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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olle Lönnaeus
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erkundigen wollte, wie es dir geht. Denn es kommt mir vor, als hätte Mårtens Tod uns irgendwie zusammengeführt. Findest du nicht? Ich selbst bin jedenfalls davon überzeugt, dass der Herr mit allem, was er tut, einen Grund hat. Ich finde, wir sollten uns wiedersehen, du und ich. Letztens, als wir uns in der Pizzeria getroffen haben, war es doch nett. Wir könnten ja hin und wieder etwas zusammen unternehmen. Vielleicht zum Angeln rausfahren. Mårten und ich haben das öfter gemacht. Was meinst du?»
    «Tja, warum nicht. Schauen wir mal …» Joel ließ das Ende des Satzes offen. Dann fiel ihm etwas ein. «Wo ich dich schon an der Strippe habe, Erik. Hat Mårten dir und Helga möglicherweise erzählt, dass er sich mit einem Kunsthändler in Simrishamn getroffen hat? Ein Karl Månzon, der behauptet hat, dass seine Bilder wertvoll wären.»
    Joel schaute zu den vier Männern am Fenster rüber, die gerade in Gelächter ausbrachen, weil jemand einen Witz erzählt hatte.
    «Nein, ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern», hörte er Erik sagen. «Aber es erstaunt mich keinesfalls. Denn Mårten war ja extrem begabt. Mama und mir gefallen seine Bilder jedenfalls sehr, besonders seine Auferstehungsmotive. Sie strahlen eine starke Empfindsamkeit aus. Findest du nicht auch?»
    «Klar», entgegnete Joel. «Eine ganz starke Empfindsamkeit. Richte Helga gute Besserung aus, dann sehen wir uns morgen.»
    Er schob sich den Rest Kebab in den Mund und ging zur Kasse, um zu bezahlen. Ahmed stand da und starrte scheinbar geistesabwesend auf den Fernseher, während er mechanisch Biergläser abtrocknete, die schon längst staubtrocken sein mussten. Als Joel ihn um die Rechnung bat, zuckte er zusammen, als sei er gerade aus einem tiefen Schlaf geweckt worden.
    «Sie sehen müde aus, Ahmed. Laufen die Geschäfte schlecht?»
    «Nicht schlechter als sonst auch.»
    Die altertümliche Kasse klingelte.
    «Sie sehen ja aus wie ein begossener Pudel.»
    Der Pizzabäcker legte das Geschirrtuch zur Seite und seufzte. Es sah aus, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. «Finden Sie das etwa erstaunlich? Wenn die Leute Brandbomben werfen …»
    «Wer denn?»
    «Sie fragen, wer! Haben Sie denn nicht die Zeitung gelesen, Junge? Diejenigen, die immer Terror machen. Fanatiker. Idioten, die glauben, das Licht erblickt zu haben. Das einzig wahre Licht. Es gibt sie überall. Zu Hause im Irak. Und auch hier in Schweden. Zuerst ermorden sie einen Künstler, weil er Bilder gemalt hat, durch die sie sich gekränkt fühlen. Und dann gießen sie Benzin durch den Briefschlitz bei einer armen Frau, sodass sie beinahe verbrennt, zusammen mit ihren kleinen Kindern. Es ist immer dasselbe. Hass, Hass, Hass!»
    Als die vier Männer am Fenster verstummten und sich umdrehten, brach er unvermittelt ab und wendete sich wieder dem Abtrocknen der Gläser zu.
    «Man sieht sich», sagte Joel und klopfte ihm auf die Schulter.
    Draußen auf der Straße atmete er tief durch, um die abgestandene Luft aus den Lungen zu bekommen. Dunkelheit hatte sich über den Marktplatz gelegt, und im Schein der Straßenlaternen sausten die Schneeflocken wie Feuerpfeile umher. Ein heftiger Windstoß erfasste ihn, sodass er aus dem Gleichgewicht geriet. Hinten am Bahnübergang senkten sich die Schranken mit einem Klingeln, um den Zug nach Ystad durchzulassen. Der Einzige, der vor der roten Ampel am Übergang stand, war Johnny, der offenbar beschlossen hatte, nach Hause zu trotten.
    Unschlüssig ging Joel in Richtung Konsum. Ein paar Lebensmittel musste er zumindest einkaufen.
    Der Laden wirkte leer und verlassen. Das grellweiße Licht der Neonröhren brannte ihm in den Augen. Vereinzelte Kunden bewegten sich wie Gespenster zwischen den Regalreihen. Joel nahm eine Packung Wiener Würstchen, ein Vollkornbrot und ein Sixpack Norrlands Guld und legte alles in seinen Einkaufskorb. Dann war er mit seiner Phantasie am Ende. Und du bist mal Koch gewesen, dachte er. Vor einer Packung Tomaten aus Spanien zögerte er, ließ sie jedoch liegen. An der Kasse ließ er seinen Blick über die Schlagzeilen der Abendzeitungen gleiten. Bauer Bosse war offenbar sturzbesoffen Auto gefahren. Ein Mann namens Jocke war in einem Wutausbruch auf eine Castingshow-Jury losgegangen. Latex-Linda war bei Big Brother rausgeflogen. Dann fiel sein Blick wieder auf den dürftigen Inhalt in seinem Einkaufskorb.
    Ob Fatima sich freuen würde, wenn ich sie zu mir zum Abendessen einladen würde?, fragte er sich.
    Eine

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