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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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sollte, wohin ich mich von der Welt und ihren Zerstreuungen zurückziehen, und den übrigen Theil eines bewegten Lebens ruhig verträumen möchte, so kenne ich keinen anziehendern, als dieses kleine Thal.
    Wegen der lautlosen Ruhe des Ortes und des eigenthümlichen Charakters der Einwohner desselben, welche Abkömmlinge der ursprünglichen holländischen Ansiedler sind, war dieser abgeschiedene Fleck seit langer Zeit unter dem Namen der schläfrigen Schlucht bekannt, und die dortigen Bauernbursche wurden in der ganzen Gegend die Jungen aus der schläfrigen Schlucht genannt. Ein schläfriges, träumerisches Wesen scheint auf dem ganzen Lande zu liegen und selbst in der Atmosphäre vorzuherrschen. Einige behaupten, der Ort sei von einem hochdeutschen Doctor in den frühern Tagen der Niederlassung behext worden; nach Andern hat ein alter indianischer Häuptling, ein Prophet oder Zauberer seines Stammes, seinen Hexensabbath dort gehalten, ehe das Land von Meister Hendrick Hudson entdeckt worden war. Gewiß ist es, der Ort steht noch immerwährend in der Gewalt irgend einer Zaubermacht, welche über die Gemüther der guten Leute ihre Herrschaft ausübt und Ursache ist, daß sie in einem beständigen Traume umherwandeln. Sie sind allen Arten von Wunderglauben ergeben, Verzückungen und Gesichtern unterworfen, sehen häufig allerhand sonderbare Erscheinungen, und hören Musik und seltsame Stimmen in der Luft. Die ganze Gegend ist voll von Ortssagen, Plätzen, wo es umgeht und Zwielichtsaberglauben. Sterne schneutzen sich in diesem Thale öfter, Feuerkugeln lassen sich häufiger hier sehen, als in irgend einem Theile des Landes, und der Alp mit allen seinen neun Kindern scheint es zum Lieblingsplatz für seine Spiele erwählt zu haben.
    Der Hauptgeist aber, welcher diese bezauberte Gegend besucht, und der Oberbefehlshaber aller der Mächte in der Luft zu sein scheint, ist die Erscheinung eines Reiters ohne Kopf. Einige sagen, es sei der Geist eines hessischen Cavalleristen, dem eine Kanonenkugel, in irgend einer namenlosen Schlacht während des Revolutionskrieges, den Kopf weggenommen habe, und der von Zeit zu Zeit von den Landleuten, in der Dunkelheit, wie auf Windesflügeln dahin reitend, gesehen wird. Seine Besuche sind nicht allein auf das Thal beschränkt, sondern dehnen sich auch zu Zeiten auf die nahegelegenen Landstraßen, und namentlich bis in die Nähe einer Kirche aus, welche in einer nicht großen Entfernung liegt. In der That, einige der glaubwürdigsten Geschichtsschreiber jener Gegenden, welche die zerstreuten Angaben über dieses Gespenst sorgfältig gesammelt und mit einander verglichen haben, führen an, daß, nachdem der Körper des Reiters auf dem Kirchhofe beerdigt worden, der Geist Nachts auf das Schlachtfeld reite, um seinen Kopf zu suchen, und daß die gewaltige Eile, in welcher er zuweilen, wie ein mitternächtlicher Sturmwind, durch die Schlucht sauset, daher komme, daß er sich verspätet habe und in solcher Hast vor Tagesanbruch auf dem Kirchhofe zurücksein wolle.
    So lautet im Allgemeinen dieser sagenhafte Aberglaube, welcher Stoff zu mancher abenteuerlichen Geschichte in jenem Schattenbezirke geliefert hat; und das Gespenst ist an allen Kaminen im Lande, unter dem Namen des kopflosen Reiters aus der schläfrigen Schlucht bekannt.
    Es ist merkwürdig, daß die Neigung, Gesichte zu sehen, deren ich erwähnt habe, sich nicht auf die Eingebornen des Thales beschränkt, sondern daß ein Jeder, der dort eine Zeitlang sich aufhält, unbewußt davon ergriffen wird. So hellwachend und unbefangen er auch gewesen sein mag, ehe er diese schläfrige Gegend betrat, so kann er gewiß sein, in kurzer Zeit äußert sich der bezaubernde Einfluß der Luft bei ihm, und er fängt an, einbildungsreich zu werden – Träume zu haben und Erscheinungen zu sehen.
    Ich erwähne dieses friedlichen Flecks mit allem möglichen Lobe; denn in solchen kleinen einsamen holländischen Thälern, welche man hie und da in dem großen Staate von Neu-York antrifft, bleiben Bevölkerung, Sitten und Gewohnheiten unverändert; während der große Strom der Wanderung und Ausbildung, der in anderen Theilen dieses rastlosen Landes so unaufhörliche Veränderungen bewirkt, bei ihnen unbemerkt vorüberrauscht. Sie sind wie jene kleinen Winkel stillen Wassers, welche man an den Ufern eines reißenden Stromes findet; wo man das Stroh und die Wasserblasen ruhig liegen, oder in ihrem kleinen Hafen umhertreiben sieht, von der Gewalt der

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