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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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werden, wird eine Webcam gegen Ende der Frist ein Live-Video liefern. Alle Handys wurden inzwischen konfisziert … es ist also sinnlos, wenn Verwandte, die Medien oder Behörden versuchen sollten, mit den Geiseln Kontakt aufzunehmen. – Schließlich noch eine Warnung an das türkische Militär. Bei einem Versuch, das Gebäude zu stürmen, wird dieses gesprengt werden. Die Brigade zieht es vor, wenn gar keine Kirche an dieser Stelle steht, als wenn die großartige Basilika der heiligen Weisheit Gottes … als Museum oder Moschee stehen bleibt …« Sie hielt wieder inne und deckte das Telefon ab, da jemand mit ihr sprach. »Und es wird keine Diskussion über diese Bedingungen geben«, fuhr sie fort. »Die Reaktion des Regimes in Ankara wird von den Medien weltweit verfolgt, und die Brigade wird wissen, ob ihre Forderungen erfüllt werden. Die Regierung muss zuerst bis heute Abend, 18.00 Uhr, ihre Zustimmung erklären. Danach hat sie bis morgen Mittag Zeit, die nötigen Gesetze abzufassen, um diese Maßnahmen umzusetzen …« Die Aufzeichnung wurde ausgeblendet.
    »Das war’s«, sagte Wright.
    »Gibt es schon eine Reaktion der Regierung in Ankara?«, fragte Jane. Sie bemerkte, dass Joe wieder in seine Tastatur tippte.
    »Abgesehen davon, dass sie eine Liste mit den Namen und Nationalitäten der Reiseunternehmer herausgegeben hat, nein. Aber es ist schwer, sich etwas vorzustellen, was sie tun könnte. Gottesdienste jeglicher Art sind per Gesetz in der Hagia Sophia verboten. Wenn sie den Forderungen der Brigade nachgibt – oder auch nur auf Zeit spielt, indem sie so tut, als würde sie ihnen nachgeben –, wird sie sowohl die säkularen als auch die islamischen Kräfte in der türkischen Gesellschaft gegen sich aufbringen, was so ziemlich auf die gesamte Bevölkerung hinausläuft.«
    »Doch sie können eine so grausame Behandlung der Geiseln natürlich nicht einfach zulassen«, sagte Jane.
    »Aber bei einem Befreiungsversuch könnten andererseits einige oder alle Geiseln getötet werden.«
    »Und einer der größten architektonischen Schätze der Welt wäre zerstört«, ergänzte Joe.
    »Ja, ein bemerkenswertes Gebäude, das tausendfünfhundert Jahre lang allen Erdbeben widerstanden hat«, sagte Wright. »Und selbst wenn es stehen bliebe, würden die unschätzbaren Mosaike wahrscheinlich nicht überleben.«
    »Nun, in einigen Stunden werden wir wissen, wie die türkische Antwort aussieht«, brachte Jane das Gespräch zum Abschluss. »In der Zwischenzeit hoffen wir, mit jemandem von der türkischen Botschaft in Dublin darüber sprechen zu können, wie sich diese Krise möglicherweise auf die Beitrittszeremonie in dieser Woche auswirken wird. Auf Wiederhören, Paddy.«
    Jane ließ den Werbeblock vor den Elf-Uhr-Nachrichten abfahren, dann setzte sie ihre Kopfhörer ab und trank gierig noch mehr Wasser. »Ich schaue besser mal, ob Orhun schon was von sich hat hören lassen«, sagte sie, schraubte den Deckel wieder auf die leere Flasche und warf sie in den Papierkorb. »Was hat es mit dieser Drohung, die Geiseln zu blenden und zu verstümmeln, auf sich – das ist doch barbarisch«, sagte sie schaudernd.
    »Ich habe ein bisschen nachgeforscht, während du mit Paddy gesprochen hast«, sagte Joe, den Blick auf den Monitor seines Netbooks gerichtet. »Verstümmelung war offenbar eine Strafe für bestimmte Verbrechen im Byzantinischen Reich. Das ging manchmal sogar bis zur Kastration. Jemanden zu entstellen oder zu blenden, wurde als barmherziger als die Todesstrafe angesehen. Und in Hofkreisen galt es als bevorzugte Methode, um Rivalen auszuschalten.«
    »Sag bloß.«
    »Überleg doch mal – ein Blinder war zum Führer in der Schlacht nicht geeignet. Und eine Frau, die vielleicht ihr Aussehen eingesetzt hätte, um ihren Willen zu bekommen, kam mit einem verstümmelten Gesicht nicht weit.«
    »Darf ich fragen, wie die Verstümmelungen ausgeführt wurden?«
    »Für die Blendung gab es verschiedene Methoden. Die Augen mit einer Art Werkzeug auszustechen war die roheste. Oder man zwang die Augen aus den Höhlen, indem man ein Seil um den Kopf des Opfers zuzog.«
    »Entzückend.«
    »Wenn die Augen dagegen an Ort und Stelle gelassen wurden, schüttete man etwa Säure oder kochende Flüssigkeit in sie. Oder sie erhitzten eine Eisenplatte, bis sie glühend heiß war, dann gossen sie Essig darauf und hielten das Gesicht des Delinquenten darüber, bis seine Augen durch die Essigdämpfe vernarbt und getrübt waren.«
    »Sie genossen

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