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Gott´sacker (Krimi-Edition)

Gott´sacker (Krimi-Edition)

Titel: Gott´sacker (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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nicht genau weiß, wer das Opfer ist …«, stammelte ich etwas verwirrt.
    »Was, das hast du schon wieder vergessen? Typisch Studierter, es war Waldemar. Jeder im Dorf kennt ihn hier!«
    Mein Mund öffnete sich ohne mein Zutun.
    »Waldemar, der Schäferhund von deinem Nachbarn, dem Müller«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Wir treffen uns um 19 Uhr an der Dorflinde. Wäre schön, wenn du ein Kerzchen mitbringst. Philipp kommt mit der Gitarre.«
    Philipp kommt mit der Gitarre, ja, spinnen die jetzt alle? Philipp, der Mann namens Maiser aus meiner Psycho-Frauengruppe. Ein Gedenkmarsch für einen reinrassigen deutschen Schäfer! Und was singt man dann? ›Ich hatte einen Kameraden‹ oder ›We shall overcome‹ oder ›This is the end, my only friend, the end‹, Jim Morrison wäre dankbar.

    Schnellstmöglich entfernte ich mich von der gefährlichen Hildegard.
    »Vergiss die Gruppe nächstes Mal nicht. Die Meditation heute war suuuper, tschüs, Dani.«
    Am nächsten Eck standen zwei alte Bauern mit ihren kleinen Traktoren, sie riefen sich über die knallenden und rußenden Motoren Neuigkeiten zu.
    »Hallo, Herr Bönle«, grüßten sie, »schon was Neues gehört?«
    Die Idee, ins Dorf zu gehen, war keine gute, deshalb bewegte ich mich zielstrebig nach Hause.
    Ich laufe zu viel zurzeit. Wenn ich Motorrad fahre, gerate ich nie in solch schwierige kommunikative Situationen.

    Zu Hause war alles besser. Ich machte mir einen Kaffee. Als moderner Mensch hatte ich mir vom Erbe auch einen Vollautomaten geleistet und Kaffeetrinken war zu einem richtigen Hobby geworden. Es war ein herrlich dynamisches Geräusch, wenn die Maschine beim Betätigen des Einschalters ein energisches Knacken von sich gab, dann sammelte sie Kräfte, saugte Kaffeebohnen an und zermahlte diese unter ohrenbetäubendem Lärm zu feinem Pulver. Danach ruhte sie Bruchteile von Sekunden, um das Gemahlene mit weiterem Knacksen in Form zu bringen, nun wurde verdichtet, dann vorgebrüht und zum Schluss mit 15 bar Druck gebrüht.
    Ich machte mir einen Espresso in ein winziges Tässchen. Zufrieden legte ich mich auf mein grünes Kanapee, das noch von meiner Oma stammte. Die Füße platzierte ich auf das Nierentischchen, das ich seit meiner Kindheit kannte und, als ich das Haus von meinen Eltern erbte, zu meiner bedeutendsten Fußablage wurde. Am Haus und an seinem Interieur hatte ich kaum etwas verändert, seit ich darin wohnte. Ich kannte ja alles aus meiner Kindheit und Vertrautes ändert man nicht gern. Zum Gespött meiner Freunde zog ich jeden vierten Tag die Kuckucksuhr, die mir als Kind schon viel Freude bereitet hatte, an ihrem schweren Messingtannenzapfen auf. Auch das düstere, den Raum erdrückende Büfett, gefüllt mit dem Aussteuergeschirr meiner Mutter, war mir heilig. Die Herz-Jesu-Bilder, en miniature auf dem Klo, in groß über dem ehelichen Bett im Schlafzimmer, hatte ich mir erlaubt zu entfernen und unters Dach zu verbannen. Ebenso war der röhrende Hirsch über dem Kanapee in die Verbannung zum Gerümpel unterm Dach geschickt worden. Den nun sichtbaren hellen Fleck an der Blumentapete hatte ich mit einem netten Poster einer Harley Davidson, auf der sich eine ansehnliche Dame im feuerroten Bikini räkelte, geschickt verdeckt.
    Müde geworden, griff ich zur Fernbedienung und stellte meine Stereoanlage an. Ich fragte mich, warum es nur schwarze Fernbedienungen gab und keine roten, grünen oder gar lilafarbenen. Immer noch waren ›Deep Purple‹ zu Besuch. Mir stand nach den Ereignissen von heute und gestern der Sinn nach Sanfterem, Romantischerem. Ich kramte in meiner Sammlung und blieb dann doch bei › AC/DC ‹ hängen. ›Can I sit next to you, girl?‹, fragte Herr Young von der chaotischen Gruppe höflich.
    Und dann kam der Schlaf und der brachte noch seinen seltsamen Bruder mit, den Traum:

    »Kann ich mich zu Ihnen setzen?«, fragte die blonde Frau.
    Ich nickte.
    »Ich muss immer sitzen, manchmal werde ich geschoben, auch wenn ich tot bin.«
    Sie trug eine eigenartige Uniform mit kariertem Rock und im Anschlag hatte sie eine Jagdflinte.
    »Sie sind stumm?«, fragte sie.
    Ich nickte und sagte: »Ja, seit meiner Kindheit. Aber erzählen Sie es bitte niemandem. Sonst darf ich nicht mit zur hellen Prozession. Sie wissen schon, bei der Kapelle im Ried. Von dort kommt die satte weiße Prozession.«
    Sie nickte verständnisvoll, schwebte schrittlos auf mich zu und nahm mich in die Arme.
    »Ich werde niemandem erzählen, dass Sie stumm sind, wenn Sie

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