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Gott´sacker (Krimi-Edition)

Gott´sacker (Krimi-Edition)

Titel: Gott´sacker (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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vorwurfsvoller Blick und die Teelichtchen in der Hand verrieten mir alles.
    »Wir warten schon über eine halbe Stunde. Ich hatte 19 Uhr gesagt! Die anderen kommen bestimmt nach, wir ziehen jetzt los.«
    Aus einer Umhängetasche wurstelte sie ein fürchterlich orangefarbenes Feuerzeug, auf dem sich das Logo einer kleinen Hand befand, und versuchte die Dochte von drei Teelichtchen zu entflammen.
    Auffordernd packte sie mich am Arm.
    »Hättest ruhig was Besseres anziehen können als deine Honda-Jacke!«
    Das Innerste meiner Seele war getroffen.
    Honda-Jacke! Ja, kann diese Psycho-Kuh nicht zwischen Honda und Harley unterscheiden? Nur weil beides mit ›H‹ anfängt.
    »So etwas sportlich Knappes, wie du es trägst, habe ich leider nicht.«
    Provokativ starrte ich auf ihre festen Brüste.
    »Lass den Blödsinn!« Ärgerlich zupfte sie an ihrer dunklen Kurzhaarfrisur.
    »Und meine lila Latzhose hat mir das Museum für Frühgeschichte abgekauft.«
    Ich schaute nicht zum mageren Philipp mit seiner Gitarre und den nackten Füßen.
    »Etwas mehr Toleranz würde einem studierten Theologen auch nicht schaden …«
    Als ich gerade zu einem vernichtenden rhetorischen Konter, der mir ein weibliches Psychogruppenmitglied weniger beschert hätte, anheben wollte, rief es vom Goldenen Ochsen her: »Danile, komm jetzt endlich rein, du hast mir versprochen, dass du mir heute die Wurlitzer richtest.«
    Sofort hatte ich kapiert: »Ja klar, … tschüs, Hildegard, tschau, Philipp, bis zum nächsten Mal in der Gruppe … habe schon was Tolles vorbereitet: mystagogische Meditation mit mir.«
    Am Ärmel zog mich Frieda durch die Gaststube mit den riesigen Eichenbalken und der niedrigen Decke in den Biergarten. »Was will denn die Schnalle von dir?«
    Ich erklärte ihr die Sache mit der Psychogruppe.
    »Und da sind nur Frauen?«
    »Ja.«
    »Bist gestern noch gut ins Bett gekommen?«
    »Ja, das Schieben ging leichter, als ich dachte.«
    »Du Depp, ich hab ja mitgeschoben hinten dran. Du bist ja nicht mal aus dem Kies hier rausgekommen. Weißt das nicht mehr? Was glaubst, wer dich ins Bett gebracht hat? Die Nachtfrau? Du konntest dich ja kaum am Lenker festhalten.«
    Die Erinnerungen wollten sich nicht einstellen. Das war vielleicht auch besser so.

    Neugierig schaute ich, ob es Anzeichen für Cäcis Anwesenheit gab, aber es war nichts zu entdecken, weder im Gastraum noch im malerischen Gartenbereich. Ich schaute auch in den weiten, von der Straße her nicht einsehbaren hinteren Bereich des Gasthauses, aber ihr grüner Mazda war nirgends zu sehen. Vielleicht war das Auto mal wieder kaputt und sie war mit einer Mitfahrgelegenheit gekommen, vielleicht auch mit dem Zug. Fragen wollte ich Frieda nicht, das war mir etwas peinlich, seit Cäci und ich uns getrennt hatten.
    Vom Dorf her waren das Geschepper von Philipps Gitarre und der hohe Gesang Hildegards zu hören.
    An den Tischen herrschte reger Betrieb. Nicht nur die Kurgäste aus der nahen Stadt waren neugierig auf den neuesten Tratsch – auch viele Riedhagener saßen in bekannten und sozial stabilen Gruppierungen beieinander. Die Stimmen waren meist gedämpft. Die Köpfe waren dichter beieinander als vor einer Bürgermeisterwahl. Immer wieder schauten sie zu mir und nickten wissend mit den Köpfen.
    Unser Stammtisch war aus gegebenem Anlass für diesen Freitag aus dem badstädtischen Bohnenstengel nach Riedhagen verlegt worden.
    Joe, Butzi, Flaschen-Gordon und Gesicht waren zuerst nicht begeistert gewesen, aber als sie meine Story gehört hatten, waren sie überzeugt, dass hier mehr abgehen würde als in unserer Stammkneipe in Bad Saulgau. Unser Milwaukee-Iron-Kings-Eagle-Boys-Only-Street-Stammtisch, kurz auch MIKEBOSS -Stammtisch genannt, bestand seit knapp zehn Jahren und wir bildeten den harten Kern. Nur, vom Kern war noch nichts zu sehen.
    Frieda hatte uns ein schönes Plätzchen unter einer Kastanie reserviert – etwas abseits vom Hauptbetrieb. Weit konnte man von hier über die niedrigen Hecken ins Ried schauen. Auf der angrenzenden Weide standen wiederkäuende Kühe. Mit ihren quastigen Schwanzenden vertrieben sie die lästigen Fliegen in Richtung Gartenwirtschaft. Als Fliegenschutz hatte ich den runden Bierfilz auf das Glas gelegt. Das leiser werdende nervende Geschrummel der Gitarre aus dem Dorfzentrum verstummte allmählich ganz. Erste Grillen stimmten ihre Instrumente auf der Weide. Herrlich, diese Ruhe auf dem Land.
    Als Ersten hörte man Flaschen-Gordon. Es war

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