Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
Vom Netzwerk:
heranzukommen. Aber dagegen ist nichts zu sagen.«
    »Da stimme ich Ihnen zu.«
    »Wow. Dann können wir dieses Gespräch jetzt in Harmonie beenden.«

    Ich verschränkte die Finger und legte die Hände hinter den Kopf. »MVD muss Sie vermissen.«
    »Ich habe gehört, dass sie eine neue Hottie haben. Sie soll sehr gut sein.«
    »Aber bestimmt nicht mit Ihnen vergleichbar.«
    »Da seien Sie sich mal nicht so sicher. Aber vielleicht kann ich sie abwerben. Ich könnte eine zweite Hottie brauchen, und sie scheint etwas andere Geschmäcker anzusprechen.«
    »Inwiefern?«
    »Ich bin blond. Die neue bei MVD ist dunkelhäutig.«
    »Afroamerikanerin?«
    »Nein.«
    Und dann hatte ich das Gefühl, dass der Boden unter mir nachgab, als Cingle Shaker ergänzte: »Ich glaub, sie ist Inderin.«

31
    Ich rief Raya Singh auf dem Handy an. Cingle Shaker war gegangen, aber Muse war noch im Büro geblieben.
    Raya meldete sich nach dem dritten Klingeln. »Hallo?«
    »Vielleicht hatten Sie Recht«, sagte ich zu ihr.
    »Mr Copeland?«
    Der Akzent klang so unecht. Wie hatte ich ihr das abnehmen können? Oder hatte ich es doch irgendwo schon die ganze Zeit gewusst?
    »Nennen Sie mich Cope«, sagte ich.
    »Okay, äh, Cope«, sagte sie herzlich. Ich hörte diesen wissenden Unterton. »In welchem Punkt hatte ich vielleicht Recht?«
    »Dass ich nicht wissen kann, ob Sie nicht womöglich die Richtige für mich sind? Dass ich nicht wissen kann, ob Sie mich nicht in einen Glückstaumel versetzen?«

    Muse rollte die Augen. Dann steckte sie sich den Finger in den Mund und tat so, als ob sie sich übergeben müsste.
    Ich versuchte, mich noch für diesen Abend mit Raya zu verabreden, aber sie wollte nichts davon wissen. Ich drängelte nicht. Wenn ich zu sehr drängelte, hätte sie vielleicht Verdacht geschöpft. Wir verabredeten uns für morgen früh.
    Ich legte auf und sah Muse an. Muse schüttelte den Kopf.
    »Fangen Sie gar nicht erst an.«
    »Hat sie wirklich was von einem Glückstaumel gesagt?«
    »Ich habe gesagt, Sie sollen gar nicht erst anfangen.«
    Sie schüttelte noch einmal den Kopf.
    Ich sah auf die Uhr. Halb neun.
    »Ich muss mich auf den Heimweg machen«, sagte ich.
    »Okay.«
    »Was ist mit Ihnen, Muse?«
    »Ich hab noch was zu erledigen.«
    »Es ist spät. Gehen Sie nach Hause.«
    Sie ignorierte mich. »Jenrette und Marantz«, sagte Muse, »arbeiten wirklich mit allen Mitteln.«
    »Ich halt schon durch.«
    »Ich weiß. Aber es ist doch beeindruckend, was Eltern alles tun, um ihre Kinder zu beschützen.«
    Ich wollte schon sagen, dass ich das verstand, weil ich ja selbst eine Tochter hatte und alles tun würde, um Schaden von ihr abzuwenden, aber das hätte einfach zu herablassend geklungen.
    »So leicht bin ich nicht zu beeindrucken, Muse. Sie arbeiten hier jeden Tag. Sie wissen, wozu Menschen fähig sind.«
    »Genau darauf wollte ich hinaus.«
    »Worauf?«
    »Jenrette und Marantz haben mitgekriegt, dass Sie in die Politik gehen wollen. Sie halten das für Ihren Schwachpunkt. Also haben sie sich auf Sie gestürzt und versuchen jetzt, Sie mit allen Mitteln einzuschüchtern. Das ist ziemlich clever. Die meisten
Menschen hätten längst klein beigegeben. Ihr Fall ist sowieso nicht hundertprozentig wasserdicht. Die beiden dachten wohl, wenn Sie so unter Druck geraten, lassen Sie sich auf einen Vergleich ein.«
    »Da haben sie sich vertan. Und jetzt?«
    »Und jetzt scheinen Sie zu glauben, dass die beiden einfach aufgeben. Meinen Sie, die hätten es nur auf Sie abgesehen? Oder ist das vielleicht der Grund, dass Richter Pierce alle Anwälte für morgen früh in sein Büro bestellt hat?«

    Als ich zu Hause ankam, hatte ich eine E-Mail von Lucy.
    Erinnerst du dich noch daran, wie wir uns früher gegenseitig unsere Lieblingslieder vorgespielt haben? Ich weiß nicht, ob du das hier kennst, aber hör doch mal rein. Ich werde nicht so unverschämt sein und verlangen, dass du an mich denkst, wenn du es hörst. Aber hoffen kann ich ja.
    Alles Liebe,
    Lucy
    Ich lud den Song im Anhang herunter. Es war Back in Your Arms, ein ziemlich selten gespielter Klassiker von Bruce Springsteen. Ich hörte ihn am Computer. Bruce sang etwas über Gleichgültigkeit und Bedauern, darüber, was er alles weggeworfen hat und dass er es wieder zurückhaben möchte und sich danach sehnt, wieder in ihren Armen zu liegen.
    Ich fing an zu weinen.
    Als ich so allein im Halbdunkel saß, diesen Song anhörte, dabei an Lucy und an jene Nacht dachte, habe ich doch tatsächlich

Weitere Kostenlose Bücher