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Gott´sacker (Krimi-Edition)

Gott´sacker (Krimi-Edition)

Titel: Gott´sacker (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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mir erzählen, wo der Hund begraben liegt.«
    Ich sagte leise zur Blonden: »Leider kann ich es Ihnen nicht erzählen, weil ich stumm bin, außerdem habe ich schon viel zu viel geredet. Alles, was ich Ihnen sage, kann gegen mich verwendet werden und ich muss mich nicht selbst belasten.«
    Sie hob die Jagdflinte und flüsterte: »Komm mit, mein Dummer, komm mit zum Gericht, dort löst sich alles auf.«
    »Sie wollen mich doch nur vor den Richter bringen. Den Richter der Hitze und der Straßenglut. Den Richter der Fliegen und des Gestanks, des Summens und der Prozession.«
    »Rede nicht so dumm, komm einfach mit.«
    Die Blonde schaute mich voller Mitleid an und sagte: »Wir brauchen keine Richter, wer richtet, wird selbst Gericht. Gericht der Maden. Für ein Linsengericht haben sie mich verkauft.«
    Ich nickte ihr verständnisvoll zu, obwohl ich nicht verstand, was sie meinte, und flüsterte, damit sie erkannte, dass ich wirklich stumm bin: »Ja, sie haben den Tod begraben und der Hund ist auferstanden und das Kreuz ist sein Zeichen.«
    Die Blonde nickte mit einem feuchten Schleier in den Augen. Jetzt erst sah ich, dass sie im Rollstuhl saß, sie lächelte und flüsterte: »Wer kommt zu richten, wird hingerichtet.«
    Sie hob ihre Jagdflinte, zielte in mein Gesicht und die Flinte war ein Kreuz.
    »Öffne deinen Mund«, sagte sie …

    Mein Mund fühlte sich trocken an, als ich vom Erb-Kanapee hochschreckte.
    Herrgottzack – so ein Scheiß-Traum!
    Ein zweiter Espresso machte die Gedanken ein bisschen heiterer. Unruhig ging ich in der Wohnung hin und her. Mein abgebrochenes Psychologiestudium machte mir Sorgen. Hatte der Traum etwas zu bedeuten? Musste ich mir Gedanken machen oder noch einen Espresso zu mir nehmen?
    Da fiel mir die Kamera ein. Sollte ich zuerst die Bilder von Susi anschauen oder die anderen, die Bilder aus der Kapelle? Ich entschied mich für die dralle Susi mit dem Flammenhaar.
    Das Kontrastprogramm nach Susi konnte nicht größer sein. Obwohl ich die Kamera, ohne den Sucher zu verwenden, zur Kapellentür hineingehalten hatte, waren die Aufnahmen aus der Kapelle einwandfrei. Als ob ich direkt im zerfallenen Innenraum gestanden hätte, präsentierten sich mir die makabren Bilder. Die tote Person lag mit dem Gesicht nach unten mitten in der Kapelle. Die Arme waren ausgebreitet, die Beine lagen dicht beieinander. Ein Schuh fehlte. Die Gestalt bildete ein Kreuz auf dem mit Schutt übersäten Boden. Durch die verklebten Haare am Hinterkopf schien etwas seltsam herauszustehen.
    Ich setzte mich an meinen Mac und lud die Fotos auf die Festplatte. Nun konnte ich Details besser vergrößern. Schon die kleinen Bilder waren fürchterlich, die Vergrößerungen aber zeigten den Tod in seiner Hässlichkeit in allen Einzelheiten. Das Opfer war von Maden übersät, die Hände hatten eine dunkle Färbung angenommen, die schwarzen langen Haare wirkten verklebt. Und aus dem Haar des Hinterkopfes ragte das Ende eines spitzen Metall-Gegenstandes heraus. Ich dachte an den Hund und meinen Traum und hoffte nur, dass der Gegenstand nicht das war, was ich dachte.
    Ich musste unbedingt gleich raus. Bis zum Stammtisch war noch Zeit, aber die Hitze im Haus war selbst am Abend noch unerträglich. Ein frühes Bier könnte nicht schaden. Vielleicht kommt ja Cäci doch noch übers Wochenende nach Hause, dann wäre sie bestimmt schon da. Und wenn nicht, dann könnte ich sie ja vom Ochsen aus anrufen. Von Tübingen bis hierher braucht sie nur anderthalb Stunden. Außerdem waren Semesterferien. Das Wetter war bestens – die Chancen, Cäci zu sehen, standen ganz gut. Ich zog die guten Reptilien-Stiefel an und begab mich zu Fuß ins Unterdorf. Das Ziel war der Goldene Ochsen und der Beweggrund war der aus aktuellem Anlass nach Riedhagen verlegte Stammtisch. Als ich durch die bleierne Hitze mein Ziel ansteuerte, hatte ich immer noch das Gefühl, auf den Bildern aus der Kapelle etwas übersehen zu haben.
    Erst als ich im Zentrum des Dorfes die beiden unter der Linde dastehen sah, fiel es mir wieder ein. Philipp hatte eine Wandergitarre lässig über seinem hageren Rücken hängen. Er trug wie ein Relikt aus Urzeiten eine lilafarbene Batik-Latzhose, seine ungepflegten Haare hingen ihm wild auf die Schultern. An den Füßen trug er außer Schweiß nichts. Hilde war sportlich gestylt und fummelte an den Dochten von winzigen Kerzen herum. Sie hatte fotokopierte Blätter mit geeigneten Liedern zwischen Ellbogen und Rippen geklemmt. Ihr

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