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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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geduftet.
    Lauri streifte sich hastig das T-Shirt über. Eilig stieg er in seine Sandalen, öffnete die Tür und machte sich zielstrebig auf den Weg zum Kontrollraum.
    »Das wäre ein Abstieg in die Hölle.« So hatte Alice sich ausgedrückt. »Und im schlimmsten Falle würde das einen Abstieg in die Hölle für Millionen von Jahren bedeuten. Und aus dieser Hölle gäbe es nach dem Fegefeuer keine Begnadigung oder Erlösung. Niemals!«
    Janet Kendall saß auf dem Haupttisch des Kontrollraums und hatte die Beine auf einen Stuhl gestellt. Sie trank Bier aus der Flasche. Lauri hatte bisher gar nicht bemerkt, wie müde und abgespannt Janet aussah. Auf ihrem Gesicht waren Furchen erschienen, die dort nicht hingehörten, und ihre Augen lagen in tiefen schwarzen Höhlen.
    »Gut, ich bin einverstanden«, sagte Lauri.
    Janet Kendall sah ihn überrascht an. Dann wurde ihr Gesicht ruhiger. Lauri sah, wie sie sich allmählich entspannte. Janet sprang vom Tisch herab, kam zu Lauri und küsste ihn auf die Wange. Dann umarmte sie Lauri.
    »Danke! Allein hätte ich das nicht geschafft!«
    Am nächsten Tag rief Lauri Nurmi Annelies Schrader an und teilte ihr mit, dass er den Auftrag übernehme. Schrader wirkte nicht direkt überrascht, aber sie verhehlte auch nicht, wie zufrieden sie war.
    »Ausgezeichnet«, schmunzelte Schrader. »Ich freue mich sehr. Was willst du als Erstes in Angriff nehmen?«
    »Ich will den wichtigsten Beduinenführer im Südteil der Wüste, Scheich Azhrawi, aufsuchen. Abu Hassan war der Meinung, dass wir bei ihm anfangen sollten.«
    »Ich würde mich da ganz auf Abu Hassan verlassen. Wann wollt ihr zu ihm?«
    »Übermorgen. Abu Hassan sagt, al-Azhrawi und seine Leute müssten sich zurzeit etwas südwestlich von der Oase Wahat ad Dakhilah aufhalten. Irgendwo zwischen den Bergen Abu Ballas und ... warte mal, wie hieß der andere doch gleich, Hadabat al Jilf al Kabir. Das ist ziemlich weit weg von hier, in der Nähe der Grenze zum Sudan.«
    »Wie kommt ihr dorthin?«
    »Wahrscheinlich mit dem Lkw. Wenn wir bei Sonnenaufgang losfahren und in der Oase Dakhilah übernachten, sind wir am nächsten Morgen bei ihm. In der Nacht zelten wir dann im Gelände, Abu Hassan will mir eine besonders interessante Stelle in der Wüste zeigen.«
    »Das klingt gut«, sagte Schrader. »Ich werde fast neidisch.«
    »Die Hotchkiss sind übrigens angekommen«, sagte Lauri. »Ulrich hat versprochen, sie aufzustellen. Inzwischen ist der Betonguss am oberen Rand des Turms fertig, sodass wir dort beginnen.«
    Wir werden sie niemals benutzen können, dachte Lauri, aber das können SIE nicht wissen. Unabhängig davon, wer SIE eigentlich sind. Sodass, wenn wir Glück haben, die bloße abschreckende Wirkung der Hotchkiss genügen mag.
    Lauri wollte nicht daran denken, was passieren würde, falls die abschreckende Wirkung nicht genügte.

20
    Zwei Tage später luden Lauri und Abu Hassan die letzten Sachen auf das Lastauto. Um vier Uhr morgens war es noch kühl und fast dunkel, hinter den Bergen bahnte sich der Sonnenaufgang an. Janet und Katharine standen etwas abseits, Katharine rauchte eine Zigarette. Die Glut leuchtete im Dunkeln als ein kleiner roter Fleck.
    »Wenn das Kraftwerk während unserer Abwesenheit angegriffen wird, ist nur eine einzige Sache wirklich wichtig«, mahnte Lauri.
    »Ich glaube, ich weiß schon, was du sagen willst«, klagte Janet angeödet.
    »Okay, ich wiederhole mich«, gab Lauri zu. »Aber ich sage es noch einmal. Ihr dürft keine Angreifer töten, zumindest dann nicht, wenn sie wie Ägypter aussehen. Ihr sollt sie nur verscheuchen. Dies ist ein Befehl. Ein absoluter Befehl.«
    Janet wirkte leidend.
    »Ich verstehe schon, worauf du hinauswillst, aber was, wenn die Lage wirklich brenzlig wird? Sollen wir uns dann von ihnen die Gurgel durchschneiden lassen, ohne Widerstand zu leisten?«
    Lauri zuckte die Achseln.
    »Euch wird schon was einfallen. Außerdem habe ich euch ja ein paar Tipps gegeben. Wenn ihr nur die Angreifer nicht mit den Hotchkiss in Fetzen schießt.«
    »Euch wird schon was einfallen!«, fuhr Janet auf. »Das ist leichter gesagt als getan!«
    »Es würde sich sehr schnell herumsprechen, wenn wir auch nur einen einzigen Einheimischen töten würden«, erklärte Lauri. »Und solche Dinge werden gern aufgebauscht. Was für Chancen hat ein Kraftwerk mit Glasdach, unversehrt zu bleiben, wenn man uns für Mörder hält?«
    »Da hast du natürlich recht«, räumte Janet widerwillig ein.
    Lauri wandte sich an

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