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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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alten englischen Sitten noch beobachtet werden, wo man weder französisch ißt, trinkt, tanzt noch redet, und wo es keine Modefamilien von Handwerkern, die sich zur Ruhe gesetzt haben, gibt. Sobald ich ein solches gefunden habe, will ich, wie eine ergraute Ratte, wegeilen, ehe mir das alte Haus auf die Ohren fällt, meinem gegenwärtigen Wohnorte ein langes, obwohl wehmüthiges Lebewohl sagen, und es den beiden Parteien der Lamme und Trotter überlassen, sich in das zerrissene Reich von Klein-Britanien zu theilen.
    Stratford am Avon.

Sanftströmender Avon, an deiner Silberwellen Saum
Umschwebt den lieblichen Shakspeare manch himmlischer Traum;
Beim Mondlicht umtanzen Feen sein Lager, grün belaubt,
Denn heilig ist der Rasen, wo ruhte sein Haupt.
Garrick .

    Für einen heimathlosen Menschen, der keinen Fleck auf dieser weiten Erde hat, welchen er wahrhaft sein nennen könnte, gibt es ein augenblickliches Gefühl von etwas, das der Unabhängigkeit und grundherrlichen Bedeutsamkeit gleicht, wenn er, nach einer mühseligen Tagesreise, seine Stiefeln von sich schleudert, die Füße in die Pantoffeln steckt, und nun vor dem Kamine eines Gasthauses Platz nimmt. Laßt die Welt draußen gehen wie sie will, laßt Königreiche entstehen oder untergehen: so lange er das Nöthige hat, um seine Rechnung zu bezahlen, ist er, für den Augenblick, der wahre Alleinherrscher alles dessen, was er um sich sieht. Der Armsessel ist sein Thron, das Schüreisen sein Scepter, und das kleine Zimmer, von etwa zwölf Fuß ins Gevierte, sein unbestrittenes Reich. Es ist ein Stück Zuverlässigkeit, aus der Mitte der Unzuverlässigkeiten des Lebens herausgerissen; es ist ein sonniger Blick, welcher an einem bewölkten Tage freundlich hervorleuchtet; und wer eine ziemliche Strecke auf dem Pilgerpfade des Lebens vorgeschritten, weiß, wie wichtig es ist, selbst mit Bruchstücken und Augenblicken des Genusses hauszuhalten. »Soll ich in meinem Gasthofe nicht thun, was mir beliebt?« dachte ich, als ich das Feuer aufschürte, mich in meinen Armsessel zurücklehnte, und einen wohlgefälligen Blick in dem kleinen Zimmer im rothen Rosse zu Stratford am Avon umher warf.
    Jene Worte unsers lieben Shakspeare kamen mir gerade in den Sinn, als die Glocke vom Thurm der Kirche, worin er begraben liegt, zwölf schlug. Es ward leise an meine Thüre geklopft, und ein hübsches Hausmädchen, die ihr lächelndes Gesicht herein steckte, fragte zögernd, ob ich geklingelt hätte. Ich verstand dieß als einen bescheidenen Wink, daß es Zeit sei, schlafen zu gehen. Mein Traum von absoluter Herrschaft war zu Ende, und wie ein kluger Machthaber, der seinem Throne entsagt, um nicht abgesetzt zu werden, nahm ich den Wegweiser durch Stratford unter den Arm, um mich seiner als Kopfkissen-Gesellschafter zu bedienen, ging zu Bett und träumte die ganze Nacht von Shakspeare, dem Jubiläum und David Garrick.
    Der nächste Morgen war einer von jenen belebenden, welche wir zuweilen in der ersten Zeit des Frühlings haben, denn es war um die Mitte des März. Die Kälte eines langen Winters war plötzlich gewichen; der Nordwind hatte seinen letzten Hauch von sich gegeben; und ein mildes Lüftchen stahl sich aus Westen, hauchte der Natur neuen Lebensathem ein, und lockte jede Knospe und Blüthe zu Duft und Schönheit hervor.
    Ich war zu einer poetischen Wallfahrt nach Stratford gekommen. Mein erster Besuch galt dem Hause, wo Shakspeare geboren, und wo er, der Sage nach, zu seines Vaters Gewerbe, dem Wollekämmen, erzogen wurde. Es ist ein kleines, unansehnliches Haus von Holz und Kalk, ein wahres Nest für den Genius, der seine Freude daran zu haben scheint, seine Abkömmlinge in Seiten-Winkeln auszubrüten. Die Mauern seiner schmutzigen Zimmer sind mit Namen und Inschriften in jeder Sprache, von Pilgrimen aller Nationen, Stände und Verhältnisse, vom Fürsten bis zum Bauern herab, bedeckt, und geben ein einfaches, aber auffallendes Beispiel von der freiwilligen, allgemeinen Huldigung der Menschheit gegen den großen Dichter der Natur.
    Das Haus wird von einer geschwätzigen alten Frau, mit einem frostigen rothen Gesicht, woraus ein kaltes, blaues, gieriges Auge glänzt, und das Locken von Flachshaar umgeben, welche sich unter einer ungemein schmutzigen Nachtmütze hervorkräuseln, gezeigt. Sie war besonders geschäftig, uns die Reliquien vorzuweisen, deren dieß Haus, wie alle berühmten Schreine, eine Menge besitzt. Da war der zersplitterte Schaft derselben Flinte zu sehen, womit

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