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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Fäßchens in große Flaschen aus, und gab ihm Zeichen, die Gesellschaft zu bedienen. Er gehorchte mit Furcht und Zittern: sie schlürften reichlich und in tiefem Stillschweigen das Getränke und kehrten dann zu ihrem Spiele zurück.
    Nach und nach verlor sich Rip’s Scheue und Aengstlichkeit. Er wagte sogar, wenn Niemand nach ihm sah, das Getränk zu kosten, dessen Geschmack, wie er fand, sich sehr dem von gutem Wachholder-Branntwein näherte. Er war von Natur eine durstige Seele, und bald versucht, wieder zur Flasche zurückzukehren. Ein Zug veranlaßte den andern; und er wiederholte die Besuche bei der Flasche so oft, daß seine Sinne endlich überwältigt wurden, seine Augen im Kopfe schwammen, sein Haupt sich allmählig neigte, und er in einen tiefen Schlaf verfiel.
    Beim Erwachen fand er sich auf dem grünen Vorsprunge, von welchem aus er zuerst den alten Mann aus der Schlucht gesehen hatte. Er rieb sich die Augen – es war ein klarer, sonniger Morgen. Die Vögel hüpften und zwitscherten um die Gebüsche und der Adler schwebte hoch in die Luft empor und wiegte sich auf dem reinen Morgenwinde. »Gewiß,« dachte Rip, »habe ich nicht die ganze Nacht hier geschlafen!« Er rief sich die Vorfälle, ehe er eingeschlafen war, in das Gedächtniß zurück. Der fremde Mann mit seinem Fäßchen geistigen Getränkes – die Bergschlucht – der wilde, einsame Schlupfwinkel in den Felsen – die traurige Kegelgesellschaft – die Flasche – »o! diese Flasche! diese böse Flasche,« dachte Rip: »wie soll ich mich bei der Frau van Winkle entschuldigen?«
    Er sah sich nach seinem Gewehr um, aber statt der reinen, wohleingeölten Vogelflinte, fand er neben sich liegend ein altes Gewehr, dessen Lauf mit Rost bedeckt, dessen Schloß abgegangen, und dessen Schaft von Würmern zerfressen war. Er vermuthete nun, die ernsten Spaßvögel des Berges hätten ihm einen Streich gespielt, und, nachdem sie ihn berauscht, ihm seine Flinte genommen. Auch Wolf war verschwunden; aber er konnte ja, ein Eichhörnchen oder ein Rebhuhn verfolgend, weggelaufen sein. Er pfiff nach ihm und rief seinen Namen, aber alles vergebens; das Echo wiederholte sein Pfeifen und Rufen, aber kein Hund war zu sehen.
    Er beschloß, den Schauplatz der letzten Abendvergnügung wieder aufzusuchen, und, wenn er Jemandem von der Gesellschaft begegnete, seine Flinte und seinen Hund zu fordern. Als er aufstand, um weiter zu gehen, fühlte er seine Glieder steif und es fehlte ihm die gewöhnliche Beweglichkeit. »Diese Berglager wollen zu mir nicht passen,« dachte Rip: »und wenn mir diese Belustigung einen Rheumatismus zugezogen haben sollte, so werde ich mit der Frau van Winkle meine liebe Noth bekommen!« Mit einiger Schwierigkeit gelangte er in die Schlucht hinab; er fand die Spalte, in welcher er und sein Gefährte am vorigen Abend hinangeklommen waren; aber zu seinem Erstaunen floß nun ein Bergstrom schäumend darin hinab, von Fels zu Fels springend, und die Schlucht mit geschwätzigem Geräusche füllend. Er bemühte sich indeß, an der Seite desselben hinanzuklettern, bahnte sich mühsam einen Weg durch Birken-, Sassafras-und Haselnußgebüsche, und fand sich zuweilen durch die Ranken des wilden Weinstocks aufgehalten, die ihre Winden und jungen Schösse von Baum zu Baum schlangen und eine Art Netzwerk über seinen Pfad hinzogen.
    Endlich gelangte er dahin, wo sich die Schlucht durch die Klippen gegen das Amphitheater hin geöffnet hatte; aber es waren keine Spuren einer solchen Oeffnung mehr vorhanden. Die Felsen boten eine hohe, undurchdringliche Mauer dar, über welche der Bergstrom in einer flockenartigen Schaummasse daher kam, und in ein breites, tiefes Becken fiel, welches düster war von den Schatten des Waldes. Hier konnte der arme Rip nicht weiter kommen. Er rief und pfiff seinem Hunde wieder; nur das Krächzen eines Schwarmes unnützer Krähen antwortete ihm, welche hoch in der Luft einen dürren Baum, der über einen sonnigen Abhang sich hinbog, umflatterten, und, sicher in ihrer Höhe, von dort aus die Bedrängniß des armen Mannes herabzuschauen und darüber zu spotten schienen. Was war zu thun? Der Morgen ging allmählig vorüber, und Rip fühlte, da er sein Frühstück entbehrte, beträchtlichen Hunger. Es betrübte ihn, seinen Hund und seine Flinte aufgeben zu müssen; er fürchtete, seinem Weibe in den Weg zu kommen; aber es ging doch auch nicht an, daß er in den Bergen verhungerte. Er schüttelte den Kopf, nahm sein rostiges Gewehr auf

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