Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)
und betrachte hier die Lilien, die nicht für sich sorgen, und die vielen anderen kleinen lebenden Geschöpfe, welche nicht allein erschaffen sind, sondern auch (der Mensch weiß nicht, wie?) durch die Güte des Gottes der Natur ernährt werden, und deßwegen auf ihn vertrauen.«
Ich kann nicht umhin, eine andere Stelle aus einem jener alten Kämpen des Angelns anzuführen, welche denselben unschuldigen und glücklichen Geist athmet:
Laßt still mich leben und, dem Ufer nah’
Des Trent, des Avon, meine Hütte bau’n
Vom Hecht, Unkley und Weißfisch kann ich da
Den Kiel, den Kork wohl nieder ziehend schau’n,
An Welt und meinen Schöpfer denk’ ich da,
Wenn Manche sündig und in Geiz ergrau’n,
Und Anderen in niederm Thun die Zeit
Vergeht, in Wein, Krieg, oder Ueppigkeit.
Laßt, wer da will, nach solchen Freuden zieh’n,
Und sich mit solchen eiteln Träumen bläh’n,
Kann ich das Feld nur schau’n, die Wiesen grün,
An frischen Flüssen mich nach Lust ergeh’n,
Wo Maßlieb und die blauen Veilchen blüh’n,
Hyazinthen roth, gelb die Narcissen steh’n.
Als ich Abschied von dem alten Angler nahm, erkundigte ich mich nach seinem Wohnorte, und hatte, als ich einige Abende nachher mich zufällig in der Nähe des Dorfes befand, die Neugierde, ihn aufzusuchen. Ich fand ihn in einer kleinen Hütte, welche nur Eine Stube enthielt, die aber in ihrer Anordnung und Einrichtung eine wahre Merkwürdigkeit war. Sie stand am Saume des Dorfes, auf einer begrünten Erhöhung, in einiger Entfernung von der Landstraße, und vor derselben war ein kleiner Garten mit Küchenkräutern bepflanzt und mit einigen Blumen geschmückt. Die ganze Vorderseite der Hütte war mit Geißblatt bewachsen. Auf dem Giebel war ein Schiff, das als Wetterfahne diente. Das Innere des Hauses war nach wahrhaft seemännischer Art eingerichtet, da seine Ansichten von Behaglichkeit und Bequemlichkeit sich von dem Backdeck eines Kriegsschiffes herschrieben. Von der Decke herab hing eine Hangmatte, welche bei Tage so weit hinaufgezogen wurde, daß sie nur wenig Raum einnahm. Mitten in der Stube hing an dem Balken ein Schiffsmodell, von seiner eignen Arbeit. Zwei oder drei Stühle, ein Tisch und eine große Schiffskiste bildeten die Hauptmöbel. An den Wänden waren Seelieder angeklebt, wie, Admiral Hosier’s Geist, Alle in den Dünen, und Tom Bowling, mit Bildern von Seeschlachten dazwischen, unter welchen das von der Schlacht von Camperdown eine ausgezeichnete Stelle einnahm. Der Kaminsims war mit Muscheln verziert; über demselben hing ein Quadrant, zwischen zwei Holzschnitten von sehr grimmig aussehenden Seebefehlshabern. Seine Angelgeräthschaften waren sorgfältig an Nägeln und Haken im Zimmer aufgehängt. Auf einem Bücherbrette stand seine Bibliothek, eine mit Leinwand überzogene Bibel, einen oder zwei einzelne Bände Reisen, einen Seekalender und ein Liederbuch enthaltend.
Seine Familie bestand aus einer großen schwarzen Katze mit einem Auge, und einem Papagay, den er auf einer seiner Reisen selbst gefangen, gezähmt und aufgezogen hatte, und der eine Menge von Seeredensarten in dem heiseren belfernden Tone eines alten Bootsmannes stammelte. Die häusliche Einrichtung erinnerte mich an die des berühmten Robinson Crusoe; sie war in der größten Ordnung, da Alles, mit der Regelmäßigkeit auf einem Kriegsschiffe »weggestaut war,« und er sagte mir, daß er »jeden Morgen das Deck scheuere und zwischen den Mahlzeiten fege.«
Ich fand ihn auf einer Bank vor der Thüre sitzen, wo er in dem milden Abendsonnenscheine seine Pfeife rauchte. Seine Katze schnurrte ruhig auf der Schwelle, und der Papagay beschrieb einige sonderbare Evolutionen in einem eisernen Ringe, welcher mitten in seinem Käfige hing. Er hatte den ganzen Tag geangelt, und erzählte mir die Geschichte seines Fanges mit eben der Ausführlichkeit, wie ein General einen Feldzug beschreiben würde; er wurde besonders bei der Schilderung der Art und Weise lebendig, wie er eine große Forelle gefangen habe, die seine ganze Erfahrung und Ausdauer in Anspruch genommen, und die er nun, als ein Siegeszeichen, der Wirthin der Schenke geschickt habe.
Wie behaglich ist es, das Alter so fröhlich und zufrieden zu sehen, und einen armen Burschen, wie diesen, nachdem der Sturm ihn im Leben umhergeworfen, am Abende seiner Tage in einem behaglichen, ruhigen Hafen sicher vor Anker liegend zu betrachten! Sein Glück ging indessen aus ihm selbst hervor, und hing nicht von äußeren Umständen ab,
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