Gottesdienst
es! Und wenn Sie mich nicht andauernd ausgelacht, sondern mir nur einmal zugehört hätten, als ich die Behörden warnen wollte, dann wäre Luke jetzt hier bei uns in Sicherheit!«
Seine Knopfaugen blinzelten nicht einmal. »Das FBI hat sich jetzt des Falls angenommen. Ihre Chancen, Luke wieder gesund zurückzubekommen stehen am besten, wenn Sie die Angelegenheit uns überlassen.«
Ramseur nickte ernst. »Wir werden ihn finden, Ms. Delaney.«
»Das werden Sie allerdings, verdammt noch mal«, fuhr Nikki dazwischen.
»Und Sie beeilen sich besser ein bisschen«, knurrte ich. »Halloween ist schon in fünf Tagen.«
DeKalb knöpfte sich sein Jackett zu, als ob er aufbrechen wollte. »Da wäre noch eine Sache.«
Sein Kollege warf mir einen bedeutsamen Blick zu. »Es geht um Ihren Anwalt.«
Jesse war in der Nacht zuvor nicht nach Hause gekommen. Weder hatte er Überstunden in der Kanzlei gemacht noch Freunde nach der Arbeit besucht. Seine Familie hatte nichts von ihm gehört und er ging auch nicht an sein Handy.
»Der Anruf, den ich vorhin reinbekam, war von der Highway Patrol. Sie haben das Wrack von Mr. Blackburns Wagen in einer Schlucht zwei Meilen von seinem Haus entfernt gefunden.«
Schlagartig verengte sich mein Sichtfeld, und summende Lichter begannen vor DeKalbs Gesicht zu tanzen. »Ist Jesse in Ordnung?«
»Es gab keine Spuren von ihm an der Unfallstelle.«
»Aber er kann nicht einfach so davonspaziert sein, er sitzt im Rollstuhl -«
»Der lag auf dem Rücksitz«, ergänzte sein Partner.
»Es gibt Anzeichen dafür, dass der Wagen an einem Zusammenstoß beteiligt war und dass er von der Straße gedrängt wurde«, sagte DeKalb.
Ich spürte, wie Nikkis Hand sich erneut um meinen Arm schloss. »Die Standhaften haben ihn entführt.«
»Davon müssen wir ausgehen.«
Ich hörte kaum das Klopfen an der Tür, spürte nur, wie die Beamten hochschreckten. Es war ein Bote. DeKalb ging zur Tür und nahm ihm einen großen Umschlag ab. DeKalb untersuchte ihn, hielt ihn hoch und fragte, ob mir der Absender bekannt sei. Mein Mund war wie ausgetrocknet. Der Umschlag kam von Jesses Rechtsanwaltskanzlei. Alle postierten sich um mich herum und warteten darauf, dass ich den Umschlag öffnete. Sie wollten sehen, ob es sich um einen Erpresserbrief handelte.
Ich zog einen Stapel Gerichtsunterlagen heraus und überflog sie kurz, dann drückte ich die Augen zu, schüttelte den Kopf und ließ die Papiere zu Boden fallen.
»Es ist die einstweilige Verfügung. Sie wurde heute Morgen ausgestellt.«
Der Wärter öffnete die Tür und brachte Brian in den Besuchsraum des Gefängnisses. Als er mich sah, leuchteten seine Augen kurz auf, aber gleich darauf erkannte er, dass etwas Schreckliches passiert sein musste. Mir war schon wieder schlecht.
Ich hatte einen ganzen Tag warten müssen, bis ich nach China Lake fahren konnte. Es war später Nachmittag geworden, bis das FBI mit mir durch war – zu spät, um Brian noch zu besuchen. Seinem Anwalt hatte ich zwar telefonisch die Neuigkeiten von der Entführung mitgeteilt, aber darauf bestanden, dass Brian es von mir erfahren sollte. Auf dem Weg zum Besuchsraum hatte ich mich in der Toilette übergeben.
Er nahm hinter der Trennscheibe Platz. Die Anspannung war seinem Gesicht abzulesen. »Luke …«
»Sie haben ihn.«
Brian wurde kreidebleich. Mit einem Blick auf die blauen Flecken an meinen Armen und meinem Hals sagte er: »Raus damit.«
Ich gab mir Mühe, meiner Stimme nichts anmerken zu lassen, scheiterte jedoch kläglich. »Sie sind in Jesses Haus eingebrochen.«
»Jesse hat geschworen, dass sie nicht rausbekommen, wo er wohnt.«
»Das haben sie auch nicht.«
»Das haben sie verdammt noch mal doch.«
»Brian -«
»Was hat er gemacht? Ihnen extra noch eine Karte gezeichnet, oder was?« Seine Finger krallten sich in die Tischauflage.
»Nein. Jesse wird vermisst. Die Polizei glaubt, dass die Standhaften ihn von der Straße gedrängt haben. Dann haben sie seine Brieftasche gefunden, in seinem Führerschein steht seine Adresse und -« Meine Stimme versagte. Ich schaffte es nicht, ihm den Rest zu erzählen: von den Blutspuren im Wagen, weswegen man davon ausging, dass Jesse nicht mehr lebte.
Er schaute mich an, seine Kiefermuskeln mahlten. »Weiter.«
Ich wischte mir mit dem Handrücken über die Augen und atmete tief durch. »Du willst mich also anschreien? Gut, dann mach schon. Ich liebe dich, Brian, und für Luke würde ich sterben. Also bring’s hinter dich, dann kann
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