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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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weit aufgerissenen Augen starrten mich ängstlich an. Ich zog ihn zu Boden und nahm ihn in die Arme.
    »Du zitterst ja, Tante Evvie.«
    Die Standhaften waren im Anmarsch. Sie hatten Tabitha nachgespürt, und nun waren sie hier, um sie zu holen oder zu töten. Oder sie waren wegen Luke gekommen. Vielleicht hatte Tabitha die Kirche gar nicht verlassen und mich doch noch reingelegt. Wie auch immer, ich war einen Moment lang unachtsam gewesen und hatte sie ins Haus gelassen. Wie hatte ich nur so dämlich sein können.
    Denk nach. Ich musste die Polizei verständigen. Aber im Gästezimmer gab es kein Telefon. Ich konnte von der Küche aus anrufen, aber wenn Tabitha nur darauf wartete, sich Luke greifen zu können, wäre das fatal. Also musste ich von Jesses Schlafzimmer aus telefonieren. Selbst wenn die Polizei nie rechtzeitig hier sein würde. Ein bewaffneter Mann wartete vor dem Haus, Tabitha war schon drinnen. Ich musste Luke in Sicherheit bringen.
    »Ich hab Angst«, flüsterte Luke.
    »Nimm meine Hand.«
    Tabithas Wagen stand in der Einfahrt und blockierte meinen Explorer. Wir mussten also zu Fuß flüchten, uns bei einem Nachbarn verstecken, bis die Polizei eintraf. Bis zu den Rosenbergs waren es etwa siebzig Meter durch die Büsche. Wir mussten es einfach schaffen. Allerdings gab es einen Haken: Jesses Haus bestand zum Großteil aus Glasfronten mit herrlichem Rundumblick, und ich hatte die Läden nicht geschlossen. Man hatte freien Einblick in die Schlafzimmer, ins Wohnzimmer, in die Küche und durch die hohen Scheiben im Eingangsbereich. In dem Moment, da Luke und ich das abgedunkelte Gästezimmer verließen, waren wir zum Abschuss freigegeben.
    Wir konnten also nicht fliehen.
    »Luke, hör mir gut zu. Du musst jetzt genau das tun, was ich dir sage.«
    Luke sah mich an, sein Brustkorb hob und senkte sich.
    »Wir gehen jetzt in Jesses Schlafzimmer. Du darfst nichts sagen. Wenn deine Mutter was fragt, rede ich mit ihr. Du gehst ins Bad, kletterst auf den Schrank und öffnest das Fenster. Und lass bloß das Licht aus, das ist ganz wichtig. Wir klettern aus dem Fenster und laufen zu den Rosenbergs rüber.«
    Er drückte meine Hand. »Sind die bösen Leute gekommen?«
    Ich versuchte meiner Stimme Kraft zu verleihen. »Ja. Deswegen müssen wir jetzt ganz tapfer sein.«
    »Okay.«
    »Komm.«
    Ich stand auf und führte ihn an der Hand durch den Gang und das Wohnzimmer zu Jesses Schlafzimmer. Die Mikrowelle piepte schon wieder – noch mehr Popcorn. Ich drehte meinen Kopf in Richtung Küche, es sollte ganz entspannt wirken.
    Tabitha lehnte gegen den Küchenschrank und beobachtete die Mikrowelle. Als sie mich sah, sagte sie: »Den ersten Beutel hab ich schon gegessen, ich hoffe, du hast nichts dagegen. Ich hab noch mehr gefunden.«
    »Kein Problem.«
    Luke starrte erst sie und dann mich an.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie.
    Luke und ich gingen weiter in Richtung von Jesses Zimmer. »Ich seh nur mal überall nach, wo das Geräusch herkam.«
    Sie wandte sich wieder der Mikrowelle zu. Würde sie so gelassen reagieren, wenn sie vorhatte, uns anzugreifen? Sollte ich sie warnen? Ich musste eine Entscheidung treffen, und ich konnte es mir nicht leisten, dabei einen Fehler zu machen.
    In Jesses Schlafzimmer war es dunkel, aber aus dem Wohnzimmer fiel ein Lichtschein hinein. Ich wollte die Tür nicht schließen, damit ich keinen Verdacht erregte.
    »Du musst ganz leise sein, wenn du das Fenster aufmachst«, flüsterte ich Luke zu.
    Er ließ meine Hand los und ging ins Bad. Ich nahm das Telefon vom Nachttisch und wählte die Notrufnummer. »Vor meinem Haus treibt sich ein bewaffneter Mann herum.« Ohne aufzulegen, ließ ich das Telefon aufs Bett fallen.
    Im Badezimmer wühlte Luke schnaufend herum und schaffte es schließlich, auf den Schrank zu steigen. Das Fenster öffnete sich mit einem leisen Quietschen. »Tante Evvie, es ist offen«, sagte er betont leise.
    Ich eilte zur Badezimmertür. »Ich komme.«
    Und dann hörte ich Tabithas Stimme. »Was ist denn hier los?«
    Ich wirbelte herum. Ihre Silhouette zeichnete sich in dem Türrahmen zum Schlafzimmer ab, sie war dabei, nach dem Lichtschalter zu greifen. Ich sprang durch das Zimmer, quer übers Bett und schlug ihr auf die Hand. Schockiert riss sie den Mund auf. Sie wollte zurückweichen, aber ich bekam sie an der Bluse zu fassen und drückte sie gegen die Wand.
    »Was ist denn?«, rief sie entsetzt.
    Sie hatte schon immer eine durchdringende Stimme gehabt, die jetzt durch

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