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Gottessoehne

Gottessoehne

Titel: Gottessoehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tyra Reeves
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habe nicht mehr viel Zeit. Ich will jetzt eine Antwort von dir.«
    »Ich kann dir dazu nichts sagen.« Ihre Worte waren nur ein Flüstern. »Entscheide dich, gehst du mit mir oder willst du den Rest deines Lebens in diesem muffigen Schwesternheim verbringen?« Thereses Blicke wanderten unruhig in dem kleinen Raum hin und her. Ihre rechte Hand hielt die linke umschlossen, als suche sie Halt.
    »Wenn du in dein Inneres schaust, weißt du die Antwort«, seine Stimme drang warm in ihr Ohr, »ich kann sehen, was du fühlst.«
    Ja, er hatte recht. Eine enorme Anziehungskraft ging von ihm aus und der Wunsch, ihn zu umarmen, um endlich ihn am ganzen Körper zu spüren, wuchs ins Unerträgliche. Und was, wenn sie ihn von sich wies? Würde sie ihn dann jemals wieder sehen? Sie konnte die Vorstellung nicht ertragen, nie wieder den melodischen Klang seiner Stimme zu hören oder nie wieder das Prickeln auf ihrer Haut zu spüren, hervorgerufen durch den Blick seiner hellblauen Augen. Ihr Leben erschien ihr auf einmal öde und leer. Sie sah ihn an und sog seinen Anblick regelrecht in sich auf. Er war so schön, mein Gott wie schön er war. Er war zu schön für einen normalen Menschen. Wieder floh ihr Blick vor ihm und suchte verzweifelt in ihrem Zimmer nach Halt und blieb an dem gerahmten Druck von
Giotto
hängen, der die Kreuzigung Jesu darstellte. Sie hatte das Bild vor Jahren von der Schwester Oberin geschenkt bekommen.
    Es zeigte Jesus am Kreuz hängend, am Himmel schwebte ein Engel und links von dem Kreuz standen die Jüngerinnen und Jünger in tiefer Trauer. Das Glas des Bildes reflektierte Danels Oberkörper.
    Da, was war das? Auf der gläsernen Oberfläche des Bildes tanzten bunte Lichter. Sie hatten sich um Danels Kopf in einem Halbkreis angeordnet, fast wie ein Heiligenschein. Sie wandte den Blick und sah Danel erneut an. Nur Dämmerlicht von der schwachen Nachttischlampe umgab ihn, keine Spur eines Heiligenscheines oder eines anderen Lichtphänomens. Ihr Blick kehrte zu der Spiegelung zurück. Der farbige Lichtschein hatte sich ausgedehnt, er schien den ganzen Rücken einzuhüllen. Sie kniff die Augen zusammen. Jetzt sah sie es genau, die farbige Aura hatte die Form von Flügeln.
    Therese sog die Luft ein, sie hatte es geahnt, irgendwie hatte sie es die ganze Zeit geahnt. »Du, du heißt gar nicht Daniel Gregoire. Nein, dein wahrer Name ist Danel! Und, oh, wie raffiniert, dein Nachname Gregoire leitet sich von dem Wort Grigori ab. Ja, genau, das bist du. Du bist ein Grigori. Du warst einer der 200, die vor 10.000 Jahren auf die Erde hinabgestiegen sind, nicht wahr?«
    Danel zog die Augenbrauen hoch. »Da hat aber jemand gut im Religionsunterricht aufgepasst. Nicht nur deine Seele ist ein Juwel, nein, auch deine Intelligenz ist nicht zu verachten.« Er versuchte, ihre Hand zu greifen, doch sie wich zurück und stieß in dem engen Raum mit den Rücken an den Kleiderschrank. Sie saß in der Falle.
    »Warum weichst du mir immer aus? Es war doch dein Wunsch gewesen, einem leibhaftigen Engel zu begegnen. Das haben mir deine Gedanken verraten. Nun, hier bin ich. Ich offenbare dir mein wahres Wesen.« Er richtete sich auf, hob den Kopf an und zog die Schulterblätter zusammen. Sofort leuchteten hinter ihm zwei gewaltige farbig schimmernde Schwingen auf. Sie verspürte den brennenden Wunsch, dieses wundervolle Wesen zu berühren, sie wollte seine Macht, die unter seiner straffen Haut schlummerte, mit ihren Händen ergreifen. Sie lechzte danach, von seiner Stärke und Liebe durchdrungen zu werden. »Komm mit mir, Geliebte. An meiner Seite wirst du die wahre Liebe und wahres Glück erfahren.« Immer noch gebannt von seiner strahlenden Schönheit, drehte sich Thereses Kopf wie in Zeitlupe zur Seite. Erst bewegte sie ihn unmerklich hin und her, dann schüttelte sie ihn immer heftiger, so dass ihr das braune Haar ins Gesicht peitschte.
    »Nein, nein«, keuchte die junge Frau. Sie nestelte einen Rosenkranz aus ihrem Morgenmantel und hielt das kleine Kreuz fest umklammert. »Ich werde nirgendwo mit dir hingehen und ich will auch nichts mehr mit dir zu tun haben. Das wäre widernatürlich, und wir würden den Zorn Gottes auf uns ziehen.«
    Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Widernatürlich, wieso widernatürlich? Was soll an wahrer Liebe widernatürlich sein?«
    »Ich kenne die Heilige Schrift und das Kapitel, das eure Erscheinung und das damit verbundene Verderben für die Menschheit beschreibt. Ich habe auch die apokryphen

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