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Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Titel: Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Schnörkel. Goya las und verneigte sich ehrfürchtig. »Was meinten Sie, mein Lieber?« fragte der König. Goya, ungewöhnlich laut, erwiderte: »Nichts, Majestät.« Der König setzte die Unterhaltung auf seine leutselige Weise fort. »Wie viele Porträts von mir haben Sie jetzt eigentlich gemalt?« fragte er. Goya wußte es nicht genau, aber das einzugestehen, wäre unhöflich gewesen. Er erwiderte: »Neunundsechzig.« – »Sieh mal an«, schrieb Carlos auf, und feierlich sprechend fügte er hinzu: »Möge die Heilige Jungfrau mir und Ihnen Jahre genug schenken, daß es hundert werden.«
    Der Príncipe de la Paz bat Goya zu sich. Manuel war gespannt auf die Zusammenkunft. Noch stärker als früher fühlte er die geheimnisvolle Verknüpfung zwischen sich und dem Maler. Sie mußten unter sehr ähnlicher Konstellation geboren sein, zur gleichen Zeit hatte nach einem märchenhaftenAufstieg ihnen beiden das Schicksal schwere Schläge versetzt. Dieser Francisco hatte ihm die Bekanntschaft mit Pepa vermittelt, die Verbindung, die so folgenreich in sein Leben eingegriffen hatte, und er, Manuel, hatte Goyas Aufstieg mächtig gefördert. Sie waren Freunde, sie verstanden sich, sie konnten offen reden, einer zum andern.
    Als Manuel den gealterten Goya sah, überschwemmte ihn ehrliche Teilnahme. Doch gab er sich fröhlich wie in ihrer besten Zeit. Wieder und wieder versicherte er, Francisco und er gehörten zusammen. Hatte er’s nicht vorausgesagt, daß sie höchste Gipfel ersteigen würden, jeder in seinem Bereich? Und nun war Francisco Erster Maler, er selber Infant von Kastilien. »Zur Zeit sind ein paar Wolken da«, räumte er ein, »aber ich sage dir, mein Francho« – und er wischte die Wolken mit einer Handbewegung fort –, »diese Mißhelligkeiten gehen vorbei, und unsere Sterne werden nur so heller leuchten. Wer, wie wir beide, Macht und Würde erst erwerben mußte«, fuhr er fort, wichtig und geheimnisvoll, »der schätzt sie viel höher, als wer damit geboren ist, der läßt nicht locker. Plus ultra!« rief er, und da Goya nicht verstand, schrieb er ihm auf: »Plus ultra«; er hatte die Wendung liebengelernt bei seinem letzten Aufenthalt in Cádiz. Er habe eine wilde Zeit in Cádiz gehabt, erzählte er. Übrigens solle es auch Francisco dort toll getrieben haben, meinte er zwinkernd, es sei da die Rede gewesen von einer gewissen unbekleideten Venus.
    Francisco war betroffen. Hatte sie Dritte das Bild sehen lassen? Fürchtete sie nicht das Geschwätz? Fürchtete sie nicht die Inquisition?
    Manuel merkte Franciscos Bestürzung. Drohte ihm mit dem Finger. »Es sind ja nur Gerüchte«, meinte er, »und ich verlange nicht, daß Sie sie mir bestätigen oder kavaliermäßig dementieren. Natürlich möchte auch ich mir gerne eine solche Venus bei Ihnen bestellen, ich habe da ein paar recht appetitliche Modelle. Vielleicht reden wir einmal später darüber. Vorläufig malen Sie mir meine Infantin. Sie haben sie ja schon früher gemalt, schon als Kind, wie ich höre.«
    Er rückte ganz nah an ihn heran und eröffnete ihm mit aufrichtiger Herzlichkeit: »Übrigens lerne ich die Zeichensprache. Ich möchte mich oft und ausführlich mit dir unterhalten, Francho, mein Freund. Und ich habe auch Auftrag gegeben, einen Plan auszuarbeiten für die Errichtung einer modernen Taubstummenanstalt. Nach den Prinzipien des Docteur de l’Epée. Und deinen Namen soll sie tragen; denn du hast mich auf die Idee gebracht. Glaub mir, es ist keine Vermessenheit, wenn ich heute schon solche Aufträge gebe. Die Zeit meiner Muße wird nicht lange dauern. Ich werde noch viel höher steigen. Sei überzeugt, mein Francho!« Und wiewohl Goya ihn nicht hören konnte, gab er seinem dunkeln Tenor metallischen Glanz.
    Den Tag darauf meldete Andrés eine Dame. Goya, der Auftrag gegeben hatte, man solle niemand vorlassen, war ärgerlich. Andrés erklärte, die Dame lasse sich nicht abweisen, und es sei eine sehr große Dame. Goya schickte Agustín. Der kam zurück, etwas verwirrt, und sagte, es sei die Gräfin Castillofiel, und als Goya nicht verstand, schrie er ihn an: »Die Pepa! Es ist die Pepa!«
    Es ging Pepa gut. Sie hatte durch die zeitweilige Verdunkelung Don Manuels eher noch größern Glanz gewonnen. Niemand glaubte an die Dauer seiner Ungnade, und jene, welche aus Vorsicht den Infanten selber mieden, zeigten sich aus Vorsicht um so öfter beim Lever der Gräfin Castillofiel. Überdies mehrte sich erstaunlich ihr Reichtum.
    Als sie von

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