Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gott´sacker (Krimi-Edition)

Gott´sacker (Krimi-Edition)

Titel: Gott´sacker (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
Vom Netzwerk:
eindeutig die Shovelhead mit ihrer illegalen Auspuffanlage, die durchs Ried heranröhrte. Im Hof stellte er seine Maschine so ab, dass er sie von unserem Platz aus sehen konnte. Er winkte mir mit seinem Halbschalenhelm über die Hecke zu. Flaschen-Gordon trug sein schwarzes Lederjäckchen mit dem rückseitig aufgestickten Adler – unserem ›Firmenlogo‹.
    »Hi«, mit dem Gruß harter Männer gaben wir uns die Hände.
    »Wo sind die anderen? Was war denn das für eine Zweimann-Prozession? Die stehen mitten auf der Straße mit Kerzchen und Gitarre. Ist doch noch hell und Woodstock ist doch auch schon vorbei. Musste so bremsen, dass das Hinterrad stempelte. Die können doch auch neben der Straße singen. Der Alt-Hippie, ist das nicht der Philipp und die andere, das ist doch die doofe Lehrerin? Die würde ich auch nicht von der Bettkante stoßen. – Ist Butzi noch nicht da, er wollte eigentlich vor mir losfahren?«
    Die Antwort auf die letzte der vielen Fragen war aus dem Ried zu hören, das hohe Kreischen eines alten hubraumschwachen Zweitaktmotors kündete vom Eintreffen Butzis mit seiner Zweitmaschine, einer alten Zündapp aus den 70er-Jahren.
    Er lehnte den qualmenden Zweitakter an die Ligusterhecke und rief uns schon von Weitem zu: »Hi, wo sind die anderen? Habt ihr auch die Deppen auf der Straße gesehen? Was wollen die denn? War das nicht die komische Lehrerin? Aber tolle Figur, meine Herren. Und … gibt’s schon Neuigkeiten?«
    »Ich erzähl euch alles, wenn die anderen hier sind.«
    Minuten später waren auch Gesicht und Joe mit dessen altersschwachem VW -Bus eingetroffen.
    Wir saßen noch keine fünf Minuten, von den angereisten Stammtischlern war noch kein 0,5-Glas WalderBräu naturtrüb hell getrunken, die Geschichte von den beiden Toten war meinerseits ebenfalls noch nicht zu Ende erzählt, als die vier wie hypnotisiert über meine Schultern schauten, mit den geröteten Köpfen nickten und hektisch antworteten: »Ja natürlich … immer … äh ja … es ist uns eine Freude.«
    Die Frage war: »Darf ich mich zu den Herren setzen?«
    Gestellt hatte sie das blonde Fräulein Freundin und Helferin.
    »Heilandsakrament, hat man nicht mal am Feierabend seine Ruhe?«, redete ich leise vor mich hin. Die Gesichter meiner Freunde schienen ein einziges vorwurfsvolles Fragezeichen in meine Richtung zu senden, vor allem wusste man nun, woher Gesicht seinen Spitznamen ›Gesicht‹ hatte.
    »Aber lass doch die junge Dame sich hierher setzen«, schmeichelte Zweitakt-Butzi. »Sie sind bestimmt von der Mutter-Kind-Klinik … in Kur?«
    »Nein, von der Kripo, darf ich …?«
    Die vier nickten mit offenen Mündern.
    Das Fräulein sah heute auch besonders reizend aus. Sie trug ein Nebelfetzchen von einem weißen Shirt mit Nudelträgerchen. Eng anliegend! Dazu ein knappes Röckchen in dezentem Schwarz und rote High Heels, die sie sicher als Dienstwaffe angemeldet hatte.

    Ich bin bestimmt kein altmodischer Mensch, und es macht mir eigentlich gar nichts aus, dass Frauen seit circa 60 Jahren nach Millionen Jahren emanzipatorischer Evolution nun auch Hosen tragen dürfen, aber manche Frauen passen sehr gut in einen Rock, und oft steht dann diesen Frauen ein kurzes Röckchen deutlich besser als ein karierter wadenlanger Faltenrock.

    »Schauen Sie Frauen auch in die Augen?«, unterbrach sie mich in meinem Philosophieren.
    »Nur, wenn sie mir auch auf den Hintern schauen.«
    Das Fräulein fand meine Antwort nicht sonderlich originell und zog einen Stuhl vom Nachbartisch zwischen Gesicht und Butzi.
    Stille.
    Räuspern.
    »Noch fünf Helle?« Frieda rettete mal wieder die Situation.
    »Für mich auch eins«, meldete sich das blonde Fräulein.
    Ich wollte mit den Jungs anstoßen, aber Gesicht meinte nur: »Wir warten noch« und lächelte sein Ich-krieg-alle-Frauen-Lächeln.
    Auch die anderen nahmen meine Anstoßaufforderung nicht ernst und fingen an, mit dem Polizistenfräulein Unsinniges zu plappern.
    »Ich kann auch allein trinken«, sagte ich schnell.
    Und als ich sah, dass die flinke Frieda schon mit dem Bier für unseren Überraschungsgast unterwegs war, nahm ich eilends den ersten Schluck. Wieder war da der Schmerz, als ob der Schöpfer mir eine geschälte Meerrettichwurzel zwischen Schädeldecke und Gehirn gezogen hätte.
    »Schmeckt’s heute nicht?« Sie lächelte im Uhrzeigersinn, ausgehend von meinen tränenden Augen, ihr blondes Lächeln in die männlich dominierte Runde.
    Die fünf verstanden sich

Weitere Kostenlose Bücher