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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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angeblich zu den drei besten Weinen Italiens gehören.«
    »Tatsächlich?« Debbie betrachtete die Flasche, als Jane sie aus dem Seidenpapier nahm. »Noch nie davon gehört.«
    »Ich auch nicht«, sagte Karl, griff nach der Flasche und studierte das Etikett.
    »Tja, die Basilikata birgt viele Geheimnisse«, zitierte Jane Giuseppe.
    Nachdem Jane die Kinder in ihre Schlafanzüge gesteckt hatte, setzte sie sich an den Schreibtisch in einer Fensternische, die sie als Büro benutzte, und schaltete ihren Computer an. Bis sie an diesem Morgen die Istanbul-Geschichte aufgerufen hatte, hatte sie ihr iPhone ausschließlich dazu benutzt, SMS mit Debbie auszutauschen, während sie unterwegs war, deshalb musste sie sich auf den aktuellen Stand der Dinge bringen. Aber erst trank sie einen Schluck von dem Glas Wein, das sie sich zum Abendessen mit Debbie und Karl eingeschenkt und nicht ausgetrunken hatte.
    Ein kurzer Überblick über ihre E-Mails brachte den Programmablauf für die Sendung am nächsten Tag zum Vorschein, aber sonst nichts Interessantes, bis sie auf eine mit dem Absender »Liam Lavelle« und der Betreffzeile »Rückkehr von den Philippinen« vom Anfang der Woche stieß. Vor ihrem geistigen Auge tauchten ein bärtiges Gesicht, zerzauste Haare und freundliche braune Augen auf. Die E- Mail, die er geschickt hatte, war so knapp wie ein altmodisches Telegramm.
    Ankomme Dublin Freitag. Wohne bei Mary in Portmarnock. Hoffe, dich zu sehen. Liam
    Pfarrer Liam Lavelle war fast zehn Jahre lang auf den Philippinen gewesen, wo er in einer armen Gemeinde in einer Hafenstadt gearbeitet hatte. Sie hatten sich im ersten Jahr seiner Abwesenheit ein paar E-Mails geschrieben. Dann wurde eine pro Jahr draus, meist zu Weihnachten. Schließlich gar keine mehr. Vor etwa drei Jahren war er dann in den Nachrichten, weil ihn militante Islamisten entführt und fast einen Monat lang festgehalten hatten, ehe er fliehen konnte. Sie hatte ihm kurz darauf eine E-Mail geschickt, aber keine Antwort bekommen.
    Sie blickte auf ein paar Bücherregale im hinteren Teil der Nische. Auf dem obersten Brett lag eine einzelne Glaskugel, die in ihrem Innern aussah wie ein wirbelnder Sternennebel. Sie war alles, was von ihrer umfangreichen Sammlung von Briefbeschwerern nach der Explosion übrig geblieben war. Ihre Schwester Hazel hatte sie ihr vor vielen Jahren zum Geburtstag geschenkt. Sie würde sich immer an die kleine handschriftliche Notiz erinnern, die sie dazu geschrieben hatte und die für Jane zu ihrer Grabinschrift geworden war: »Auch wenn ich nur der Staub des Universums bin, bestehen aus ebendiesem Stoff die Sterne.«
    Doch es erinnerte sie auch an Liam Lavelle. Und nicht, weil er versucht hatte, ihr bei der Suche nach Hazel zu helfen, als diese verschwunden war. Sondern wegen einer Nacht, die sie in seinen Armen verbracht hatte.
    Sie trank einen Schluck von ihrem Wein. Er war so trocken, dass sie die Zunge gegen den Gaumen schnalzen ließ. Und er brachte sie von den Gedanken an die Vergangenheit ab.
    Sie sah nach, wie spät es in Istanbul war, und stellte fest, dass sie der Dubliner Zeit dort zwei Stunden voraus waren. Dann ging sie zu ihren E-Mails zurück, öffnete eine mit der Überschrift WADE’S WORLD PROGRAMMABLAUF MONTAG und las sie durch. Anschließend lud sie einige der angehängten Kurzinfos zu den Interviews und Anmerkungen zu den Themen herunter, die in ihrer Abwesenheit ausgewählt worden waren. Sie hatte bei ihrem Vertrag darauf bestanden, die redaktionelle Hoheit über die Sendung zu haben, mit dem Recht, Themen zu akzeptieren, abzulehnen oder zu initiieren, wie sie es für richtig hielt. In der Praxis war der tägliche Produktionsprozess im Wesentlichen eine gemeinsame Anstrengung des Teams, und sie spielte selten ihre Verfügungsgewalt gegenüber dem Executive Producer aus. Aber da die Istanbul-Geschichte erst am Wochenende passiert war, tauchte sie im Sendeablauf nicht auf und würde wahrscheinlich mindestens eins der anderen Themen verdrängen, deshalb beschloss sie, auf der Stelle damit anzufangen.
    Joe Brady, ein Rechercheur der Sendung, meldete sich nach dem ersten Läuten. Nach dem Austausch einiger Höflichkeiten sagte sie: »Joe, ich nehme an, du weißt über die Sache in Istanbul Bescheid. Wir brauchen jemanden, der morgen früh mit uns spricht.«
    »Paddy Wright ist vor Ort.«
    »Ich weiß. Ich habe ihn in unseren Sieben-Uhr-Nachrichten gehört. Sorg dafür, dass er dabei ist, wenn sie ihre Forderungen bekannt geben, was

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