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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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schlimmer war, die Lammes gaben einen großen Ball, zu welchem sie nicht einen einzigen von ihren alten Nachbarn einluden; sondern eine große Menge von Leuten von Ton aus Theobald’s Road, Red Lion Square und anderen Gegenden gegen das Westende hin. Es waren mehrere junge Modemänner von ihres Bruders Bekanntschaft aus Gray’s Inn Lane und Hatton Garden da, und nicht weniger als drei Aldermann’s Frauen mit ihren Töchtern. Das konnte nicht vergessen noch vergeben werden. Ganz Klein-Britanien war in Aufruhr über das Knallen der Peitschen, das Schlagen der elenden Pferde, und das Rasseln und Klappern der Fiacker. Die Klatschschwestern aus der Nachbarschaft steckten ihre Nachtmützen aus allen Fenstern heraus und beobachteten die gebrechlichen Fuhrwerke, wie sie vorbeirumpelten; und ein Haufe zorniger alter Gevatterinnen guckte aus einem Hause, das dem des ehemaligen Schlächters gerade gegenüber lag, und bemäkelte und beurtheilte Jeden, der an die Thür pochte.
    Dieser Ball gab beinahe zu einem offenen Kriege Anlaß, und die ganze Nachbarschaft erklärte, daß sie nichts mehr mit den Lammen zu thun haben wolle. Es ist wahr, daß Mrs. Lamm, wenn sie keine Einladung bei ihren vornehmen Bekannten hatte, noch einigen ihrer alten Gevatterinnen kleine Hausthees gab, und zwar »ganz freundschaftlich,« wie sie zu sagen pflegte; auch ist es eben so wahr, daß ihre Einladungen immer angenommen wurden, obgleich man vorher sich zum Gegentheil verschworen hatte. Ja, die guten Damen saßen da, ergötzten sich an der Musik, welche die Misses Lamm machten, die sich dann wohl herabließen, ihnen ein irisches Lied aus dem Piano vorzutrommeln; und sie hörten mit bewunderungswürdiger Theilnahme Mrs. Lamm’s Anecdoten von Alderman Plunket’s Familie aus Portfokenward und von den Misses Timberlake, den reichen Erbinnen aus Crutched Friars an; erleichterten aber nachher ihr Gewissen, und wandten die Vorwürfe ihrer Verbündeten dadurch ab, daß sie bei der nächsten Klatschversammlung Alles erzählten, was vorgegangen war, und die Lammes und ihre Gesellschaft ganz zersetzten.
    Der Einzige aus der Familie, der nicht modisch gemacht werden konnte, war der ehemalige Schlächter selbst. Der ehrliche Lamm war, ungeachtet seines sanften Namens, ein rauher, derber, alter Bursche, mit einer Löwenstimme, einen Schopf schwarzen Haars wie eine Schuhbürste, und einem breiten Gesichte, das so gesprenkelt wie sein Rindsfleisch war. Vergebens sprachen die Töchter von ihm als »dem alten Herrn;« redeten ihn, mit unendlich sanftem Tone, als »Papa« an, und bemühten sich, ihn in Schlafrock und Pantoffeln und andere vornehme Sitten hineinzuzwängen. Sie mochten thun was sie wollten, der alte Schlächter war doch nicht auszutreiben. Seine kräftige Natur setzte sich über alle ihre Glossen hinweg. Er hatte einen derben gemeinen Humor, der unbesiegbar war. Seine Späße zwangen seinen empfindsamen Töchtern einen Schauder ab, und er bestand darauf, des Morgens seinen Rock von blauem Baumwollenzeuge zu tragen, um zwei Uhr zu Mittag zu essen, und »ein Stückchen Wurst zum Thee zu haben.«
    Dennoch war er verdammt, die allgemeine Ungnade seiner Familie zu theilen. Er fand, daß seine alten Cameraden allmählig kalt und abgemessen gegen ihn wurden, nicht mehr über seine Späße lachten, und dann und wann ein Wort über »dergleichen Leute,« und einen Wink über »Vornehmthun« fallen ließen. Dieß ärgerte und kränkte zugleich den ehrlichen Schlächter, und seine Frau und Töchter benutzten, der feinen Politik des listigen Geschlechts gemäß, diesen Umstand, und bewogen ihn am Ende, seine Nachmittagspfeife und seinen Krug bei Wagstaff aufzugeben, nach Tisch zu Hause zu sitzen, seine Pinte Portwein zu trinken – ein Getränk, das er verabscheut – und in seinem Armstuhl in einsamer und trauriger Vornehmheit zu nicken.
    Die Misses Lamm sah man nun in französischen Hauben mit unbekannten jungen Modemännern auf den Straßen umherflattern, und so laut sprechen und lachen, daß es den Nerven jeder ehrlichen Frau, die es hörte, weh that. Ja, sie gingen sogar so weit, Jemanden zu protegiren, und veranlaßten einen französischen Tanzmeister, sich in der Nachbarschaft niederzulassen; allein die würdigen Bewohner von Klein-Britanien fingen Feuer darüber, und verfolgten den armen Gallier so, daß er Fiedel und Tanzschuhe zusammenpacken mußte, und sich in solcher Hast davon machte, daß er schlechtweg vergaß, die Miethe für seine Wohnung zu

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