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Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Titel: Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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einen Augenblick war er bestürzt vor Glück, daß seiner Tochter eine solche Erhöhung zugedacht war. Sogleich aber sagte er sich, was Lucien daherrede, sei wohl nurGeflunker. Wie immer, er war froh, das Gesicht wahren zu können. Feierlich erwiderte er, unter diesen Umständen glaube er, vor Gott und seinem Gewissen die Verantwortung für das gewünschte Ultimatum an Portugal übernehmen zu können; er werde den Katholischen Königen das von dem Ersten Konsul angeratene Vorgehen empfehlen.
    In verdeckten Worten dann vereinbarten die beiden Herren noch, wie sie die persönlichen Kommissionen aus der von Portugal zu verlangenden Kriegsentschädigung unter sich verteilen sollten.
    Die Vorschläge des Generals Bonaparte machten Eindruck auf Doña María Luisa. Zwar kostete es sie Überwindung, ihre gutmütige, fügsame Tochter Carlota, die in Portugal regierte, zu kränken und mit Krieg zu überziehen. Aber Napoleon hatte in einem früheren Falle Wort gehalten: er hatte ihre Tochter María Luisa zur Königin von Etrurien gemacht. Es war durchaus möglich, daß er willens war, sich mit dem Hause Bourbon zu verschwägern, ihre Tochter Isabel nach Versailles zu holen und dort mit ihr zu regieren. Dann werden wieder wir Bourbonen auf allen Thronen Europas sitzen.
    Sie redete Don Carlos zu, sich ins Unvermeidliche zu fügen. Der, schweren Herzens, ließ Lucien Bonaparte kommen und erklärte ihm, er werde das Ultimatum an Portugal richten. »Da siehst du es, mein lieber Botschafter«, sagte er, Tränen in den Augen, »welches Herzeleid es bringen kann, eine Krone zu tragen. Wie ich meinen lieben Schwiegersohn kenne, wird er nicht nachgeben, und dann muß ich meine Armee schicken gegen meine eigene Tochter, die mir nichts getan hat und gar nicht weiß, um was es sich eigentlich handelt.«
    In der Tat lehnte der Prinzregent von Portugal das Ultimatum ab, und es marschierte eine spanische Armee unter Führung Don Manuels in Portugal ein. Das geschah am 16. Mai.
    Schon am 30. bat das wehrlose Portugal um Frieden. Die Verhandlungen wurden in Badajoz geführt, an der portugiesischen Grenze, in Manuels Geburtsstadt. Der Vertrag kam überraschend schnell zustande. Manuel, der von Portugal reicheEhrengaben erhalten hatte, genehmigte dem geschlagenen Feind großherzige Bedingungen. Lucien Bonaparte, auch er im Besitz einer Kommission und üppiger Geschenke, fügte dem Vertrag seine Unterschrift im Namen Frankreichs bei.
    Der Príncipe de la Paz hatte wiederum seinem Namen Ehre gemacht und trotz glorreicher, kriegerischer Erfolge dem besiegten Gegner einen edelmütigen Frieden zugestanden. Der »Friede von Badajoz« wurde in beiden Ländern gefeiert. Ein Dekret des Königs Carlos bewilligte dem siegreichen Infanten Manuel triumphalen Einzug in Madrid.
    Allein Napoleon, der soeben bei Marengo die Österreicher entscheidend aufs Haupt geschlagen hatte, erklärte in einer scharfen Note, der Botschafter Lucien habe seine Vollmacht überschritten; er, der Erste Konsul, denke gar nicht daran, diesen törichten »Frieden von Badajoz« anzuerkennen, er betrachte sich nach wie vor mit Portugal im Krieg. Um keine Mißdeutungen aufkommen zu lassen, ließ er ein zweites französisches »Hilfskorps« in Spanien einrücken.
    Dem Infanten Manuel verdunkelte der Weihrauch, den sein Land ihm streute, den Blick. In einer Note, nicht minder entschieden als die Napoleons, verlangte er, daß die französische Regierung ihre nun überflüssigen Armeen sogleich aus Spanien zurückziehe; vorher werde er eine Revision des »Friedens von Badajoz« nicht einmal erwägen. Napoleon antwortete, er könne Manuels dreiste Worte nur dahin deuten, daß die Katholischen Majestäten des beschwerlichen Sitzens auf dem Throne müde seien und danach verlangten, das Schicksal der andern Bourbonen zu teilen.
    Manuel hatte dem spanischen Volke und sogar dem Königspaar verheimlicht, daß der Erste Konsul Einspruch erhoben hatte gegen den »Frieden von Badajoz«, und Hof und Stadt fuhren fort, den Infanten mit Kling und Gloria zu feiern. Dieser, immer tiefer verblendet von dem Gejubel, ging daran, die Unverschämtheit Napoleons nach Gebühr zurückzuweisen. Er entwarf eine würdige Erwiderung, welche im Namen Manuels der spanische Gesandte in Paris, Azara, dem GeneralBonaparte in einer persönlichen Ansprache übermitteln sollte. In dieser Antwort machte Don Manuel den Emporkömmling darauf aufmerksam, daß kein Erster Konsul, sondern der allmächtige Gott das Schicksal der

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