Gottes Zorn (German Edition)
schlimmsten Fall muss man aus den Ermittlungen aussteigen. Aber auf keinen Fall darf man ihm eins aufs Maul hauen.»
Fatima spürte, wie sie errötete.
«Ich habe meine Wut an einem anderen Typen ausgelassen. Verdammt, ich schäme mich so …»
«Was ist denn passiert?»
Sie erzählte ihr in Kurzform von Fredrik mit der Pfefferminzzunge und dem Heizungs- und Sanitärbetrieb in Växjö, und wie sie ihn zuerst angebaggert und ihm dann das Knie in den Unterleib gerammt hatte.
«Oh, das war nicht besonders klug! Da kann man nur hoffen, dass er dich nicht anzeigt.»
Der Gedanke daran war Fatima noch nicht einmal gekommen.
«Und wie sicher seid ihr euch, dass er schuldig ist?», fragte Eva Ström, offenbar auch nicht besonders besorgt darüber, dass Fatima Gegenstand von internen Ermittlungen werden könnte.
«Er heißt Osama.»
«Mein Gott, verwende bloß nicht seinen Vornamen, wenn du über ihn sprichst! Du bist doch nicht mit ihm befreundet. Und wie heißt er weiter?»
«Osama Al-Din.»
«Okay, aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet …»
«Welche Frage?»
«Du hast sie schon gehört. Wie sicher seid ihr euch, dass er schuldig ist?»
Fatima zuckte auf ihrem Hotelbett sitzend mit den Achseln. «So sicher, wie man sich eben sein kann. Er hat im Prinzip gestanden.»
«War er allein?»
«Das wissen wir nicht. Die Kollegen in Kopenhagen haben ein Auge auf einige Typen, von denen wir glauben, dass sie ihm geholfen haben könnten. Aber ich weiß nicht, wie viel ich sagen darf …»
Eva Ström hüstelte gekünstelt ins Telefon. «Glaubst du etwa, dass deine neuen Freunde uns abhören?»
In ihrer Ironie lag eine gewisse Feindseligkeit, die Fatima nicht entging. Betrachteten sie sie etwa als Abtrünnige? Für einen Augenblick sah sie das vertraute, etwas missmutige Gesicht ihrer Kollegin vor sich.
«Aus welchem Grund hast du eigentlich angerufen, Eva?», fragte sie misstrauisch.
«Ich wollte nur hören, wie es so läuft.»
«Aber nicht nur, oder …?»
«Hier haben sie jetzt angefangen, Brandbomben zu werfen.»
«Wie bitte …?»
Plötzlich kam es ihr vor, als würde sich der Dampf aus dem Bad in eiskalte Nebelschleier verwandeln.
«Bei einer somalischen Frau in Tomelilla. Sie wohnt in einem der Mietshäuser am Stadtpark. Irgendwer hat Benzin in ihren Briefschlitz gekippt und es angezündet. Ihre zwei kleinen Kinder lagen im Zimmer nebenan und schliefen. Zum Glück ist sie aufgewacht und hat es geschafft, den Brand mit einem Teppich zu ersticken.»
«Und wer macht so etwas?»
«Keine Ahnung. Unsere Techniker sind noch nicht fertig. Aber es ist ja offensichtlich, dass bei dieser Tat Fremdenhass im Spiel ist. Sie trägt nämlich einen Hidschab.»
«Aber …?»
«Es können natürlich auch irgendwelche Jugendlichen gewesen sein. Aber da muss man sich doch fragen, wer ihnen diese Grillen in den Kopf gesetzt hat. Eltern, die ihrem Hass gegen Muslime freitagabends bei Chips und Bier freien Lauf lassen.»
Fatima hörte Eva Ström schnaufen, wie sie es immer tat, wenn sie genervt war.
«Aber eigentlich habe ich gar nicht deswegen angerufen …»
Als würde das nicht schon ausreichen! Erst dieser alkoholgetränkte Traum von Osama. Und dann die Nachricht von dem Brandattentat. Es war, als wäre in Fatimas schmerzendem Kopf kein Platz für mehr.
«Da ist eine Sache, über die ich nachgedacht habe», sagte Eva Ström. «Ich weiß nicht, ob unsere geheimen Freunde von der Sicherheitspolizei es bereits nachgeprüft haben, aber in Mårten Lindgrens Leben gab es noch andere Dinge, die man vielleicht näher unter die Lupe nehmen sollte. Also ich meine, außer den Bildern.»
«Die da wären?»
«Vor einigen Jahren lebte so ein zwielichtiger Typ hier draußen, der eines Tages spurlos verschwand. Er hieß Dragan Djelic. Jugo, oder besser gesagt Serbe. Er hat mit allem Möglichen gehandelt, aber hauptsächlich hat er Wodka und Amphetamine aus Polen eingeschmuggelt. Mårten Lindgren war einer seiner Kompagnons. Gerüchten zufolge hatte Mårten Dragan um Geld betrogen und ihn dann erschlagen. Wir haben drei Tage lang den Tunbyholmsee durchkämmt. Dort haben sie immer gemeinsam Barsche geangelt.»
«Aber ihr habt nichts gefunden?»
«Du ahnst ja nicht, wie viel Zeug im Schlamm eines ganz gewöhnlichen Seegrunds verborgen liegt. Aber eine Leiche haben wir nicht gefunden, nein. Also mussten die Voruntersuchungen schließlich abgebrochen werden.»
Ein krachendes Kaugeräusch verriet, dass die Kollegin
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