verschwand, ihre Onondaga-Haudenosaunee-Verwandten hatten sie gelehrt, sich im

Weitere Kostenlose Bücher