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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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das ganze Zimmer hallte. Ich presste ihr so fest die Hand auf den Mund, dass ihr Kopf gegen die Wand knallte.
    »Wenn du noch einen Mucks machst, dann schlage ich dich bewusstlos, das schwöre ich dir, Tabitha.«
    Ihre Hände krallten sich in meinen Arm.
    »Wer ist das da draußen?«, fragte ich. »Paxton?«
    Sie schnaufte.
    »Hast du ihn hierher geführt? Hast du uns verraten?«
    Ihre Augen zuckten wie wild hin und her, sie begann heftig zu schlottern, und ich hörte ein unverkennbares Rieseln auf dem Parkettboden. Ich blickte an ihr hinunter. Der Schritt und ein Bein ihrer Cargohose hatten sich dunkel verfärbt.
    Ich nahm die Hand von ihrem Mund.
    »Sie werden mich umbringen.«
    Ich hatte keine Zeit, mich zu entschuldigen. »Wir klettern durch das Badfenster und laufen zu den Nachbarn. Komm.«
    Sie drückte sich gegen die Wand. In ihren Augen stand eiskalte Furcht.
    Ich schüttelte sie. »Wir müssen Luke beschützen. Wir sind alles, was er noch hat.« Sie blinzelte. »Du willst die letzten neun Monate wiedergutmachen? Jetzt hast du die Chance. Also komm schon.«
    Sekundenlang verharrte sie in ihrer Position, dann folgte sie mir mit zögernden Schritten ins Bad. Das Fenster stand offen, Luke hockte fröstelnd auf dem Schrank. Fragend sah er Tabitha an.
    »Deine Mami ist auf unserer Seite«, sagte ich. »Komm mal kurz runter.«
    Ich kletterte auf den Schrank und hob vorsichtig meinen Kopf, um nach draußen zu spähen. Ich konnte nichts erkennen, nur die dunklen Kiefern, die sich im Wind bogen. Vorsichtig entfernte ich die Sichtblende vor dem Fenster und drückte sie Tabitha in die Hand.
    »Ich gehe als Erste, dann Luke und dann du.«
    Ich richtete mich auf und begann mich mit dem Kopf voran durch das Fenster zu schieben, immer darauf bedacht, mich am Fensterbrett festzuhalten, damit ich nicht kopfüber im Dreck landete. Aus Richtung des Hauseingangs hörte ich eine leise Stimme.
    »Geschafft. Die fahren heute nirgendwo mehr hin.«
    Ich erstarrte. Jemand hatte Tabithas und meinen Wagen fahruntüchtig gemacht. Und was noch schlimmer war: Derjenige erzählte es jemandem. Das bedeutete, dass sie zu zweit waren. Mindestens.
    Die Stimme klang jetzt näher. »Da steht’n Fahrrad in der Garage. Wofür braucht ein Krüppel’n Fahrrad?«
    »Halt’s Maul«, zischte es.
    Ich ließ mich wieder zurückrutschen und ging auf dem Schrank in die Hocke. Ich hörte Schritte vor dem Fenster und knackende Kiefernnadeln. Langsam hob ich wieder den Kopf. Wer auch immer es war, jetzt war er um die Ecke verschwunden. Dann hörten wir Holz knarren und Schritte auf der Terrasse vor dem Schlafzimmerfenster, nur fünf Meter von uns entfernt. Tabitha zitterte inzwischen so stark, dass ich dachte, sie würde umkippen. »Das schaffen wir nie.«
    Ich zwang mich zum Nachdenken. Konnten wir uns vielleicht hier drin verbarrikadieren, bis die Polizei kam? Nein. »Wir können nicht bleiben. Hier sind wir wie auf dem Präsentierteller, sie werden durch das Fenster oder durch die Tür schießen.«
    Sie biss sich auf die Lippe, presste die Hand auf ihren Mund und unterdrückte einen Schrei. Luke beobachtete sie. Sein Kinn begann zu beben.
    »Wir können es schaffen, wir müssen nur sehr schnell sein.« Ich ergriff Lukes Arm. »Wenn du draußen bist, dann rennst du, so schnell du kannst, los und bleibst nicht stehen, egal, was auch passiert. Los.«
    Ich richtete mich erneut auf, warf einen letzten Blick aus dem Fenster und schlängelte mich dann durch die Öffnung. Mit einem dumpfen Schlag kam ich draußen auf. Ich konnte hören, wie Luke auf den Schrank kletterte. Seine Finger klammerten sich um die Fensterbank.
    Plötzlich ertönte aus dem Dunkel ein Pfiff. Es war ein Signal. Das Schlafzimmerfenster splitterte. Die Eingangstür wurde aufgerissen. Im Schlafzimmer ging das Licht an. Ein Mann schrie: »Hierher.«
    Tabitha begann zu schluchzen.
    Ich hörte, wie sie die B adezimmertür zuschlug. »Los, Luke!«, schrie sie. Jemand hämmerte gegen die Tür und versuchte sie aufzubrechen. Luke begann zu weinen. Tabitha schrie auf.
    »Komm schon, Luke«, rief ich.
    Sein Kopf erschien in der Fensteröffnung, dann seine Schultern. Krachend gab die Tür nach. Tabitha hörte nicht auf zu schreien. Lukes Augen waren weit aufgerissen. Ich griff nach oben und packte ihn unter den Armen. Doch im Badezimmer hatte ihn jemand an den Beinen zu fassen bekommen und zog ihn zurück. Er schrie auf, versuchte sich an mir festzukrallen. Ich spürte, wie er meinen Händen entglitt

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