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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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Gabe des Heiligen Geistes ist? Mann, hat der mich da fertiggemacht. Er sagte, wenn du zweifelst, bedeutet das, dass Satan sich in deinem Kopf eingenistet hat.«
    Er kramte ein Päckchen Zigaretten hervor und fragte, ob es mich störte, wenn er rauchte. Ich schüttelte den Kopf.
    »Dann kommt Chenille vorbei in ihrem riesigen roten Chorumhang, sieht aus wie in Angriff der Killertomaten, und Paxton bezieht sie gleich mit ein. Kevin hat Bedenken, sagt er. Und sie sagt, statt auf den Teufel zu hören, sollte ich lieber zusehen, dass die Begabung meiner Tochter ans Licht tritt. Und schon ging es ab in die Twilight Zone.«
    Er zündete die Zigarette an. »Sie sagte mir, ich sollte genau hinsehen, denn Karinas Begabung würde nicht sehr auffällig sein. Na ja, Kunststück, sagte ich, auffällig sind die Brueghel-Drillinge mit ihren Stäben, aber Karina sitzt schließlich im Rollstuhl. Also führte sie mir ein paar Beispiele auf, sich selbst natürlich zuerst: Sie habe die Gabe der Weissagung. Aber da gäbe es auch noch Glory: Sie habe die Gabe der Unterwürfigkeit, eine bescheidene Gabe, aber dennoch sehr wertvoll. Da mischte sich Paxton ein: Halt, Unterwürfigkeit ist keine Gabe, sie ist das Produkt von Disziplin. Er spreche von richtigen Begabungen, also vielleicht habe Karina die Macht, Geister zu erkennen oder Sprachen zu übersetzen, das wäre nützlich für ihn als Leiter des Kirchensicherheitsdienstes. Als ob sie dann Dämonen in der Menge erkennen oder Geheimcodes entziffern könnte.«
    Er schnippte die Asche in seine leere Getränkedose. »Sie haben mich so eingeschüchtert, dass ich nichts mehr gesagt habe.« Er schüttelte den Kopf. »Leiter des Sicherheitsdienstes. Ich meine, haben Sie schon jemals von einer Kirche gehört, die einen eigenen Sicherheitsdienst betreibt, vom Vatikan mal abgesehen?«
    Er starrte auf seine Hände. »Und überhaupt, wenn er der Leiter des Sicherheitsdienstes ist, wo war er dann, als Pastor Pete getötet wurde?«
    Das war eine gute Frage. »Was glauben Sie denn?«
    »Was ich wirklich glaube? Ich glaube, dass er nachlässig geworden ist. Ich glaube, er hatte die Schnauze voll von Pastor Pete und seinen Eskapaden. Ihm gefielen diese Proteste nicht, die der Pastor geplant hatte. Er sagte damals schon, ein derartiges Vorgehen in der Öffentlichkeit würde nur die Aufmerksamkeit der Bundespolizei wecken.«
    »Er hat offen darüber gesprochen?«
    »Ich hab das mit angehört, als ich Tischlerarbeiten an der Kirche ausgeführt habe. Paxton hat sich bei Chenille beschwert, dass es endlich an der Zeit sei, aktiv zu werden und zur Sache zu kommen.«
    Ich konnte die Uhr ticken hören. »Zu welcher Sache?«
    »Weiß nicht.«
    »Haben Sie vielleicht eine Idee?«
    »Ich glaube, Chenille hatte andere Vorstellungen davon, wie die Kirche geführt werden sollte.« Er zuckte mit den Schultern, um anzudeuten, dass das reine Spekulation war. »Sie bat Paxton, sich zu beruhigen. Er sollte abwarten, und Pete sollte das öffentliche Gesicht der Standhaften bleiben. Das klang, als ob da hinter den Kulissen einiges ablief.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    Er zögerte. »Na ja, zum einen haben der Pastor und seine Frau sich nicht gerade gut verstanden.«
    Seine Wangen röteten sich, und Alicias Augen begannen zu glänzen. Es war deutlich zu spüren, dass sie unbedingt mit jemanden über die Standhaften reden mussten, selbst wenn es eine Fremde war.
    »Chenille und Pete hatten Differenzen ehelicher und theologischer Natur. Pete war eher ein Feuerspucker, und Chenille hält sich für eine Prophetin.«
    »Sie hat Träume und Visionen«, erläuterte Alicia.
    Kevin schlug die Beine übereinander, sein Fuß zuckte nervös. »Was wissen Sie über Chenilles Vorleben?«
    »Nichts.«
    »Dann halten Sie sich fest«, sagte er. »Sie war mal Prostituierte.«
    Mir blieb vor Überraschung der Mund offen stehen.
    »Und ein Junkie.«
    »Ist das wirklich wahr?«, fragte ich.
    »Und ob. Sie hat in diesem Club in der Innenstadt gearbeitet, angeblich als Tänzerin – aber Sie wissen ja, wie das so ist. Ein Typ aus meiner Firma hat sich an sie erinnert: Ein Teil ihres Programms war, dass sie sich mit Sprühsahne einen Bikini aufmalte und sich das Zeug von den Gästen ablecken ließ.«
    Ich wusste schon jetzt: Das war ein Bild, das mich in meinen schlimmsten Träumen verfolgen würde.
    »Sie hat auch nie versucht, das zu verheimlichen«, sagte Alicia. »Pastor Pete erwähnte es in seinen Predigten, dass Jesus Chenille zu den

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