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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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keine hinterlistige Falle ist, dann weiß ich’s auch nicht.«
    »Weil Sie attraktiv sind?«
    »Ja.«
    Ich zuckte die Achseln. »Wenn der Kerl gebunden ist, dürfte es eigentlich keinen Unterschied machen, wie gut die Frau aussieht.«
    Cingle Shaker zog eine Grimasse. »Bitte.«
    »Bitte was?«
    »Stellen Sie sich jetzt absichtlich dumm? Was glauben Sie, wie schwer es für mich wäre, dafür zu sorgen, dass zum Beispiel Mr Drogeriemarkt-Verkäufer hinter mir herguckt.«
    »Gucken ist eine Sache. Anfassen eine andere.«
    Cingle sah Muse an: »Meint der das ernst?«
    Muse zuckte die Achseln.
    »Dann will ich es Ihnen mal so erklären«, sagte Cingle. »Ich hab so um die dreißig oder vierzig dieser sogenannten Treue-Tests gemacht. Raten Sie mal, wie viele verheiratete Männer nichts mit mir angefangen haben.«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Zwei.«
    »Rein statistisch ist das kein besonders guter Wert, und ich muss zugeben …«
    »Warten Sie, ich bin noch nicht fertig. Diese beiden, können Sie sich vorstellen, warum die nicht darauf eingegangen sind?«
    »Nein.«
    »Sie haben was gemerkt. Ihnen ist klar geworden, dass da was nicht stimmen kann. Sie dachten: ›Moment, warum sollte so eine Frau ausgerechnet mich anbaggern?‹ Sie haben erkannt, dass es eine Falle war – und deshalb haben sie die Finger von mir gelassen. Sind sie deshalb besser als die anderen Kerle?«

    »Ja.«
    »Wieso?«
    »Weil sie die Finger von Ihnen gelassen haben.«
    »Aber sollte der Grund nicht auch eine Rolle spielen? Ein Typ sagt nein, weil er Angst hat, erwischt zu werden. Ist er dem anderen Typen, der diese Angst nicht hatte, damit moralisch überlegen? Der Typ, der keine Angst hat, liebt seine Frau womöglich sehr viel mehr. Vielleicht ist er der bessere Ehemann und auch noch treuer. Vielleicht will der andere Typ mit einer Frau nach der anderen ins Bett springen, ist aber so feige und ängstlich, dass er sich nicht traut.«
    »Na und?«
    »Dann ist die Angst – nicht die Liebe, nicht das Hochzeitsgelübde und auch nicht das Verantwortungsbewusstsein – der Grund für seine Treue. Wer ist dann also der bessere Mann? Geht es um die Handlung oder um die Gefühle?«
    »Schwierige Frage, Cingle.«
    »Und für welche Seite würden Sie sich entscheiden, Herr Staatsanwalt?«
    »Ganz genau. Ich bin Staatsanwalt. Bei mir geht es einzig und allein darum, was wir tun.«
    »Unser Handeln bestimmt, wer wir sind.«
    »Ja, aus juristischer Sicht schon.«
    »Der Kerl, der zu ängstlich ist, etwas durchzuziehen, ist also sauber?«
    »Ja. Er hat es eben nicht durchgezogen. Aus welchem Grund, spielt keine Rolle. Niemand verlangt von ihm, dass er sein Treuegelübde aus Liebe einhält. Die Angst ist ein ebenso guter Grund wie jeder andere.«
    »Wow«, sagte sie. »Da bin ich aber anderer Meinung.«
    »Das steht Ihnen frei. Aber worauf wollten Sie eigentlich hinaus?«
    »Es geht um Folgendes: MVD will Dreck finden. Wie, ist ihnen
egal. Wenn in der aktuellen Realität nichts zu holen ist – wenn der Ehemann also nicht schon fremdgeht –, dann beeinflussen sie die Realität – es wird also jemand wie ich auf den Ehemann losgelassen. Haben Sie’s jetzt begriffen?«
    »Ich glaub schon. Ich muss also nicht nur auf das aufpassen, was ich getan habe, sondern auch darauf, was ich vielleicht tun könnte oder wozu man mich vielleicht verleiten könnte.«
    »Bingo.«
    »Und Sie haben keine Ahnung, wer MVD die Informationen für diesen Bericht zugespielt haben könnte?«
    »Noch nicht. Aber, hey, Sie haben mich jetzt mit der Gegenspionage beauftragt. Mal sehen, was sich da finden lässt.« Sie stand auf. »Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie helfen?«
    »Nein. Danke, Cingle, ich glaube, das war’s.«
    »Cool. Ach, ich hab die Rechnung für den Jenrette-Marantz-Fall dabei. Wem soll ich die geben?«
    Muse sagte: »Die übernehme ich.«
    Cingle reichte sie ihr und lächelte mir zu. »Hat mir gefallen, wie Sie das im Gericht gemacht haben, Cope. Sie haben die richtig am Arsch gekriegt.«
    »Ohne Ihre Hilfe wäre mir das nicht gelungen«, sagte ich.
    »Ach was. Ich hab schon einige Staatsanwälte in Aktion gesehen. Sie sind aus dem richtigen Holz geschnitzt.«
    »Danke. Ich frage mich allerdings gerade, ob wir die Realität nicht auch etwas zurechtgerückt haben, wenn wir Ihre Definition zugrunde legen?«
    »Nein. Ich sollte ehrliche Informationen ans Tageslicht bringen. Das war keine Falle. Natürlich habe ich mein Aussehen benutzt, um an die Wahrheit

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