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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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war jetzt ganz von Sinnen. Er zweifelte an seinem eigenen Dasein und ob er Er selbst, oder ein Anderer sei. Mitten in seiner Verwirrung fragte ihn der Mann mit dem gekrämpten Hute, wer er sei und wie er heiße?
    »Gott weiß es!« rief er, denn mit seinem Verstande war es aus; »Ich bin nicht Ich selbst, – ich bin Jemand anderes, – das dort bin Ich – nein – das ist Jemand anders, der sich in meine Schuhe gesteckt hat. – Ich war gestern Abend Ich selbst, aber ich schlief auf dem Berge ein, und sie haben mir meine Flinte vertauscht und Alles ist verändert, und Ich bin verändert, und weiß nicht mehr wie ich heiße, oder wer ich bin!«
    Die Umstehenden fingen jetzt an, einander anzusehen, zu nicken, sich ausdrucksvolle Winke zu geben, und mit dem Finger auf die Stirn zu zeigen. Auch ging ein Flüstern wegen des Wegnehmens der Flinte, damit man so den alten Mann verhindere, Unheil anzurichten, bei welcher bloßen Andeutung der gewichtige Mann mit dem gekrämpten Hute, sich mit einiger Hast davon gemacht hatte. In diesem bedenklichen Augenblicke drängte sich eine frische, nette Frau durch die Menge, um des graubärtigen Mannes ansichtig zu werden. Sie hatte ein pausbackiges Kind auf dem Arme, das, von den Blicken des Alten erschreckt, zu weinen anfing. »Still, Rip,« rief die Mutter ihm zu, »still du kleiner Narr, der alte Mann wird dir nichts zu Leide thun.« Der Name des Kindes, das Aeußere der Mutter, der Ton ihrer Stimme, Alles dies erweckte eine Reihe von Erinnerungen in seinem Gemüthe. »Wie heißt ihr, meine gute Frau?« fragte er.
    »Judith Gardenier.«
    »Und euers Vaters Name?«
    »Ach, der arme Mann, sein Name war Rip van Winkle; es ist nun zwanzig Jahr her, daß er mit seiner Flinte von Hause wegging, und man hat seitdem nie wieder etwas von ihm gehört – sein Hund kam ohne ihn nach Hause; ob er sich aber erschossen hat, oder ob er von den Indianern weggeschleppt worden ist, kann Niemand sagen. Ich war damals noch ein kleines Mädchen.«
    Rip blieb jetzt nur noch eine Frage zu thun; die brachte er aber mit stockender Stimme vor:
    »Wo ist eure Mutter?«
    »Oh, die ist auch, aber erst vor Kurzem, gestorben; sie zersprengte sich ein Blutgefäß, bei einem Anfall von Zorn über einen Hausirer aus Neu-England.«
    Es war wenigstens ein Tropfen Trostes in dieser Kunde. Der ehrliche Mann konnte sich nicht länger halten. Er schloß seine Tochter und ihr Kind in seine Arme. »Ich bin dein Vater!« rief er aus, »einst der junge Rip van Winkle – jetzt der alte Rip van Winkle! – Kennt denn Niemand den armen Rip van Winkle?«
    Alle standen erstaunt, bis eine alte Frau, die aus der Menge hervorschwankte, ihre Hand an die Augen hielt, und darunter hervorblickend, ihm einen Augenblick in’s Gesicht sah und nun ausrief: »Allerdings! das ist Rip van Winkle – er ist es selbst! Willkommen zu Hause, alter Nachbar – nun, wo seid Ihr denn die zwanzig Jahre über gewesen?«
    Rip war bald mit seiner Erzählung fertig, denn die ganzen zwanzig Jahre waren ihm nur wie eine Nacht gewesen. Die Nachbarn machten große Augen, als sie sie hörten: Einige winkten einander zu und steckten die Zunge in die Backen, [Fußnote: Ein auch in England gewöhnliches Zeichen des Unglaubens und Spottes.] und der gewichtige Mann mit dem gekrämpten Hute, der, als der Schreck vorüber, auf den Kampfplatz zurückgekehrt war, zog seine Mundwinkel nieder und schüttelte den Kopf – worauf bei der Versammlung ein allgemeines Kopfschütteln entstand.
    Man entschied sich indeß dahin, den alten Peter Vanderdonk zu befragen, den man langsam die Straße herauf kommen sah. Er war ein Abkömmling des Geschichtschreibers dieses Namens, welcher eine der frühesten Beschreibungen dieser Provinz herausgegeben hat. Peter war der älteste Bewohner des Dorfes, und in allen wunderbaren Begebenheiten und Ueberlieferungen der Nachbarschaft wohl bewandert. Er erkannte Rip sogleich, und bekräftigte dessen Erzählung auf die genügendste Weise. Er versicherte die Gesellschaft, daß es eine Thatsache sei, welche schon von seinem Ahnherrn, dem Geschichtschreiber her, überliefert worden, daß die Kaatskill-Berge immer von seltsamen Erscheinungen heimgesucht worden seien; daß behauptet worden sei, der große Hendrick Hudson, der erste Entdecker des Flusses und des Landes, halte dort alle zwanzig Jahre mit seiner Schiffsmannschaft vom Halben-Monde eine Art Sabbath; indem es ihm vergönnt sei, auf diese Art den Schauplatz seiner Unternehmungen wieder

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