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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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an.
    »Ich weiß, wie lieb du deinen Dad hast. Und ich weiß auch, dass er dich mehr als alles andere auf der Welt liebt. Ich werd alles tun, um ihm zu helfen.« Er beobachtete, wie Luke wippte. »Okay?«
    Luke deutete ein winziges Nicken an.
    »Okay. Sei nett zu deiner Tante Evan. Warte, bis sie aus dem Zimmer ist, bevor du die Halloween-Süßigkeiten isst, die ich im Schrank versteckt habe.«
    Luke merkte auf. »M&Ms?«
    »Und Erdnussbutterplätzchen. Psst! Sie schaut grade her.«
    Jesse blickte mir in die Augen. Ich wusste, was er dachte, und ich musste ihm zustimmen: Die Entschuldigung hatte er geschickt eingefädelt. Aber er hatte kein einziges Wort über Brians Unschuld verloren.
    Den Morgen verbrachte ich am Telefon: Ich sprach mit Brians Anwalt, erklärte Lukes Lehrer, warum der Junge wahrscheinlich ein paar Wochen Schule verpassen würde, versuchte meine Eltern in der Meerenge von Malacca aufzuspüren und stellte meinen gesamten Arbeitsplan um. Ich musste schließlich noch meinen Lebensunterhalt verdienen. Die Tantiemen von Lithium Sunset reichten bestenfalls aus, um meine monatliche Versorgung mit Pfefferminzbonbons zu sichern.
    Dann rief ich die Eichners an, die Familie, die den Standhaften den Rücken gekehrt hatte, und verabredete mich für den Nachmittag mit ihnen. Kevin Eichner warnte mich allerdings vor, dass sie Tabitha nie kennengelernt hatten. Ich beruhigte ihn damit, dass das nicht so wichtig sei, und legte meinerseits die Karten auf den Tisch. Ich erklärte, dass Brian verhaftet worden war und dass ich es verstehen könne, wenn ihnen das Gespräch mit mir nicht recht wäre.
    Nach einer kurzen Pause sagte er: »Nein, wir werden mit Ihnen sprechen. Wir wollen es so.«
    Nikki Vincent sollte inzwischen auf Luke aufpassen. Nach dem Mittagessen trafen wir uns mit ihr im Zoo. Die Palmen wiegten sich im Wind, und die Seelöwen bellten. Der Zoo hatte die putzige Atmosphäre einer Miniaturwelt. Es gab winzige Biotope, ein Präriehundedorf und eine kleine Eisenbahn, heute allerdings lag alles im braunen Dunst unter einem Blade-Runner -Himmel. Nikki sah aus wie eine Königin: Sie schritt bedächtig dahin, ihr Silberschmuck glänzte, und ihr mächtiger Bauch wölbte sich unter einem orangefarbenen Sommerkleid. Ich nahm sie in die Arme und fragte, wie es ihr ginge.
    »Ich hab noch nie davon gehört, dass eine schwangere Frau tatsächlich explodiert, aber ich frag mich allmählich, ob es nicht doch möglich ist«, antwortete sie. »Und wie geht’s dir?«
    Ich erzählte ihr von meinem Streit mit Jesse, weil er an Brians Unschuld gezweifelt hatte.
    »Soll ich ihm mal den Hintern versohlen?«, fragte sie. Dann schüttelte sie den Kopf. »Du kannst sowieso nicht ständig als Vermittler zwischen deinem Bruder und deinem Mann stehen. Du musst diesen Jungs mal sagen, dass sie ihre Erbsenpistolen wegstecken und sich vertragen sollen.«
    »Das hab ich doch schon«, seufzte ich.
    »Ich sag dir was: Ich werde beiden den Hintern versohlen, sobald Brian freigesprochen -«
    Ich drückte ihr die Hand. »Danke, dass du das gesagt hast.«
    Kevin und Alicia Eichner wohnten in Summerland, einem in erster Linie aus Surfshops und Biorestaurants bestehenden Dorf am Meer, in dem Menschen mit Dauerbräune lebten. In der Einfahrt zu ihrem sauberen blauweißen Bungalow stand ein blitzblanker Ford F-250 Pickup mit der silbernen Werkzeugkiste eines Zimmermanns auf der Ladefläche. Plastik-Windräder kreiselten in den Blumenkästen auf der Veranda, und eine geschmirgelte und gebeizte Sperrholzrampe führte hinauf zur Eingangstür. Ihre Tochter, das Mädchen mit der zerebralen Kinderlähmung, saß also im Rollstuhl.
    Alicia Eichner wirkte genauso gepflegt wie ihr Haus. Sie trug ein neues pinkfarbenes Oberteil, Jeans mit Bügelfalten und hatte ihr dunkles Haar mit Haarspray aufgetürmt. Sie hatte einen breiten Mund und einen braunen Teint, der auf eine mexikanische Herkunft hindeutete.
    Kevin Eichner war gut 1,95 groß, hatte strohblondes Haar, einen breiten Oberlippenbart und ein einladendes Lächeln. Er trug Shorts und Halbstiefel mit Profilsohlen, eine Sportsonnenbrille hing an einer Schnur um seinen Hals. Ja, sagte er, er sei Zimmermann.
    Alicia schenkte uns Limonade ein, und wir setzten uns in das kleine Wohnzimmer. Die beiden wirkten etwas besorgt, wie sie so Seite an Seite auf dem Sofa saßen.
    Alicia knetete ihre Hände. »Als Erstes muss ich betonen, dass wir gar nicht wussten, dass die Standhaften eine …«, sie verzog den Mund,

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