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Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Titel: Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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denen sie wissen mußte, daß er sie mißbilligte. Zweifellos war die milde Strafe des Abate zurückzuführen auf bedenkliche Abmachungen Manuels mit dem Großinquisitor, und zweifellos staken hinter dieser ganzen Angelegenheit Lucía und Pepa.
    Weiter und weiter aus seiner Vertrautheit mit Don Manuel verdrängt sah sich Miguel. Manuel, gegen seinen Rat, bedrückte immer heftiger die Liberalen, und nun holte er aus zu seinem härtesten Schlage.
    Der Großinquisitor Reynoso hatte nämlich für die mildeBehandlung des Abate Diego Perico eine einzige Gegenleistung verlangt: die ungnädige Entlassung des Erzketzers und Rebellen Gaspar Jovellanos. Manuel hatte sich gesträubt, gegen einen Mann vorzugehen, dem er selber Begnadigung und neue Erhöhung bewirkt hatte. In seinem Herzen aber war es ihm willkommen, den sauren Moralisten loszuwerden, dessen Anblick ihm ein ewiger Vorwurf war. Er war also nach einigem Zögern und Feilschen auf die Bedingungen des Großinquisitors eingegangen. Nun schien ihm der rechte Zeitpunkt gekommen, den Vertrag zu erfüllen.
    Ein bequemer Vorwand fand sich bald. Jovellanos hatte ein neues, kühnes Buch veröffentlicht, und das Heilige Offizium verlangte in einem strengen Schreiben, daß die Regierung das gottlose und rebellische Werk sogleich verbiete und den Autor zur Rechenschaft ziehe. »Er wird nie mehr klug werden, dein Don Gaspar«, sagte seufzend Don Manuel zu Miguel. »Ich fürchte, dieses Mal werde ich gegen ihn vorgehen müssen.« – »Sie werden doch nicht zulassen wollen, daß das Buch verboten wird?« fragte Miguel. »Lassen Sie mich eine Antwort an Reynoso entwerfen«, bat er, »etwas Beschwichtigendes, Vertröstendes.« – »Ich fürchte, damit werden wir dieses Mal nicht durchkommen«, meinte Manuel und schaute Miguel voll an, blanken Auges, doch sichtlich Böses vorbereitend. »Sie denken wirklich daran, Jovellanos einen Verweis zu erteilen?« fragte, nun ernstlich alarmiert, Miguel. Er konnte die Gemessenheit nicht festhalten, welche sein weißes, viereckiges, klarstirniges Gesicht zu zeigen pflegte. »Ich fürchte«, antwortete Manuel, »auch das wird dieses Mal nicht genügen.« Er hob die fleischige Hand zu einer vornehm gelangweilten Geste der Ablehnung. »Don Gaspar bringt mich in immer neue Händel mit dem Großinquisitor und mit Rom, und er will durchaus nicht begreifen.« Und ohne Maske jetzt, bösartig, aufbegehrend wie ein trotziges Kind, schloß er: »Ich habe die ewigen Scherereien satt. Ich werde ihn zurückschicken nach seinem Asturien. Ich werde den König bitten, ihm eine Carta orden zuzustellen.«
    »Das werden Sie nicht!« rief Miguel. Er war aufgestanden. In ihm war das bittere Gedächtnis des langen Kampfes, den es gekostet hatte, Jovellanos aus der Verbannung zurückzurufen. Das Schicksal Franciscos, Pepas, Manuels, sein eigenes war verändert worden durch diesen Kampf: und sollten die Opfer und heißen Mühen alle umsonst gewesen sein? »Ich bitte Sie sehr um Verzeihung, Don Manuel«, sagte er. »Aber wenn Sie dem Großinquisitor jetzt so bedingungslos nachgeben, dann wird er in Zukunft nur um so dreister werden.« – »Erinnere dich gefälligst, Don Miguel«, gab ihm sanft und höhnisch Manuel zurück, »daß ich, wenn es darauf ankommt, dem Papst und dem Großinquisitor gegenüber sehr wohl meinen Mann zu stellen weiß. Hat man es je erlebt, daß einer, der einen verurteilten Ketzer über die Grenze entführt hat, zurückkehrt und am Leben bleibt? Nun, mein Lieber, ich habe es geschafft. Unser Abate ist in Spanien, es geht ihm nicht schlecht, und es wird ihm noch besser gehen. Gib es zu, Don Miguel: wir haben dem Heiligen Offizium einen schweren Schlag versetzt; es ist nur billig, daß wir ihm eine kleine Gefälligkeit erweisen.« – »Eine kleine Gefälligkeit!« rief mit kaum beherrschter Stimme Don Miguel. »Jovellanos, der größte Mann dieses Reiches, verbannt! Von einer solchen Niederlage erholen wir uns nie wieder! Bedenken Sie es zweimal, Don Manuel«, beschwor er ihn, »ehe Sie einen solchen Schritt tun!« – »Deine Ratschläge, mein Lieber«, antwortete auffallend ruhig Don Manuel, »werden mir in der letzten Zeit ein wenig zu aufdringlich. Glaub mir, ich kann ganz gut allein denken. Ihr werdet mir alle zu übermütig, ihr Liberalen, ich hab euch zu sehr verwöhnt.« Er stand auf. Fleischig, groß, stattlich stand er vor dem hagern Miguel. »Alles ist bedacht«, sagte er. »Dein Freund Don Gaspar erhält seine Carta orden!« Sein

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