Gottesfluch: Thriller (German Edition)
weil ich es für sehr wahrscheinlich halte, dass man die O’Connors umgebracht hat, um die Tafel wiederzubeschaffen.«
»Aber Margaret O’Connor hat auch diesen Streit im Souk fotografiert. Könnten die Mörder sie nicht aus diesem Grund zum Schweigen gebracht und dazu die Kamera gestohlen haben, um sämtliche Beweise zu vernichten?«
»Das könnte ebenfalls eine Rolle spielen«, räumte Bronson ein. »Es würde erklären, warum weder die Kamera noch der Memorystick im Wrack des Fahrzeugs gefunden wurden. Aber falls Margaret O’Connor die Tontafel nicht weggeworfen hat, bevor sie mit ihrem Mann Rabat verließ, muss auch sie jemand gestohlen haben.«
»Du glaubst nicht, dass sie die Tafel einfach weggeworfen hat?«
»Nein. Kirsty hat mir erzählt, dass ihre Mutter am nächsten Morgen zum Souk zurückgegangen ist, um die Tafel diesem Mann, dem Marokkaner, zurückzugeben, der sie hatte fallen lassen. Als sie ihn nicht finden konnte, wollte sie die Tafel als Souvenir mit nach Hause nehmen. Das alles hat sie in der Mail geschrieben, die sie Kirsty am Vorabend ihrer Abreise geschickt hat. Aber da lag der Marokkaner bereits tot vor der Medina, mit einer Stichwunde im Herz. Kirsty hat dann am nächsten Morgen eine weitere Mail von ihrer Mutter erhalten, in der geschrieben stand, dass sie den Toten wirklich gesehen habe. Talabani hat bestätigt, dass er ganz sicher einer der Leute gewesen ist, die Margaret O’Connor fotografiert hat.«
»Margaret hat nicht gesagt, was sie mit der Tontafel vorhatte, oder?«
»Nein. Ihre letzte Nachricht war sehr kurz, nur ein paar Zeilen. Wahrscheinlich hat sie die abgeschickt, während ihr Ehemann die Hotelrechnung bezahlte oder etwas ins Auto brachte oder so.« Bronson machte eine Pause und beugte sich vor. »Kommen wir jetzt zu der Tontafel selbst. Was hast du denn wirklich darüber herausgefunden?«
»Wie ich dir schon am Telefon sagte«, erwiderte Angela, »ist es ein ziemlich wertloser Klumpen Ton. Die Schrift ist Aramäisch, aber Baverstock hat mir gesagt, er könnte nur eine einzige Zeile übersetzen. Ich glaube, dass er in diesem Punkt wahrscheinlich ehrlich war, weil er wusste, dass ich ein bisschen Aramäisch lesen kann. Hätte er mich wirklich in die Irre führen wollen, hätte ich einfach nur seine Übersetzung anhand des Originals überprüfen müssen.«
»Und, hast du das gemacht?«, erkundigte sich Bronson.
»Ja, ich habe ein paar Zeilen auf dem Foto untersucht und bin auf dieselben Wörter gekommen.«
»Also gut«, meinte Bronson mürrisch. »Nehmen wir einstweilen an, dass er aufrichtig gewesen ist. Dann sag mir jetzt, was er dir erzählt hat.«
»In dieser einzelnen Zeile waren die Wörter zwar gut zu erkennen, aber sie ergeben keinen Sinn. Ich habe eine Übersetzung dieser Zeile und sie mit einigen anderen Wörtern für dich aufgeschrieben.«
»Ist an dieser Tontafel irgendetwas besonders? Ich meine, etwas, weswegen man sie stehlen würde, ganz zu schweigen davon, dass man dafür jemanden umbringt?«
»Nichts. Baverstock hat den Teil eines Wortes entziffert, der sich möglicherweise auf die Gemeinde der Essener oder Essäer in Qumran bezieht, aber selbst das ist nicht zwingend.«
»Qumran? Da haben sie doch diese Schriftrollen vom Toten Meer gefunden, stimmt’s?«
»Schon, aber das ist wahrscheinlich irrelevant. Soweit Baverstock sagen konnte, stammt die Tontafel nicht direkt aus Qumran, sondern erwähnt einfach nur den Ort. Interessant ist bloß, dass eines der anderen Wörter, die er übersetzt hat, ›Elle‹ lautet.«
»Und so eine Elle war was?«, wollte Bronson wissen.
»Es war eine Maßeinheit, und sie entsprach etwa der Länge des Unterarms eines Mannes, was bedeutete, dass sie ziemlich variierte. Es gab mindestens ein Dutzend verschiedene Größen, angefangen von der römischen Elle, die etwa vierzig Zentimeter maß, bis hin zum längsten Ellenmaß, dem arabischen Hashimi, das etwa sechzig Zentimeter lang war. Aber dass überhaupt eine Elle erwähnt wird, könnte darauf deuten, dass die Tontafel tatsächlich in einem bestimmten Code verfasst wurde, und dies wiederum könnte bedeuten, dass sie auf etwas hinweist, das versteckt wurde. Vielleicht ist sie deshalb so wichtig.«
»Kurz gesagt«, erklärte Bronson, »wenn Baverstock tatsächlich korrekt war, dann muss die Inschrift irgendeine Art von Code sein. Nichts anderes ergibt einen Sinn.«
»Das sehe ich auch so. Hier … «, Angela öffnete ihre Schultertasche und wühlte darin herum,
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