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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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sie habe bereits einen potenziellen Käufer bereitstehen. Diesmal fügte sie eine Telefonnummer an und drängte ihn, sich zu melden. Und von der Eigentümerfrage an der Ikone war nicht mehr die Rede.
    Damit hatte Pfarrer Kamarda eine Entscheidung treffen müssen.
    Er leerte das braune Kaffee-Zucker-Gemisch vom Boden seiner Tasse und fragte sich, ob Natalia Flamigni wohl hübsch anzusehen war.

24
    RUSSLAND MACHT SCHWARZMEERFLOTTE MOBIL
    Seit Langem bestehendes Abkommen erlaubt Kriegsschiffen die Durchfahrt durch Bosporus und Dardanellen.
    IRAN: ISRAELS »ZIONISTISCHE ZIELE«
EINE BEDROHUNG FÜR DEN WELTFRIEDEN
    ATHEN WIRFT ISRAEL EINDRINGEN AUF SEIN
STAATSGEBIET VOR
    Klösterliche Gemeinschaften berichten von israelischen Aufklärungsoperationen.
    Die Schlagzeilen der britischen und irischen Zeitungen, die über Orhuns Schreibtisch verstreut lagen, waren kaum zu übersehen. Er stand auf und ging zum Fenster, wo er die vertikale Jalousie einen Spalt öffnete und einmal mehr auf den Kirschbaum hinunterblickte. Das böige Wetter des vorherigen Tages hatte ihn fast aller Blüten beraubt, die ohnehin schon am Verblühen gewesen waren. Der Regen, der jetzt fiel, hatte noch mehr Blüten abfallen lassen, und sie bildeten nun einen weißen Strahlenkranz auf dem breiten Weg unter dem Baum. Es erinnerte ihn an die mittlere Scheibe des Omphalion in der Hagia Sophia, die er voller Blutspritzer im Fernsehen gesehen hatte. Er krümmte sich innerlich bei dem Gedanken daran.
    Es hatte so viel ausgelöst. Selbst Russland stürzte sich jetzt ins Getümmel. Orhun war nicht der Einzige im diplomatischen Dienst, der glaubte, dass das alles nur schlimmer machen würde: Wenn die Seestreitkräfte von drei Nationen bei angespannter Lage in einer Meerenge miteinander in Berührung kamen, war Ärger vorprogrammiert. Und es waren sogar vier Länder, wenn man Griechenland dazuzählte, dessen Marine in der Ägäis, nicht weit von der Halbinsel mit dem Berg Athos patrouillierte.
    Streitigkeiten über Hoheitsrechte an Ägäis-Inseln waren traditionell eine Quelle der Feindseligkeit zwischen Griechenland und der Türkei. Die Israelis hatten einen boshaften Versuch unternommen, diesen Umstand auszubeuten: Da die klösterlichen Gemeinschaften auf Athos unter die Zuständigkeit des Patriarchen von Konstantinopel fielen, der per Gesetz türkischer Bürger sein musste, so ihr Vorschlag, sollte Griechenland der Türkei erlauben, auf der Halbinsel zu landen und die Terroristen aufzuscheuchen. Dabei wurde die Tatsache ignoriert, dass die Parusie-Gemeinde – die angeblich Verbindungen mit der Brigade hatte – den Patriarchen eben nicht als ihr Oberhaupt anerkannte, aber das ging unter in der schrillen Flut der Beleidigungen, die nun von beiden Seiten ausgestoßen wurden.
    Mittlerweile gärten die Gerüchte im Internet: Der Iran würde die Straße von Hormus sperren und die Ölversorgung des Westens abwürgen. Die Israelis bereiteten sich auf einen Schlag gegen iranische Atomanlagen vor, wie sie es früher schon getan hatten. Und die Börsen rund um die Welt waren im freien Fall.
    Orhun ließ die Jalousie los und kehrte an seinen Schreibtisch zurück, um auf den angekündigten Anruf von Ersin Karatay zu warten. Anschließend würde er sich für eine Gartenparty in der Residenz des Botschafters fertig machen müssen.
    Er hatte gerade begonnen, die Zeitungen auf seinem Schreibtisch aufzuräumen, als das Telefon läutete. Er ließ es eine Minute schrillen, wie vereinbart, dann nahm er ab. »Ersin?«, sagte er vorsichtig.
    »Ersin Karatay arbeitet nicht mehr hier«, ertönte eine offiziell klingende Stimme.
    Orhun erstarrte.
    »Und wir fordern Sie auf, Ihren Posten zu räumen und in die Türkei zurückzu…« Der Anrufer hielt inne, um ein Lachen zu unterdrücken.
    »Ersin, du Mistkerl«, sagte Orhun. »Wenn ich tatsächlich nach Hause komme, schiebe ich dir ein Minarett in den Arsch.«
    »Mhm … Ich werde dich daran erinnern, Demir.«
    Orhun dachte an Karatays fein gezeichnetes Gesicht und seine manchmal aufreizend tuntenhafte Persönlichkeit. Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Du klingst nervös heute Morgen, mein Freund«, fuhr Karatay fort. »Nur die Ruhe. Wir haben nichts Verdächtiges im Sinn – außer dass wir über eine sichere Leitung über höchst geheime Dinge reden.«
    Sie hatten einen Sonntagmorgen gewählt, da es eine ruhige Zeit im Außenministerium in Ankara sein würde und niemand außer Orhun in der Botschaft in Dublin war. Aber

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