Gottesdienst
grünen Augen musterten mich aufmerksam.
»Wir müssen aufhören, uns so zu treffen.«
»Das wird kein Spaß, Garrett.«
»Das überlassen Sie mal ruhig mir.«
»Vor ein paar Tagen noch haben diese Leute aus einem Meter Entfernung mit einem Gewehr auf mich gezielt.«
Er nickte in Richtung seines Jeeps. »Ich habe ein Gewehr dabei, eine Winchester.«
»Sind Sie sicher, dass Sie mir helfen wollen?«
Er taxierte mich, als versuchte er einzuschätzen, ob ich durchhalten würde. »Diese Leute haben Ihren Neffen, richtig? Das Kind eines Offizierskameraden. Also los!«
Mein Herz begann wieder zu hämmern. Ich breitete eine Landkarte auf der Motorhaube des Explorer aus und zeigte ihm, wie wir uns Angel’s Landing abseits der Straße durch ein Flussbett nähern würden. Den letzten Teil des Weges würden wir zu Fuß zurücklegen.
Er betrachtete erst die Karte und dann mich. Er konnte nicht widerstehen. »Ich sehe hier keinen Freund bei Ihnen – ich nehme an, das ist eine gute Nachricht für mich.«
Ich faltete die Karte zusammen. »Die Standhaften haben meinen Freund in einen Hinterhalt gelockt. Die Polizei glaubt, dass sie ihn getötet haben.«
Er ließ sich nichts anmerken und setzte seine Sonnenbrille auf. »Dann wollen wir Ihnen mal Feuer unter dem Arsch machen.«
Brian stand in der Tür zum Besuchsraum. Er wusste nicht weiter. Ihm war klar, dass seine Schwester Paxton nicht getroffen und deshalb auch niemanden hatte warnen können. Paxton war zu schlau, um so einen Fehler zu begehen. Hinter Brian räusperte sich der Wärter. Brian wusste, dass ein Wort von ihm genügte, und in Kürze würde es hier von bewaffneten Beamten nur so wimmeln. Er konnte Tabitha retten. Sie starrte ihn aus angstgeweiteten Pupillen an. Er konnte sie sich gleich hier zurückholen. Vielleicht war das seine einzige Chance. Aber er wusste auch, was passieren würde, wenn er es tat. Er würde Luke nie mehr wiedersehen.
Brian setzte sich, der Wärter gab ihm fünfzehn Minuten, und die Tür schloss sich hinter ihm.
»Weise Entscheidung«, sagte Paxton.
»Wo ist mein Sohn?«
»Die Zeit ist knapp, also hören Sie besser zu.«
Brian wandte sich an Tabitha. »Ist Luke okay?«
»Sag ihm, dass er sein großes Maul halten soll, Tabitha«, fuhr Paxton sie an.
Nur ihre Lippen bewegten sich. »Bitte.«
So zerbrechlich sie wirkte, sah Brian doch, dass sie innerlich unter Strom stand. Sie hatte eine aufgeschlagene Lippe und einen Bluterguss auf der Wange.
»Hat er dir wehgetan?«
Sie begann zu nicken, aber Paxton griff ihr ins Haar und stoppte die Bewegung mit einem Ruck.
»›Es dient zu eurer Erziehung, wenn ihr dulden müsst.‹«
Brian starrte ihn an. »Sie sind ein toter Mann.«
»Jetzt stecken Sie Ihren Schwanz mal wieder in Ihre dreckige Hose zurück. ›Wenn ihr aber ohne Züchtigung seid, deren alle teilhaftig geworden sind, so seid ihr Bastarde und nicht Söhne.‹«
Er ließ Tabithas Haar los. »Hebräer zwölf.«
Brian schloss den Mund und atmete kontrolliert ein und aus. Paxton sollte sein Schweigen ruhig als Zustimmung deuten. In der Ecke hing eine Überwachungskamera. Die Polizei von China Lake hatte den Fahndungsbefehl bekommen, doch er fragte sich, ob sie ihn auch an das Gefängnis weitergeleitet hatten. Hatten sie Fotos von Paxton oder Tabitha? Saß überhaupt jemand an den Bildschirmen?
Paxton sprach leise. »Tabitha hat Schwierigkeiten, sich von der Verschmutzung durch Sie zu reinigen. Das ist schade, denn wenn ich sie erst mal von dieser … dieser Fäulnis befreien kann, wird sie mir eine gute Frau abgeben. Sehen Sie sie nur einmal an, sie hat kräftige Beine und einen jungen Schoß – mit ein bisschen Fleisch auf den Rippen wird sie stillen können wie eine Weltmeisterin. Ich denke, dass sie mir acht, neun Kinder gebären kann.« Er beugte sich vor. »Es gibt sogar noch Hoffnung für den, den Sie ihr angedreht haben – sofern er die richtige Anleitung von mir bekommt.«
»Sie können mich mal.«
Paxton richtete seine Mütze. »Was für eine arrogante Einstellung. Man sagt, Hochmut kommt vor dem Fall, aber Sie sind ohne Zweifel schon gefallen. Sehen Sie sich doch mal um, da sind Gitter vor Ihrer Tür, Top Gun.«
Du darfst dir nichts anmerken lassen, dachte Brian. Was auch immer passiert.
»Sie können mich provozieren, soviel Sie wollen«, sagte er. »Sie sind nur ein Zinnsoldat, der Frauen und Kinder einschüchtert, damit er sich selbst besser fühlt. Von einem Mistkerl wie Ihnen kann ich mir das den
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