Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)
alt.
Braten thut Noth, nicht geröstet Brod,
Und ‘n Apfel in der Asche,
Für alle Noth ist ‘n Bissen Brod,
Viel hab’ ich nie in der Tasche.
Kein Frost. kein Schnee, kein Sturmwind je
Berührt mich mit Gewalt,
Denn mich hüllt ein, mich wärmet sein
Das Ale, das gut und alt.
Chorus.
Ripp’ und Rück, u. s. w.
Das Weibchen mein, schenkt gern sich ein.
Läßt Ale sich nicht verdrießen,
Zum Krug sie geht, bis ihr wohl seht
Vom Aug’ ihr Thränen fließen.
Mir beut sie dann den Krug auch an,
Wie ein ächter Trinker thut,
Und sagt, mein Schatz, hier ist der Satz
Vom Ale, das alt und gut.
Chorus.
Ripp’ und Rück, u. s. w.
So laßt sie trinken, bis sie nicken und sinken,
Wie Bursche gut und froh,
Sie missen nicht des Glückes Licht,
Gut Ale macht’s den Leuten so.
Die armen Seelen, die die Krüge nicht zählen,
Der Himmel wohl erhalt’,
Er schirm’ ihr Leben, ihre Weiber daneben,
Sei’n sie nun jung oder alt.
Chorus.
Ripp’ und Rück, u. s. w.
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Es würde dem Herzen wohlthun, an einem Clubabend das Freudengeschrei, die Bruchstücke von Liedern, und dann und wann den lauten Chor eines halben Dutzends mißtönender Stimmen zu hören, welche aus diesem lustigen Haufe erschallen. Zu solcher Zeit ist die Straße mit Zuhörern gefüllt, denen dieß eben so viel Vergnügen macht, als ob sie in einen Conditorladen guckten, oder die Dämpfe aus einer Garküche einathmeten.
Es gibt zwei jährlich wiederkehrende Ereignisse, welche in Klein-Britanien große Bewegung und Aufsehen machen; dieß sind der St. Bartholomäus Markt und der Lord Mayor’s Tag. Während der Dauer des Marktes, welcher in der benachbarten Gegend von Smithfield gehalten wird, ist nichts da als Geklatsch und Umherschlendern. Die früher ruhigen Straßen von Klein-Britanien sind nun mit einer Menge von fremden Gestalten und Gesichtern bedeckt; jedes Wirthshaus ist ein Schauplatz von Getümmel und Schwelgerei. Morgens, Abends und Nachts hört man Fiedeln und Gesang aus dem Schenkzimmer, und an allen Fenstern sieht man einige Gruppen lustiger Gesellen mit halbgeschlossenen Augen, den Hut auf der einen Seite, die Pfeife im Munde, den Krug in der Hand, tändelnd und plaudernd und leichtfertige Lieder bei ihrem Getränk singend. Selbst die besonnene Zucht und Sitte häuslicher Familien, welche, wie ich sagen muß, zu anderen Zeiten von meinen Nachbarn sehr strenge beobachtet wird, hält gegen diese Saturnalien nicht Stich. Da ist an kein Zuhaushalten der Dienstmädchen zu denken. Sie sind durchaus toll geworden von dem Harlekin und dem Puppenspiel, den fliegenden Pferden, Signor Polito, dem Feuerfresser, dem berühmten Herrn Paap und dem irischen Riesen. Auch die Kinder vergeuden all ihr Festtagsgeld für Spielzeug und vergoldeten Pfefferkuchen, und erfüllen das Haus mit dem Lilliputschen Lärm von Trommeln, Trompeten und Pfenningspfeifen.
Der Lord Mayors Tag ist indessen das große Jahresfest. Der Lord Mayor wird von den Bewohnern von Klein-Britanien für den größten Machthaber auf Erden, seine vergoldete Kutsche mit sechs Pferden als der Gipfel alles menschlichen Glanzes, und sein Zug, mit allen Sheriffs und Aldermen in seinem Gefolge, als die größte aller irdischen Festlichkeiten angesehen. Wie frohlocken sie bei dem Gedanken, daß der König selbst nicht in die City kommen darf, ohne erst an das Thor von Temple-Bar zu klopfen, und den Lord-Mayor um Erlaubniß zu bitten; denn, wenn er es thäte, Himmel und Erde! wer weiß, was das für Folgen haben würde! Der Mann in voller Rüstung, welcher vor dem Lord-Mayor herreitet und der City-Kämpe ist, hat gemessenen Befehl, Jeden niederzuhauen, der sich gegen die Würde der City vergeht; und dann ist der kleine Mann da mit der sammetnen Suppenschüssel auf dem Kopfe, der an dem Fenster der Staatskutsche sitzt, und das City-Schwerdt hält, so lang wie eine Lanzenstange, – Gott’s Blut! Wenn er einmal dieses Schwerdt zieht, so ist die Majestät selbst nicht mehr sicher!
Unter dem Schutze dieses gewaltigen Machthabers schlafen demnach die guten Leute von Klein-Britanien in Frieden. Temple-Bar ist eine sichere Schutzwehr gegen alle Feinde im Lande; und was Einfälle von Außen betrifft, so braucht der Lord-Mayor sich nur in den Tower zu werfen, die Stadtmiliz zusammen zu rufen, und das stehende Heer der Beefeaters unter Waffen zu stellen, und er kann der Welt Trotz bieten!
Klein-Britanien hat dergestalt, in seine eigenen Geschäfte, seine Gebräuche und Meinungen eingehüllt, lange als das gesunde
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