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Gott´sacker (Krimi-Edition)

Gott´sacker (Krimi-Edition)

Titel: Gott´sacker (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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aus.«
    Ich nickte nicht.
    »Können Sie auch reden?«
    Ich nickte.
    »Sie sind aber nicht gerade gesprächig.«
    Ich nickte nicht.
    »Ich habe eine Fuß- und Beincreme dabei.«
    Sie grinste mich eine Spur zu keck an.
    »Haben Sie Krampfadern oder Orangenhaut?«, konterte ich.
    Sie grinste nicht mehr, und ich beschloss, dem unsinnigen Gespräch eine andere Richtung zu geben: »Soll das ein Dienstgespräch, Verhör oder Ähnliches werden?«
    »Oh, Sie können ja doch wieder reden. Ist das Ihre Stammkneipe hier?«
    »Nein, aber der Wurstsalat ist gut, ich bin nur ab und zu hier … früher war ich regelmäßig … äh, Gast. Und außerdem ist das hier keine Kneipe, sondern eine Gastwirtschaft.«
    »Sie wohnen aber hier, im Ort?«
    Hätte das Fräulein bei meiner Befragung am Fundort der Leiche besser zugehört und nicht mit ihrem Zahnstocher ihr digitales Notizbuch traktiert, wäre ihr sicher nicht entgangen, dass ich seit anderthalb Jahren hier in Riedhagen wohne.
    »Ja.«
    »Schön ist es hier, noch richtig beschaulich und friedlich. Auch eine tolle Gegend zum Motorrad fahren … das ist doch Ihre Maschine, da vorn auf dem Parkplatz? Frisch geputzt, so wie der Chrom glänzt?«
    »Das Chrom.«
    Sie ignorierte meinen Einwand und wendete ihren hübschen Kopf mit der geraden Nase unter Zuhilfenahme ihres langen, makellosen Halses in die Richtung des Parkplatzes vor dem Ochsen.
    »Ja, immer donnerstags wird sie gereinigt.«
    Ich nickte und durchschaute sie mit ihrer Polizistinnenrhetorik. Sie wollte mich mit Komplimenten und Belanglosigkeiten locker machen, um mich unauffällig auszufragen.
    »Ihre dicke Zweizylinder-Maschine gefällt mir sehr gut.«
    »Mir Ihre auch.«
    Das Fräulein zuckte kurz zusammen und zupfte nervös am weit geöffneten Ausschnitt ihrer Bluse.
    Da hatte sie mich gründlich missverstanden.
    »Ich wollte nur einen blöden Scherz über Ihren Beetle machen, nicht … ähm, über Ihre …«, stotterte ich und schaute auf ihre schlanken Finger, die nervös versuchten, die weit geöffnete Bluse mit den winzigen Knöpfchen puritanischer zu gestalten.
    »Ist schon gut … war bestimmt teuer, Ihre Harley … der ganze Umbau … Fender, Ape, Kellermänner, tiefergelegt …«
    Ich nickte anerkennend, das war Fachjargon.
    »Sind Sie auch mal Motorrad gefahren?«
    »Ja, früher mal.«
    »Und jetzt nicht mehr … sind Sie mal runtergefallen?«
    Sie nahm einen winzigen Schluck von ihrem Mineralwasser. Und beantwortete meine Frage nicht.
    »Die Landschaft lädt ja richtig ein, gemütlich durch die Gegend zu cruisen.«
    »Wollen Sie eigentlich einen Prospekt ›Motorradfahren in Oberschwaben‹ herausbringen oder mich verhören?«

    Ganz langsam fing die Sache an, mich zu nerven. Da saß nun das blonde Polizisten-Fräulein und versuchte irgendwie, mit mir ins Gespräch zu kommen. Ich wollte aber nicht reden, lieber wollte ich in aller Ruhe das zweite der zweiten Staffel trinken. Aber die Vorstellung, dass das nervige Fräulein von der Polizei mir zuschaute, wie ich mit einem weiteren Glas verflüssigter Braukultur auf meinen zweizylindrigen Eisenklotz stieg, behagte mir gar nicht. Denn eines muss klar sein: Nach Hause nur mit der Schwarzen, und wenn ich sie die paar Meter schiebe.
    Und weil mein Gegenüber auch noch Gedanken lesen konnte, zeigte sie auf mein mittlerweile leeres Glas: »Trinken Sie noch eins – geht auf Staatskosten.«
    So ein einmaliges Angebot, den Staat nachhaltig zu schädigen, konnte ich mir nicht entgehen lassen und nickte. Frieda, die uns aus ihrer dunklen Höhle unter dem mächtigen Dach beobachtet hatte, war schnell wie nie. Ein weiteres Glas regionaler Braukunst glänzte luzid-bernsteinfarben in der Abendsonne.
    »Mit Mineralwasser stoße ich nicht an«, sagte ich, als sie mir ihr Glas entgegenstreckte.
    Die sonst übliche Heiterkeit kehrte nach der Hälfte des Glases wieder in mein Gemüt zurück. Auch die Gesprächigkeit. Schon bald hatte mir die engelsblonde Staatsdienerin alles entlockt, was für sie von Interesse war. Dann stand sie auf. Der Salatteller war leer, das Glas Mineralwasser noch zur Hälfte gefüllt.
    »Sie lassen Ihr Kraftrad besser stehen – auf Wiedersehen.«
    Sie zeigte auf meine Oldschool-Harley, von der man hinter der Hecke nur den ultrahohen Apehanger und den schwarzen Tank hervorspicken sah. Dann stand sie auf, bezahlte bei Frieda, verließ mit festen knirschenden Schritten den gekiesten Biergarten und stieg in ihren quietschgrünen VW -Beetle.

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