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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Herz dieser großen schwammigen Hauptstadt geblüht. Ich selbst gefiel mir, es als einen auserkorenen Fleck zu betrachten, wo die Grundsätze eines mannhaften John-Bullismus, wie Saatkörner, aufgespeichert geblieben sind, um den Volkscharakter wieder zu verjüngen, wenn derselbe in Verderb und Entartung versunken wäre. So habe ich mich auch des allgemeinen Geistes der Eintracht gefreut, welcher überall herrschte; denn obgleich dann und wann einige wenige widersprechende Meinungen zwischen den Anhängern des Käsehändlers und denen des Apothekers zur Sprache gekommen sind, oder sich ein gelegentlicher Zwist zwischen den Sterbegesellschaften entspann, so waren dieß doch nur vorübergehende Wolken, welche bald verschwanden. Die Nachbarn kamen freundlich zusammen, schüttelten sich bei dem Abschiede die Hände, und sagten von ihren Freunden und Nachbarn immer nur hinter ihrem Rücken Böses.
    Ich könnte schöne Beschreibungen von hübschen Schmäusen liefern, wobei ich gegenwärtig gewesen bin, und wo wir »Alle-Bier,« »Päbstin Johanna,« »Tom komm und kitzle mich,« und andere herrliche alte Spiele spielten, und zuweilen einen guten englischen Contretanz, nach der Melodie von
»Sir Roger de Coverley«
tanzten. Einmal im Jahre pflegten auch die Nachbarn zusammen eine Landpartie nach dem Forst von Epping zu machen. Das Herz eines Jeden würde gelacht haben, hätte er gesehen, wie wir da auf dem Grase unter den Bäumen unser festliches Mahl einnahmen; wie wir den Wald von dem Gelächter über die Lieder wiederhallen machten, welche der kleine Wagstaff und der lustige Leichencommissarius saugen! Nach dem Essen pflegten die jungen Leute Blindekuh und Versteckens zu spielen, und es war höchst belustigend, zu sehen, wie sie sich in den wilden Rosengebüschen verwickelten, und zu hören, wie zuweilen ein hübsches, lustiges Mädchen aus dem Gebüsch hervorkreischte. Die älteren Leute pflegten sich um den Käsekrämer und den Apotheker zu versammeln, um diese von Politik reden zu hören; denn sie brachten gewöhnlich in ihren Taschen eine Zeitung mit heraus, um sich aus dem Lande die Zeit zu vertreiben. Dann und wann wurden sie etwas hitzig bei ihrem Streit; allein ihre Zwistigkeiten wurden immer durch einen schiedsrichterlichen Ausspruch eines würdigen alten Parasolmachers, mit doppeltem Kinn, geschlichtet, der selten genau begriff, wovon die Rede war, und deßwegen immer auf eine oder die andere Weise zu Gunsten Beider zu entscheiden suchte.
    Alle Reiche sind indessen, wie irgend ein Philosoph oder Geschichtschreiber sagt, Veränderungen und Umwälzungen unterworfen. Luxus und Neuerungssucht schleichen sich ein; Parteien entstehen; und Familien erheben sich dann und wann, deren Ehrgeiz und Ränke das ganze System in Verwirrung bringen. So ist in der letzten Zeit die Ruhe von Klein-Britanien gewaltig gestört, und seine goldene Sitteneinfachheit durch die hochstrebende Familie eines Schlächters, der sich zur Ruhe gesetzt hat, mit gänzlichem Verfall bedroht worden.
    Die Familie Lamm hatte seit langer Zeit zu den bedeutendsten und beliebtesten in der ganzen Gegend gehört; die Misses Lamm waren die Schönen von Klein-Britanien, und Jedermann war darüber erfreut, als der alte Lamm Geld genug erworben hatte, und seinen Laden schließen, und seinen Namen auf eine Messingplatte an seine Thür anschlagen konnte. Zu einer bösen Stunde hatte es sich indessen gefügt, daß eine von den Misses Lamm die Ehre hatte, als Ehrendame der Lady Mayores auf deren großem jährlichen Ball zu sein, bei welcher Gelegenheit sie drei hochwallende Straußfedern auf dem Kopfe getragen hatte. Das vergaß die Familie nie; die jungen Misses begannen sogleich Gefallen am vornehmen Leben zu finden, schaffte einen Einspänner an, setzte dem Laufjungen ein Stück goldene Tresse um den Hut, und war seitdem in der ganzen Nachbarschaft ein Gegenstand des Geredes und der Verachtung geworden. Man konnte sie nicht mehr dazu bewegen, Päbstin Johanna oder Blindekuh zu spielen; sie konnte keine Tänze, als Quadrillen, leiden, wovon kein Mensch in Klein-Britanien je etwas gehört hatte; fing an Romane zu lesen, schlecht Französisch zu reden, und das Pianoforte zu spielen. Auch ihr Bruder, der bei einem Advokaten in der Lehre war, wurde ein Stutzer und Recensent, Charaktere, die man hier zu Lande gar nicht gekannt hatte; er machte die ehrlichen Leute bald ganz verwirrt mit seinen Reden von Kean, der Oper und dem Edinburger Review.
    Was aber noch

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