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Gottlose Küsse (Vampirgeschichten)

Gottlose Küsse (Vampirgeschichten)

Titel: Gottlose Küsse (Vampirgeschichten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Kickers
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ich wissen
in der Befürchtung, dass
nachträglich noch irgendwelche Kosten auf mich zukommen würden. Er schien meine Gedanken zu
erraten.
    „Oh,
keine Sorge. Es wird alles bezahlt. Glauben Sie mir, in Wirklichkeit sind SIE ein
Gewinn für mich“, wich er meiner Frage mit einer merkwürdigen Betonung in der Stimme aus. Ich
schaute mir den Knaben näher an. Offenbar war er sehr gebildet, hatte Stil und doch eine
hintergründige Art an sich. Die Augen schienen eine Mischung aus Grün und Braun zu sein. Das
schmale Gesicht umrahmt von dunklen Haaren verriet kaum eine Regung.
Bereitwillig zeigte er mir das große Haus und begleitete mich auch zurück auf mein Zimmer.
Er plauderte unbeschwert und entließ mich trotzdem mit einem Gefühl der Ungewissheit.
    Der nächste Tag, oder besser gesagt, die nächste Nacht fühlte ich mich auch nicht wohler. Ich
war unsagbar müde und erschöpft. So lange konnte der merkwürdige Flug doch gar nicht gedauert
haben, dass es sich um ein Jetlag handeln konnte. In einem wirren Traum hatte ich fremde Stimmen
gehört. Wieso schlief ich bloß so lange? Das war sonst nicht meine Art. Ich schaute mich um. Ein
handgeschriebener Zettel auf dem Nachttisch lud mich in zu einem Dinner im Salon ein.
    Ich ließ mir ein Bad einlaufen. Alles war sehr gepflegt, wie in einem guten Hotel, wenn auch
schon etwas abgenutzt. Ich hoffte, dass ich mich nach dem Baden besser fühlen würde und blickte
versonnen in den etwas beschlagenen Spiegel über dem Waschbecken. War das mein Gesicht? So
furchtbar blass hatte ich nicht einmal nach einer langen Grippe ausgesehen. Ich wischte den Spiegel
ab. Meine Augen wurden umrahmt von leichten Schatten. Und diese kleinen, roten Flecken an
meinem Hals … Ich musste wohl doch krank sein. Schade, und dabei hätte ich mir so gerne mal
angesehen, wo ich eigentlich hingereist war. Nach dem Bad ging ich wieder hinunter.
    Der Tisch war reich gedeckt, doch Hunger verspürte ich wenig. Der Graf, der mir gegenüber
saß, nahm ebenfalls nichts zu sich. Dafür ließ er mich nicht aus den Augen. Der tiefrote Wein in
seinem Glas war alles, was er offensichtlich genoss. Nach Konversation war mir nicht zumute, und
ich begnügte mich mit ein paar Früchten, um mich dann wieder zurück zu ziehen. Doch bevor ich
den Salon verließ, drehte ich mich noch einmal um.
    „In welchem Land befinden wir uns eigentlich?“, fragte ich meinen Gastgeber am Ende des
langen Tisches. Dieser hob grüßend sein Glas. Das Kristall funkelte kurz auf im Licht der Kerzen.
„Transsylvanien“, gab er mir zur Antwort. Im ersten Augenblick konnte ich damit nicht viel
anfangen. War das nicht das heutige Rumänien? ´ Na ja, so wertvoll war der Gewinn wohl doch
nicht ´, dachte ich nur und ging zurück auf mein Zimmer. Ich musste unbedingt mal ausschlafen.
    Als ich im Foyer vorbeikam, fiel mir auf, dass ein weiteres Bild dort hing. Eine junge,
hübsche Frau mit kurzen Haaren und großen, dunklen Augen, die den Betrachter um Hilfe anriefen.
Sie kam mir bekannt vor.
    Ich erwachte wieder und fühlte mich kränker als zuvor. So konnte das nicht weiter gehen! Ich
zog mich an und ging den gewohnten Gang hinunter. Mir war schwindlig und ich musste mich
mehrmals an der Wand abstützen. Eine Art Schüttelfrost hatte meinen Körper gepackt. Trotzdem
schaffte ich es noch die Treppe hinunter. Ich wollte meinen Gastgeber bitten, einen Arzt zu rufen
oder mich in ein Krankenhaus zu fahren, doch meine Stimme versagte. Der junge Graf sah mich nur
unbeteiligt an.
    „Sie brauchen keinen Arzt, glauben Sie mir“,
meinte er mit der gleichen, freundlichen
Stimme wie zu Anfang unseres Treffens. Ich wollte protestieren, doch meine Knie gaben nach. Zwei
Arme fingen mich auf.
    „Es kann Ihnen niemand mehr helfen, Monika“,
beteuerte Nicolae Vasilescu noch einmal.
Ich konnte seinen Atem spüren, als sein Gesicht näher kam. Das Grün in den sonst so dunklen
Augen schien jetzt zuüberwiegen. „Seit zwei Nächten trinke ich Ihr Blut, meine Liebe. Für mich ist
es süßer Wein.“, flüsterte er in mein Ohr.
    Jetzt wurde mir so manches klar. Dieses Gesundheitsquiz einer Krankenkasse, der Gewinn
als Dank für ein gesundheitsbewusstes Leben! Wie lautete noch der Slogan bei diesem Spiel? „ Wir
helfen Ihnen, Ihr Leben zu verlängern.“
    Er hatte eine gute Wahl getroffen! Ich dagegen hatte keine mehr! An Flucht war nicht zu
denken. Mein Körper war schon kraftlos. „Willkommen in der Ewigkeit“, hörte ich seine

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