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Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion

Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion

Titel: Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Glauser
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Baracke: »Guten Morgen!« dort in eine: »Guten Morgen!« –
    Keine Antwort. Die Leute hockten auf ihren Matratzen, unbeschäftigt, schweigsam. Keiner erwiderte den Gruß. Und auch denen, die ihm begegneten, sah man von weitem den Cafard an. Die Augen waren glanzlos, die Lippen fest geschlossen. Das Heben der Hand zum Rand des Korkhelms sah aus wie das Stemmen einer hundertpfündigen Hantel…
    Der Chef stand beim Eintritt seines Vorgesetzten auf; da er barhaupt war, neigte er nur gönnerhaft den Kopf – wie er es gewohnt war. Dieses Nicken ärgerte den Capitaine – wohl besonders, weil er an das Gespräch der letzten Nacht denken mußte, in dem er eine klägliche Rolle gespielt hatte. Dumpf dachte er, daß er wohl auch den Cafard haben müsse. – – – War es ihm früher nicht gleichgültig gewesen, was die Menschen über ihn gedacht hatten? Er durfte es sich gestatten, stets offen zu reden, trug er nicht die »médaille militaire« – eine Auszeichnung, die nur selten Offizieren verliehen wurde? Er hatte sie sich an der Marneschlacht als Korporal verdient, weil er für einen gefallenen Leutnant das Kommando des Zuges übernommen hatte… Das war schon lange her. Aber schließlich, er hatte damals sein Leben eingesetzt, während dieser schwammige Bürohengst, der ihn immer wie ein Kind behandelte, sicher nie das Einschlagen einer Granate gehört hatte…
    Chabert setzte sich und blickte durchs Fenster. Verschwunden war überm Dach der Baracke das seidige Grau, das an Pappelblätter erinnerte – blau, ewigblau blendete der Himmel, und sein Blau verwundete die Augen grausamer als das spiegelnde Wellblechdach, das, vom Sande glattgeschmirgelt, die Sonnenstrahlen zurückwarf…
    Die Stahlbrille auf der Nase, begann Chabert, den Rapport Korporal Seignacs zu lesen, der sich in englischer Kurantschrift – wie ein zartes Ornament sah sie aus – über die Widersetzlichkeit des Soldaten zweiter Klasse Guy und des Gefreiten Malek beschwerte. »Ich gab ihnen den Befehl, die Baracke zu kehren, da sie nach der von mir aufgestellten Liste an der Reihe waren, diese Arbeit verrichten zu müssen; jedoch kamen sie, trotz wiederholter Mahnungen, diesem Befehl nicht nach, sondern bewarfen mich mit groben Schimpfnamen, die aufzuzählen ich unter meiner Würde halte. Auch waren ihre Effekten nicht ordnungsgemäß zusammengelegt, sondern lagen durcheinander auf ihren Matratzen herum.«
    Chabert knurrte, murmelte,
    »Wie bitte?« fragte der Chef.
    »Kann man jemand mit Schimpfnamen bewerfen?«
    »Es ist bildhaft gemeint«, sagte Narcisse.
    »Bildhaft! Hm… bildhaft…! Um zwölf Uhr möchte ich die Kompagniekasse kontrollieren und Ihre Abrechnung sehen, Chef!« Chabert blickte auf, die Stahlbrille war ihm auf die Nase gerutscht, seine Augen sahen sich an des Chefs bärtigem Gesicht fest. Schien es ihm nur so, oder lachte ihn der Mann wirklich aus? Nein! Er war bleich geworden. Und das erfüllte Gaston Chabert mit Stolz…
    »Ein Ungar und ein Franzose«, fuhr er fort und bedeckte die Augen mit der Hand – zu unerträglich blendete der ewig blaue Himmel. »Von Guy ist ja nichts anderes zu erwarten, denn er ist alt und wunderlich. Warum läßt ihn der Schwarze nicht in Ruhe? Wenn ich nur den Trottel bei der Hand hätte, der diesem Neger die Schnüre gegeben hat! Wenn man schon – leider Gottes – mit einer schwarzen Hautfarbe auf dieser Welt herumläuft, so geziemt es sich, Bescheidenheit und Rücksicht walten zu lassen. Nicht wahr, Chef? Und dem Ungar Malek hatte ich auch ein wenig mehr Intelligenz zugetraut… Wo ist das Gesuch an den Kriegsminister…? Noch nicht geschrieben…? Was haben Sie den ganzen Morgen getrieben? He, Chef? Anisette gesoffen? Mit Ihrer Mulattin poussiert?« Chaberts Stimme stieg, stieg an, überschlug sich. – Was ist mit mir los, dachte er dunkel. Packt mich auch der Cafard? Ich habe doch sonst nie so geschrien? – Aber es kommt auch alles zusammen!
    »Es kommt auch alles zusammen!« sagte er laut mit seiner alltäglichen Stimme. »Zuerst der Kampf. Dann komm' ich in den Posten zurück und hoffe, hier Ruhe zu finden. Aber nein! Gleich muß ich den Polizisten spielen und einen Korporal einsperren lassen – den einzigen Gradierten, zu dem ich Sympathie empfinde… Du bist der andere, mein Kleiner. Nimm mir nichts übel, Chef. Ich muß fort. Cafard!«
    Nun war es ausgesprochen, das große Wort. Narcisse nickte. Er stand neben dem Tisch, hatte seine weiße Hand auf die Platte gelegt. »Fast hab ich

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