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Gottes Werk und Teufels Beitrag

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Titel: Gottes Werk und Teufels Beitrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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selbst vielleicht nicht ausgesucht hätte – der Friedhof von St. Cloud’s lag im verlassenen Teil der Stadt. Vielleicht war dies passend, dachte Dr. Larch, der Claras Beisetzung überwachte, weil Clara selbst verlassen gewesen war – gewiß war sie mehr erforscht und untersucht worden, als sie geliebt worden war.
    Schwester Edna erlitt beim Anblick des Sargs einen Schock, aber Schwester Angela versicherte ihr, daß keine der Waisen über Nacht verstorben sei. Mrs. Grogan begleitete Dr. Larch auf den Friedhof; Larch hatte sie gebeten, mit ihm zu kommen, weil er wußte, daß Mrs. Grogan sich über jede Gelegenheit freute, ihr Gebet zu sagen. (Es gab keinen Pfarrer oder Priester oder Rabbi in St. Cloud’s; wenn heilige Worte angebracht waren, kam jemand aus Three Mile Falls und sprach sie. Es war ein Zeichen für Wilbur Larchs zunehmende Isolation, daß er sich weigerte, irgend etwas aus Three Mile Falls kommen zu lassen, und daß er noch lieber Mrs. Grogan zuhörte – wenn denn heilige Worte überhaupt sein mußten.)
    Es war die erste Beerdigung, bei der Wilbur Larch weinte; Mrs. Grogan wußte, daß seine Tränen nicht Clara galten. Larch hätte Clara nicht beigesetzt, wenn er geglaubt hätte, daß Homer Wells je zurückkehren würde.
    »Nun, er irrt sich«, sagte Schwester Angela. »Auch ein Heiliger kann sich irren. Homer Wells wird zurückkehren. Er gehört hierher, ob es ihm gefällt oder nicht.«
    Ist es der Äther? fragte sich Dr. Larch. Er meinte, ob es der Äther sei, der ihm zunehmend dieses Gefühl gab, als wisse er alles voraus, was passieren sollte. Zum Beispiel hatte er mit dem Brief gerechnet, der für F. Stone eintraf – nachgesandt von Fuzzys Postfachadresse. »Ist das ein trauriger Scherz?« fragte Schwester Angela, während sie das Kuvert hin und her wendete.
    »Bitte, das ist für mich«, sagte Dr. Larch. Es kam vom Treuhänderausschuß, wie er erwartet hatte. Dies war der Grund, warum sie diese Erfahrungsberichte von ihm gewünscht hatten und warum sie die Adressen der Waisen verlangt hatten. Sie überprüften ihn, das wußte Larch.
    Der Brief an Fuzzy begann mit herzlichen Glückwünschen; er besagte, daß der Ausschuß von Dr. Larch viel über Fuzzy erfahren habe, aber sie wollten auch alles andere wissen über Fuzzys »St.-Cloud’s-Erlebnis« – natürlich nur, was er ihnen »mitteilen« wollte.
    Das »St.-Cloud’s-Erlebnis« klang für Wilbur Larch nach einem mystischen Geschehen. Der beigefügte Fragebogen machte ihn wütend, auch wenn es ihm Spaß bereitete, sich vorzustellen, welche von den Fragen der langweilige Dr. Gingrich sich ausgedacht haben mochte und welche davon dem eiskalten Kopf der Mrs. Goodhall entstammten. Dr. Larch fand auch Spaß daran, sich vorzustellen, wie Homer Wells und Snowy Meadows und Curly Day – und all die anderen – diesen albernen Fragebogen beantworten würden, aber die unmittelbar bevorstehende Aufgabe nahm er sehr ernst. Er wollte, daß Fuzzy Stones Antworten auf diesen Fragebogen perfekt wären. Er wollte sichergehen, daß der Treuhänderausschuß Fuzzy Stone niemals vergessen würde.
    Es waren fünf Fragen. Jede davon beruhte auf der falschen Annahme, daß jede Waise mindestens fünf oder sechs Jahre alt sein mußte, bevor sie – oder er – adoptiert wurde. Diese und andere Dummheiten überzeugten Wilbur Larch, daß Dr. Gingrich und Mrs. Goodhall leichte Gegner sein würden. 
    1. Wurdest du in St. Cloud’s richtig beaufsichtigt? (Bitte berücksichtige in deiner Antwort, ob du dich besonders liebevoll behandelt fühltest und ob du gefördert wurdest; wir möchten auch gern erfahren, ob du dich je mißhan- delt fühltest.) 
    2. Wurdest du in St. Cloud’s angemessen ärztlich betreut? 
    3. Wurdest du auf dein neues Leben in einer Pflegefamilie angemessen vorbereitet, und wurde deine Pflegefamilie deiner Ansicht nach sorgfältig und richtig ausgewählt? 
    4. Schlägst du irgendwelche Verbesserungen in puncto Me- thoden und Leitung für St. Cloud’s vor? (Hättest du dich wohl gefühlt, wenn das Personal jugendlicher, energi- scher [oder einfach nur zahlreicher] gewesen wäre?) 
    5. Wurde versucht, die Bewohner des Waisenhauses in die ortsansässige Gemeinschaft zu integrieren?
    »Welche Gemeinschaft?« schrie Wilbur Larch. Er stand am Fenster in Schwester Angelas Büro und starrte auf die kahle Hügelflanke, wo Wally hatte Apfelbäume pflanzen wollen. Warum waren sie nicht zurückgekehrt und hatten die blöden Apfelbäume gepflanzt,

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