Gottesdienst
in der Schusslinie befand.
Ich wich ums Sofa herum aus und versuchte den Schusswinkel zu verbessern. Doch er hob Luke auf und presste ihn wie ein Schutzschild gegen seinen Oberkörper, dann bewegte er sich rückwärts in Richtung Tür. Er zog ein kleines Funkgerät aus der Tasche und sprach hinein. »Hol den Wagen.« Er ging weiter rückwärts. »Curt, steh auf.«
Smollek richtete sich auf. Draußen war jetzt ein Motor zu hören. In Lukes Augen stand das blanke Entsetzen.
»Sie Feigling«, schrie ich ihn an. »Sie verstecken sich hinter einem Kind. Sie sind kein Soldat.«
Dann raffte sich Tabitha auf. Obwohl ihre Hände verbunden waren, ballte sie die Fäuste und stürmte auf Paxton zu. Sie versuchte ihn mit einem Schwinger am Kinn zu erwischen, aber er wich dem Angriff aus und verpasste ihr einen Schlag mit dem Handrücken, der sie zu Boden schickte.
»Jetzt ist nicht die rechte Zeit für Dummheiten. Ich hab deinen Jungen. Kommst du mit?«
Das Gewehr hatte ein ziemliches Gewicht. Vielleicht konnte ich ihm damit einen Schlag versetzen, ohne dass er es mir aus den Händen riss oder Smollek eingreifen konnte.
Als ob er meine Gedanken gelesen hätte, wandte er sich an Smollek. »Curt, du kümmerst dich um Delaney.«
Smollek stand schwer atmend auf. Ich wusste, dass Paxton mit Luke durch die Tür verschwinden würde, sobald die Waffe nicht mehr auf ihn gerichtet war. Ich behielt ihn im Visier und brüllte Smollek an. »Sie werden sterben. Tun Sie’s nicht!«
Autoscheinwerfer strahlten durch die zersplitterte Eingangstür. Smollek starrte verbissen auf den glitschigen weißen Fußboden. Er suchte seine Pistole.
»Jetzt schnapp sie dir schon, Curt«, sagte Paxton.
Nicht mal in meinen schlimmsten Albträumen hatte ich mich je so hilflos gefühlt, obwohl ich ein Jagdgewehr in den Händen hielt. Paxton verschwand nach draußen. Tabitha richtete sich auf. Für einen kurzen Moment blickte sie mich an. Ihre Augen glühten im Scheinwerferlicht, ihre Haut war gespenstisch blass. Dann folgte sie Paxton aus der Tür.
Im selben Moment stürzte Smollek auf mich zu. Ich drehte mich zu ihm um. Gott vergib mir, ich werde es tun, dachte ich, und drückte ab.
Nichts passierte.
Smollek warf sich auf mich. Ich drückte noch einmal ab, und wieder passierte nichts. Er riss mich zu Boden und begrub mich unter einem Wirbel aus scharfem Körpergeruch, knochigen Ellbogen und schmerzerfüllter Wut.
Die Autoscheinwerfer entfernten sich, im Zimmer wurde es dunkler. Und ich konnte den weit entfernten, aber beharrlichen Klang einer Polizeisirene hören.
Grunzend wälzten wir uns auf dem Boden, der Küche entgegen. Ich versuchte Smollek mit Tritten zu erwischen, aber sein Gewicht erdrückte mich fast. Dann krachten wir gegen den Frettchenkäfig. Pip und Oliver schreckten fauchend auf. Smollek gelang es, eine Hand um meinen Hals zu legen. Er drückte zu, und sofort bekam ich keine Luft mehr. Sein Gesicht zeigte eine entsetzliche Entschlossenheit. Ich umklammerte seinen Arm, aber ich konnte ihn nicht abschütteln. In letzter Verzweiflung streckte ich die Hand aus und suchte den Verschluss des Käfigs.
Die kleine Tür sprang auf. Ein grauer Blitz zischte an mir vorbei. Smollek schrie vor Schmerzen.
Im nächsten Augenblick wälzte er sich schreiend von mir herunter. Ich rang nach Luft und stolperte auf den Messerhalter zu. Smollek wirbelte im Kreis herum und versuchte das Frettchen zu erwischen, das die Krallen in seine Kopfhaut geschlagen hatte. Der dunkle Fellschwanz des Frettchens rotierte bei jeder Umdrehung mit.
Kreischend rannte Smollek aus der Tür, das Frettchen auf dem Kopf wie einen Hut. Ich folgte ihm, doch nach ein paar Schritten musste ich stehen bleiben. Durch einen Schleier von Tränen starrte ich in die leere Nacht.
21. Kapitel
Detective Chris Ramseur betrat mein Haus durch die Schwingtür und setzte sich neben mich auf das Sofa in meinem Wohnzimmer. Sein Englischlehrergesicht wirkte ausgezehrt, er war die ganze Nacht auf den Beinen gewesen. Nikki Vincent lief mit über ihrem enormen Bauch verschränkten Händen vor dem Kamin auf und ab. Die FBI-Beamten hatten sich nach draußen zurückgezogen, um zu beratschlagen. Zwei Männer in dunklen Anzügen, die mit ernsten Gesichtern auf dem Rasen standen, einer sprach in sein Handy. Vor Jesses Haus hatte sich die Presse an der Polizeiabsperrung versammelt. Sicherlich fotografierten sie gerade die demolierte Tür.
»In den letzten Stunden haben wir eine Menge Informationen
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